Wer tiefstapelt, gelangt bisweilen weit nach oben. Als die Verantwortlichen des VfL Kirchheim im Sommer 2021 den „einstelligen Tabellenplatz“ als Rundenziel ausgaben, hörte sich dies sehr bescheiden an. „Dieses Ziel haben wir mit Platz eins bisher erreicht“, sagt VfL-Trainer Armin Ohran mit einem Lächeln im Gesicht, doch der Gipfelsturm soll nicht zum Abheben dienen. „Wir werden auch die Restrunde demütig angehen, keine Frage“, gibt sich der Coach vorsichtig.
Dabei hat es der VfL rund zehneinhalb Jahre nach dem Beginn der Großkrise mit dem Oberliga-Aus und folgenden Fall bis in die Kreisliga A geschafft, eine durchweg positive Stimmung in Verein und Stadt zu entfachen. „Wir entwickeln uns in einem ruhigen Umfeld weiter, das honorieren die Leute“, schildert Ohran seinen Eindruck. Sportlich gesehen will der Coach „dort anknüpfen, wo wir vor der Zwangspause aufgehört haben“. Das heißt: Selbstbewusst auftreten, offensiv denken, aber auch defensiv mitdenken, Punkte hamstern.
In Zahlen sieht es vor dem Restrundenstart so aus: Spitzenreiter VfL hat mit 36 Zählern sieben Punkte Distanz zu den ersten Verfolgern FV Neuhausen und FC Eislingen (beide eine Partie weniger) geschaffen. Am Dienstag kommender Woche bitten Armin Ohran und dessen Bruder Almir als Co-Trainer das Team zum Wiedereinstieg. In der Woche zuvor sind lockere Läufe auf individueller Basis angesetzt. Auf dem Transfermarkt tat sich wenig. „Ich vertraue den Jungs, die da sind“, lautet Armin Ohrans eindeutiges Statement. Das erste Match: am 27. Februar gegen den abstiegsgefährdeten Liga-Dino TSV Neckartailfingen.
SGEH-Kader bereitet Sorgen
Die Nummer zwei in der Teckregion heißt Sportgemeinschaft Erkenbrechtsweiler-Hochwang. Christian Mirbauer kann sich mit der Zwischenbilanz (Tabellenplatz sieben, 21 Zähler) gut anfreunden. „Wir standen im Bezirkspokalfinale, haben in der Punktrunde nur zwei Partien verloren, und dies jeweils gegen die Spitzenteams VfL und Neuhausen“, rekapituliert der SGEH-Trainer.
Trotzdem werde die Restrunde noch „eine enge Geschichte“. Besonders der kleine Kader bereite Kummer. Es sei zwar der Spielermarkt sondiert worden, Konkretes habe sich jedoch laut Klubinfo nicht ergeben. Mit Keeper Marc Fecher (zurück nach Oberensingen), Robin Hummel (SF Dettingen) und Sebastian Kiebel (Ziel unbekannt) verabschiedeten sich zudem drei Akteure, die es bis zur Corona-Pause nur auf wenig Einsatzzeiten gebracht hatten. „Wir hoffen, dass Tim Kammerer noch in dieser Saison wieder einsatzfähig wird, er würde uns weiterhelfen“, hofft Mirbauer. Der Rekonvaleszent hat wegen eines Kreuzbandrisses noch kein Match in dieser Runde bestritten. „Personell darf nicht mehr viel passieren“, warnt Mirbauer. Am 18. Januar beginnt das Training, am 26. Februar würde die SGEH samstags mit einer Heimpartie gegen den FC Rechberghausen die Restrunde eröffnen.
Jesinger beschwören Teamgeist
Stefan Haußmann hat mit seiner Prophezeiung gut gelegen. „Ich habe immer gesagt, auch in unserer schlechten Phase, dass unser Kader qualitativ absolut Bezirksliganiveau hat“, blickt der Routinier auf die bislang 14 Begegnungen seines Teams zurück. Nachdem in personeller Hinsicht Klarheit herrscht, das Tandem Haußmann/Reinöhl um Jonathan Willig als zweiten „Co“ ergänzt wurde (wir berichteten), setzen die Jesinger auch auf ein gutes Miteinander. „Es wird noch ein harter Ritt“, weiß Haußmann um die nur scheinbare Sicherheit, die sich nach der wilden Aufholjagd in Tabellenplatz neun mit 19 Punkten widerspiegelt. Das erste Punktmatch soll am 27. Februar gegen den FV Faurndau steigen.
Hoffnung in Neidlingen
Während sich der VfL Kirchheim als Spitzenreiter zweifelsohne in der Liga-Beletage tummelt, die SGEH und der TSV Jesingen in einem breiten Mittelfeld, befinden sich der TV Neidlingen und TSV Weilheim mitten im Hochrisikogebiet. Dabei hatte der TV Neidlingen vor der Rundenunterbrechung per 2:1 gegen Nachbar TSV Weilheim nicht nur das Punktekonto auf elf Zähler geboostert, sondern auch neue Hoffnung geweckt. Patrick Kölle bleibt Realo. „Es wird schwierig, aber die Aufgabe ist nicht unlösbar. Ich sehe uns nicht komplett chancenlos“, sagt der kickende Coach hinsichtlich des Kampfes um den Ligaverbleib. Ein Mutmacher sei eine oftmals ordentliche Leistung auf dem Platz, die allerdings zu selten mit Punkten veredelt worden sei. „Selbst beim 1:4 in Neuhausen waren wir nah dran an einem Remis, vergaben unter anderem einen Elfmeter“, so Kölle. Durch den Wechsel von Pascal Hartmann (elf Treffer) zurück zum TSV Bad Boll entsteht allerdings eine Lücke, die sich nicht einfach schließen lässt. „Wir halten die Augen weiter nach Verstärkungen offen“, betont der Coach, doch er habe nicht allzu große Hoffnungen, dass der Klub fündig werde. Am 17. Januar ist Trainingsbeginn. Gegner am ersten Spieltag Ende Februar: FC Donzdorf.
Weilheim peilt Wende an
Beim TSV Weilheim wird bekanntlich Interimscoach Uwe Heth im Tandem mit Lars Wiest weitermachen. „Es war zwar angedacht, in der Winterpause einen neuen Trainer zu installieren“, berichtet Heth, doch der Markt habe nicht viel hergegeben. „Ein neuer Trainer hätte bei Null angefangen, was viel Energie und Zeit benötigt, die wir in unserer Situation nicht haben“, erläutert der einstige Oberligakicker des VfL Kirchheim. Im Kampf um den Ligaverbleib sieht Heth durchaus noch Chancen: „Wir müssen einfach weitermachen, hoffen, dass alle gesund bleiben, und auch mal Spiele knapp gewinnen, statt zu verlieren“, lautet sein Ansatz. Mit dem Auswärtsmatch in Nellingen soll die Wende eingeleitet werden.