Basketball 2. Liga
Thomas droht bei den Knights länger auszufallen

Kirchheims Basketballer und die „Aktion Sorgenkind:“ Wird nach dem Verletzungspech des 25-jährigen US-Amerikaners jetzt noch nachverpflichtet? 

Wird den Kirchheimern wohl länger fehlen: Miryne Thomas (rechts). Foto: Nina Sander

Abwärtsspirale gestoppt, neues Problem an der Backe: Die Verletzung von Miryne Thomas ist nach dem 100:84-Sieg der Knights am Samstag in Bayreuth der Stimmungskiller. Der 25-jährige US-Amerikaner, der bei einem Korbleger-Versuch im dritten Viertel umknickte und von Betreuern gestützt vom Spielfeld musste, droht mit einer Sprunggelenksverletzung länger auszufallen. Bis gestern Abend gab es noch keine abschließende Diagnose. Am Dienstag stehen weitere Untersuchungen an.

So oder so: Ein schwerer Dämpfer für die ohnehin kurze Rotation der Kirchheimer, die nach Krankheiten und kleineren Blessuren zuletzt kräftemäßig ans Limit gehen musste. Thomas ist mit bisher 12,1 Punkten und 4,5 Rebounds im Schnitt nicht einfach zu ersetzen. „Für eine solche Verletzung, von der man nicht weiß, wie lange sie dauern wird, ist es natürlich der ungünstigste Zeitpunkt“, sagt Kirchheims Sportchef Chris Schmidt. Unklarheit ist das, was die Kirchheimer am wenigsten gebrauchen können. „Ein paar Spiele ohne ihn würden wir sicher überstehen,“ meint Head Coach Igor Perovic. „Die Frage ist, was sein wird, wenn er länger ausfällt.“

Wir werden jetzt nicht in blanken Aktionismus verfallen.

Knights-Teammanager Chris Schmidt über die Verletzung von Miryne Thomas.

 

Seit Perovic am Ruder ist, gilt die Devise: Weniger kann mehr sein, wenn jeder mehr Verantwortung trägt und daraus Selbsvertrauen schöpft. Die bewusste Entscheidung für einen kleinen aber feinen Kader, das wusste jeder, steht und fällt mit möglichem Verletzungspech. Nachverpflichten? Das müsste schnell gehen. Die Wechselfrist in der Pro A endet am 15. Februar. Noch entscheidender die Frage: Mit welchem Geld? Eine zusätzliche Personalstelle im Team sieht das aktuelle Budget jedenfalls nicht vor. „Wir werden jetzt ganz sicher nicht in blanken Aktionismus verfallen“, sagt Schmidt. Den Knights stehen wohl spannende Wochen bevor.

Umso wichtiger, dass es der Mannschaft am Samstag gelungen ist, sich wieder an ihre alten Stärken zu erinnern. 100 Punkte, 24 Korbvorlagen, 36 Rebounds, mehr Tempo, gute Ballbewegung – das klingt nach einer klaren Antwort auf die in den vergangenen Wochen laut gewordene Kritik am mangelhaften Teamplay. Ein Vorwurf, der bei den sportlich Verantwortlichen mit Kopfschütteln quittiert wird, angesichts der zuletzt angespannten Personallage und hochkarätiger Gegner. Sicher: Perovic hat es mit einigen hochbegabten Individualisten zu tun, das wurde auch am Samstag in der Oberfrankenhalle deutlich. Ohne die Galavorstellung eines Cameron Henry, der nur knapp an einem Triple-Double vorbeischrammte, wäre es trotz guter Teamleistung gegen die abstiegsbedrohten Bayreuther eng geworden. Klarzumachen, dass eine Mannschaft mehr ist als die Summe ihrer Stars, war eine von vielen Aufgaben des Trainers in den vergangenen Wochen. „Beim einen geht es schneller, beim anderen dauert es länger, bis der Groschen fällt,“ räumt Perovic ein. Die Kunst liegt wie immer darin, die richtige Balance zu finden. Denn Spieler wie Henry, Graham oder auch Thomas auf selbstlose Arbeiter zu reduzieren, hieße, den berühmten Ast, auf dem man sitzt, abzusägen. Auch ein Rookie wie Braden Norris tut sich mit dieser Balance, zumindest in der Offensive, im Moment noch schwer. Brandgefährlicher Dreierschütze oder uneigennütziger Vorbereiter? Die Antwort liegt bei ihm irgendwo dazwischen. „Wir haben gegen Trier und auch in Crailsheim trotz der Niederlagen gut gespielt,“ zeigt sich Chris Schmidt zunehmend genervt von der Diskussion. „Wir haben gerade erst Mitte Januar und elf Siege auf dem Konto. Das nenne ich Jammern auf hohem Niveau.“

Deutsche mit Aufwärtstrend

Hohes Niveau, das erwartet die Knights auf jeden Fall am Samstag in Bochum. Mit dem Tabellenvierten wartet der Gegner mit dem vielleicht größten Potential an Erfahrung in der Pro A. Aus Sicht der Kirchheimer daher besonders wichtig: Neben den Amerikanern kommen auch die deutschen Spieler immer besser in Fahrt. Toni Dorn war als Turm in der Schlacht in Bayreuth ein Erfolgsfaktor. Immer anspielbar, seine körperlichen Vorteile nutzend. Trotz anhaltender Foulanfälligkeit tritt der 21-jährige Center seit Jahresbeginn deutlich selbstsicherer auf. Das gilt auch für Lucas Mayer, der am Samstag mit 14 Punkten und sieben Rebounds überzeugte und der mit seinem Zug zum Korb immer wieder Freiräume für Mitspieler schafft. Wie man gegen Bochum gewinnt, dafür gibt es seit dem dritten Spieltag übrigens eine Blaupause: Beim 70:63 im Hinspiel haben die Ritter Superman Keith Braxton 40 Minuten lang an die Kette gelegt.