Der Begriff „Triell“ ist seit dem vergangenen Bundestagswahlkampf bestens eingeführt – und trifft aktuell ziemlich exakt auch auf die Situation an der Tabellenspitze der Fußball-Kreisliga A zu (siehe Infokasten). Zwischen neun und 14 Punkten beträgt der Vorsprung des Führungstrios aus der Nürtinger Ecke, das die Meisterschaft vermutlich unter sich ausspielen wird. Die teilweise weit dahinter platzierten Teck-Teams haben hingegen unterschiedliche Ansprüche.
Am ehesten mithalten im Konzert der Favoriten konnten bislang die aktuell sechstplatzierten Sportfreunde Dettingen – auch wenn sie einen schwierigen Start erwischten. Trainer Nebih Kadrija: „Die verspätete Vorbereitung und eine lange Urlaubsphase hatten es uns schwer gemacht.“ Tatsächlich gestaltete sich der Saisonbeginn so, wie es der Coach vor der Runde vorhergesagt hatte, als er orakelte, dass es wohl bis zum vierten Spieltag dauere, ehe die Vorbereitung abgeschlossen sei. Immer wiederkehrende Verletzungen und Quarantänemaßnahmen einzelner Akteure machten dem einstigen Oberligaspieler das Leben zusätzlich schwer. Hinzu kamen aus SFD-Sicht unglückliche Niederlagen gegen den FV 09 Nürtingen, Türkspor Nürtingen und den TSV Harthausen. Unterm Strich läuft die Saison für den Trainer durchwachsen bis gut – wobei Kadrija die Entwicklung der Mannschaft explizit lobt: „Die Spieler ‚leben‘ den Verein. Da haben wir noch ein paar Jahre etwas davon.“ Genau das scheint auch wichtig, denn Kadrija (35) wie auch Co-Trainer Coskun „Joschi“ Isci (37) werden nicht mehr lange Woche für Woche die Kickstiefel schnüren können.
Nabern setzt auf Jugend
„Wellenbewegung“ war der Begriff, der Marco Kunze als erstes zur absolvierten Halbserie des SV Nabern einfiel. Kunze, der nach dem vorzeitigen Abschied von Marcel Geismann (wir berichteten) bis Saisonende alleiniger Trainer am Oberen Wasen ist, beschrieb damit die Runde, die mit einer Siegesserie begann. Es folgte eine Niederlagenserie, doch rechtzeitig wachten die Grün-Weißen wieder auf, drückten aufs Gaspedal und befanden sich wieder auf der Überholspur – just als die verfrühte Winterpause eingeleitet wurde. Das in sich gewachsene Team bleibt voraussichtlich auch im neuen Jahr unverändert. „Wir sind skandalfrei“, beschreibt Marco Kunze die Stimmung innerhalb der Mannschaft. Doch schon heute planen die Naberner die Integration einiger A-Junioren-Spieler in die beiden aktiven Mannschaften. Es scheint eine wichtige Weichenstellung zu sein, denn vor allem die erste Mannschaft benötigt in zwei, drei Jahren „frisches Blut“. Für die Rückrunde hofft man beim SVN auf die Fortsetzung der Siegesserie: „Wir wollen eine feste Größe im vorderen Tabellendrittel sein“, gibt Marco Kunze die Marschrichtung vor.
Optimismus in Weilheim
Die vordere Tabellenhälfte wäre auch das erklärte Ziel von Robert Walter. Der Coach des TSV Weilheim II überwintert mit seinem Team aktuell auf Relegationsplatz 14 – und ist dennoch nicht unzufrieden: „Das Positive dominiert in dieser Saison, in die wir besser hineingekommen sind als die Jahre zuvor“, sagt der einstige Torjäger. Tatsächlich haben sich die Weilheimer in der Breite besser aufgestellt und etliche A-Junioren integriert. Einige Fragezeichen im Kader werden bleiben, weil selten klar ist, welche Akteure in die Bezirksligamannschaft abgegeben werden müssen und welche aus dem A-Juniorenteam zur Verfügung stehen. Externe Neuzugänge sind ebenso wenig geplant wie Abgänge – was Robert Walter verhalten optimistisch stimmt: „Wir müssen uns weiter stabilisieren, dann ist der Klassenverbleib realistisch.“
TG gibt sich kämpferisch
Nicht abzusteigen ist auch das hehre Ziel der TG Kirchheim. „Uns sollte man noch nicht abschreiben“, gibt sich Abteilungsleiter Okan Elmas kämpferisch. Die Hinrunde bestritt die Turngemeinde verletzungsgeprägt. Insbesondere der langfristige Ausfall von Torjäger Tiago Santos Araujo wog schwer. Hinzu kam die Demission von Trainer „Memo“ Akkoyuncu und die damit bedingte Verantwortungsverlagerung auf Spielertrainer Israfil Kilic. Jetzt hat der Tabellenletzte bekanntlich einen neuen Trainer gefunden, der Kilic wieder unterstützt. Mit Canan Karahan (wir berichteten) steht künftig ein alter Hase an der Seitenlinie, der früher als Abwehrchef der Sportfreunde Dettingen kompromisslos glänzte. Zusätzlich stehen für die Rückrunde mit Hakan Sahin (FV Faurndau) und Sedat Ibak (TSV Jesingen) zwei neue Offensivspieler mit höherklassiger Erfahrung zur Verfügung.
Von zwölf auf eins: Türkspor überrascht
Die Tabellenspitze der Fußball-Kreisliga A ist fest in Nürtinger Hand. Den Platz an der Sonne hat Türkspor Nürtingen inne. Spielleiter Ferhat Ayhan ist überrascht: „Eigentlich wollten wir nur zwei bis drei Plätze besser als letzte Saison dastehen.“ In der abgebrochenen Corona-Runde war Nürtingen Zwölfter.
Platz zwei nimmt der mit Nürtingen punktgleiche TSV Harthausen (ein Spiel weniger) als einzig noch ungeschlagenes Team ein. Abteilungsleiter Patrick Brosch ist hochzufrieden: „Trainer Roko Agatic hat gut eingeschlagen und das Thema Aufstieg ist für uns kein Fremdwort mehr.“
Zufriedene Gesichter gibt es auch beim TSV Oberboihingen. Der Dauerfavorit will endlich aufsteigen. Spielleiter Stefan Hein: „Wir hätten die Halbserie gerne zu Ende gespielt, dann wären wir mit den Punkten aus dem vom TSV Grafenberg abgesagten Spiel möglicherweise Zweiter.“ wai