Lokalsport
Teck-Vereine trotzen dem Schneemangel

Alpinskilauf Die wintersporttreibenden Vereine aus der Region ziehen überwiegend eine positive Saisonbilanz – nur der VfL macht Sorgen. Von Helge Waider

Rien ne va plus – nichts geht mehr. In den meisten europäischen Alpin-Skiregionen sind mit Ausnahme der Gletschergebiete die Saisonlichter nach den Osterfeiertagen ausgegangen oder biegen zumindest auf die Zielgerade ein. Vielerorts stehen die Revisionen der Bergbahnen auf der Agenda, bevor Gondeln, Sessel und Bügel in die Sommerruhe verabschiedet oder für den rudimentären Sommerbetrieb vorbereitet werden. Die Lifte auf der Alb und im Schwarzwald stehen mangels Schnee schon länger still (siehe Infokasten). Doch wie sind die hiesigen wintersporttreibenden Vereine durch die schneearme Saison gekommen? Eine Umfrage bei einigen Vereinen der Teckregion ergibt ein überwiegend positives Resümee.

Der TV Unterlenningen verzeichnete zwei gut besuchte Ausfahrten nach Tirol und in den Bregenzerwald sowie eine Abschlussfahrt inklusive Vereinsmeisterschaften, die in Grasgehren im Allgäu gemeinsam mit dem TV Neidlingen stattfand. Ebendort hatten beide Vereine auch das erste Wochenende der Leki Race Challenge im Februar ausgerichtet. Kinder-Skikurse fanden in Laichingen und im österreichischen Jungholz statt. Für TVU-Abteilungsleiter Christian Löw war es trotz wenig Schnee eine durchaus erfolgreiche Saison: „Ich hätte mir nur gerne noch zwei weitere Alb-Skikurse gewünscht.“

Ähnlich ist auch die Gefühlslage bei Daniela „Spagge“ Ambacher vom TV Neidlingen: „Wir hatten zwei komprimierte Tage Kinder-Skikurs in Laichingen mit fast 90 Kids. Da haben wir quasi in Schichten gelehrt“, sagt die ehemalige Rennläuferin. Insgesamt geht Ambacher optimistisch in die neue Saison, hat doch der schwache Winter nach zwei Jahren ohne Rennen für einen behutsamen Wiedereinstieg in die Organisation gesorgt. Den Saisonabschluss ihrer alpinen Eleven Anfang April hat die Neidlingerin gleichfalls in guter Erinnerung: „Nach den Rennen spielte das Lindach-Quartett in der Grasgehren-Hütte zum Tanz auf. Das war wie vor der Pandemie.“

SVL hat noch Luft nach oben

Mit leicht rückläufigen Zahlen hatte der SVL Kirchheim zu kämpfen. Sowohl bei den drei Ausfahrten ins Allgäu als auch bei der Leki Race Challenge, deren zweites Wochenende der SVL gemeinsam mit dem VfL Kirchheim am Hochlitten ausrichtete, hatten weniger Teilnehmer gemeldet als vor der Pandemie. Dafür freuten sich die Kirchheimer über einen mit 36 Kindern und Jugendlichen vollen Weihnachts-Skikurs im österreichischen Top-Skiort Saalbach-Hinterglemm. Den Saisonabschluss im nicht minder exklusiven Livigno haben die SVLer noch ebenso vor sich wie die heute beginnende Osterfreizeit im SVL-Haus in Schopfloch. „Wir haben insgesamt aber noch Luft nach oben“, gibt SVL-Vorstandsmitglied Bruno Panni das Ziel für die nächste Saison aus.

„Volle Hütte“ hingegen meldet Holger Haußmann vom TSV Jesingen. Sowohl die traditionelle Familienfreizeit am Pizol als auch die Ausfahrten nach Sölden und ins Allgäu waren ebenso gut gebucht wie der anstehende Abschluss in der Schweiz. „Wir haben keine rückläufigen Zahlen und im Durchschnitt so viele Skitage wie vor der Pandemie“, sagt Haußmann, der zusammen mit Tamara Fahn die TSVJ-Skiabteilung führt.

In dieses interne Loblied würde auch Hans-Joachim Brenner nur allzu gerne einstimmen. Der Vorsitzende des Kirchheimer Stadtverbandes für Leibesübungen (SfL), der in Personalunion auch die Skiabteilung des VfL Kirchheim leitet, konnte bis auf die Ausrichtung des zweiten Rennwochenendes der Leki Race Challenge, die der VfL zusammen mit dem SVL organisiert hatte, über kaum weitere Aktivitäten berichten. Selbst die an das Rennwochenende anschließende Helferausfahrt war nur mäßig besucht. Auch der traditionelle Skibasar in der Kirchheimer Stadthalle fiel 2022 aus, weil zu wenig Helfer verfügbar waren. Über der einst strahlenden VfL-Skiabteilung ziehen nach mehr als 100 Jahren des Bestehens dunkle Wolken auf. Die wenig verlässliche Schneelage und vor allem personelle Engpässe innerhalb der Abteilung machen Hans-Joachim Brenner pessimistisch: „Die Zukunft der Abteilung ist ungewiss.“

Ob Alb oder Allgäu: Die Auswirkungen spüren alle

Die Winter werden kürzer, und wer auch künftig Ski fahren will, muss höher hinauf als noch vor 20 Jahren. Die Auswirkungen waren heuer auf der Schwäbischen Alb für jeden ersichtlich.
Am Bläsiberg in Wiesensteig war im zweiten Jahr in Folge kein Lift­betrieb möglich.
Der Salzwinkel, vor fast 60 Jahren unweit des Römersteiner Ortsteils Zainingen eingeweiht, hatte gerade einmal einen Tag geöffnet. Geschäftsführerin Karin Hoffmann: „Aufwand und Ertrag stehen mittlerweile in einem sehr schlechten Verhältnis.“ Ob es überhaupt am Salzwinkel noch weitergeht, scheint sehr fraglich.
In Donnstetten hatten die Betreiber vor etlichen Jahren vorgesorgt und ein zweites Standbein geschaffen. Neben einer Schneekanone für den Winter wird das Gelände nach der Skisaison als Sommer-Rodelbahn genutzt.
In Westerheim sieht es Liftbetreiberin Margarete Bek pragmatisch: „Wir sind sehr flexibel und passen uns seit 50 Jahren an, nutzen mittlerweile Social Media und eine Web-Cam, um unsere Kunden zu informieren. In der abgelaufenen Saison kamen immerhin fünf Lifttage zusammen.
Auch im Allgäu setzt man auf Flexibilität – auch seitens der Vereine, die vor Ort gerne ihre Meisterschaften ausfahren. Am Hochlitten im österreichischen Riefensberg geht es immerhin bis auf 1200 Meter. Dennoch dauerte die Saison heuer nur zwei Monate. „Mit den Wetterkapriolen muss man leben“, weiß Liftbetreiberin Karoline Fink.
In Grasgehren nutzt man das Glück der besseren Lage aus. Der kleine Flecken, dessen Skigebiet bis auf fast 1700 Meter hinaufgeht, gilt als „Schneeloch“. Ein Grund mehr für Jakob Feldengut von der Liftbetreibergesellschaft, die Anlagen zu modernisieren: „Wenn in Grasgehren nichts mehr geht, haben viele andere schon vorher zugemacht“, weiß der Unternehmer. wai