Lokalsport
Time-out kurz vor dem Zielstrich

Mountainbike Seine fünften Olympischen Spiele hätten im Juli in Tokio den Schlusspunkt hinter die fast 20-jährige Karriere von Manuel Fumic setzen sollen. Seit Dienstag ist alles anders. Von Bernd Köble

Plötzlich steht die Uhr still. 125 Tage vor dem geplanten Startschuss im japanischen Shizuoka stoppt für die Mountainbiker der olympische Countdown. 125 Tage vor Wettkampfbeginn und doch viel zu spät, meint auch Manuel Fumic, der wie viele olympische Athleten den zauderhaften Kurs des IOC scharf kritisiert. Dass die Absage kommen würde, stand für ihn schon länger fest. Dass es die einzig richtige Entscheidung ist, wie er sagt, ebenso. Am Dienstag war es soweit. Der 27. Juli 2020, der für ihn zum magischen Datum hätte werden sollen - plötzlich ein freier Tag. Und jetzt?

Seine fünften olympischen Spiele, mit denen er seine Karriere nach 20 Jahren beenden wollte, sind plötzlich weit weg. Ein Jahr dranhängen? Nicht ausgeschlossen, aber auch nicht ganz so einfach, wie man sich das denkt. Sein Drei-Jahres-Vertrag mit Cannondale endet in diesem Jahr. Damit laufen auch Sponsorenverträge aus. Das Team muss für die Zukunft planen. Fumic ist im März 37 geworden. „Das Ganze ist alles noch zu frisch“, sagt er. Soll heißen: Die alles entscheidende Frage wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. „Wir werden uns demnächst gemeinsam zusammensetzen und darüber reden, was sein könnte“, sagt er. Klar ist: Ein Teamwechsel kommt für ihn nicht mehr infrage. „Entweder mit Cannondale oder gar nicht.“ Am Ende geht es auch um die Frage: Wie schafft er es, sich neu zu motivieren. Olympische Athleten denken in Vier-Jahres-Zyklen. Darauf baut alles auf. Statt beim Cape Epic in Südafrika um den Sieg mitzufahren, beginnt nun erneut Basistraining daheim auf der Alb. Das Etappenrennen am Kap war als Katalysator für die WM am 28. Juni in Albstadt gedacht. Die erste Weltmeisterschaft in seiner fast 20-jährigen Sportlerlaufbahn direkt vor der Haustür. Seit Donnerstag ist auch das Rennen im Bullentäle offiziell abgesagt.

Nicht zu wissen, wann das nächste Rennen stattfinden kann, ist auch für einen 37-Jährigen eine völlig neue Situation, wie so vieles. Einkaufen gehen, im Garten spielen mit den Kindern, die langsam lernen: Papa ist da - auch länger. „Mehr als zwei Wochen am Stück war ich in den vergangenen Jahren nie zu Hause“, sagt der dreifache Familienvater. „Jetzt genieße ich es.“

Den Körper in Schuss halten, bereit sein, egal, was kommt - darum geht es jetzt. Sollte er 2021 noch einmal antreten, wird er das mit allen Kräften tun, davon ist er überzeugt. „Meine Trainingswerte im Frühjahr waren die besten meiner gesamten Karriere“, sagt Manuel Fumic. Daraus spricht Stolz - aber auch jede Menge Enttäuschung.