Beim TV Neidlingen war vor fast einem Jahr der Gabentisch dünn gedeckt. „Bei unserer Weihnachtsfeier damals hatten wir elf Punkte auf dem Konto“, erinnert sich Spielertrainer Patrick Kölle an eine verkorkste erste Bezirksliga-Saisonhälfte. Beim diesjährigen gemütlichen Zusammensein im Dezember wird das Betrachten der Tabelle für mehr Frohsinn sorgen: Mit 20 Zählern haben sich die Neidlinger bereits vorab beschert, gegen den TSV Oberboihingen sollen morgen gar die Punkte Nummer 21 bis 23 folgen. „Wir haben schon einen kleinen Lauf“, sagt der Neidlinger Coach in Anbetracht von vier Siegen aus den vergangenen fünf Partien, verbunden mit dem Satz auf Tabellenplatz acht.
Das Kommende nimmt Kölle allerdings nicht auf die leichte Schulter. „Die Oberboihinger haben beim 5:4 gegen Geislingen gezeigt, dass sie absolut das Zeug haben, sich aus der Gefahrenzone zu kämpfen“, so der Torjäger, folglich werde die Partie für sein Team „zu keinem Selbstläufer“. Das Match geht definitiv ohne Martin Kirschmann über die Bühne. Der Mann für alle Fälle bei Personalengpässen hat sich bei seinem Kurzeinsatz in Denkendorf gezerrt. „Er fällt aus“, berichtet Kölle.
VfL gastiert beim „Dino“
Die Neidlinger? Auf dem Weg zu Serienhelden. Der VfL? Möchte diesen Status zurück. Nach vier Siegen in Folge kam das 2:4 im Topmatch gegen den FC Eislingen. Die Kirchheimer bekommen es am Donnerstagabend mit dem TSV Neckartailfingen zu tun, dem Liga-Dino, im 20. Jahr ununterbrochen der Bezirksliga angehörend. Armin Ohran will auf dem Aileswasen die jüngste Niederlage („das schnelle Gegentor zum 1:2 hat uns aus der Bahn geworfen“) per Auswärtssieg vergessen machen – und zwar mit einer offensiven, mutigen Vorgehensweise. Das Team müsse dafür unter anderem „hohe Ballgewinne erzielen“, insgesamt „präsenter auf dem Platz agieren“ als jüngst gegen Eislingen, insgesamt „eine Reaktion zeigen“. Theo Gut, gegen den FCE nach rund 20 Minuten ausgeschieden, wird überraschend zur Option für den Neckartailfingen-Trip. Laut Coach Ohran habe Gut zwar einen Schlag aufs Knie bekommen, beim folgenden Medizincheck sei jedoch keine Bänderverletzung feststellbar gewesen.
Lindach-Derby am Freitag
TV Neidlingen und VfL Kirchheim sind donnerstags dran, 24 Stunden später heißt es Derbytime im Lindachstadion. Der TSV Jesingen, vergangenen Sonntag per 3:0 über den FV Plochingen in die Erfolgsspur zurückgekehrt, gastiert beim TSV Weilheim. Beide Teams gehören einem extrem breiten Mittelfeld an, das vom Tabellenfünften FV Neuhausen (22 Punkte) bis zum Tabellenviertletzten SC Geislingen II (16) reicht. Angesichts dieser beklemmenden Enge lechzen Jesinger (aktuell 20 Zähler) als auch Weilheimer (17) nach drei Punkten. TSVW-Coach Marcel Geismann – sein Team wurde zuletzt von schweren Verletzungen gebeutelt – klingt vor dem Flutlichtspiel hoffnungsvoll(er). Denn: Emre Yildirim und Tayip Abanoz kehren in den Kader zurück, auch Marco König könnte eine Option darstellen. Mit ein Grund für Geismanns Tatendurst. „Wir richten uns dieser Tage wieder auf und wollen am Freitag angreifen“, verspricht er.
Dass sich das Match zu einem „heißen Tanz“ (Geismann) entwickeln könnte, sieht Gegenüber Stefan Haußmann ähnlich. „Wir wollen nachlegen“, sagt der Jesinger Coach unmissverständlich, mit dem Sieg gegen Plochingen habe sein Team das Tal verlassen. Bis zu neun Akteure dürften Haußmann am Freitagabend fehlen: Langzeitverletzte, Angeschlagene, aber auch aktuell weit Entfernte wie Paul Schempp (Australien) und Dennis Flegel (USA). „Es spricht für die Tiefe in unserem Kader, dass wir diese Ausfälle kompensieren können“, freut sich Haußmann, alle Kicker würden „vollstes Vertrauen genießen“.
Das Derby wird aller Voraussicht nach auf Rasen, nicht auf Kunstrasen vonstattengehen. „Der Wetterbericht sagt zwar Regen voraus, aber wir wollen ganz klar im Stadion spielen“, kündigt Marcel Geismann an.