Mountainbike
Titeljagd mit Fragezeichen

Mountainbike Luca Schwarzbauer entscheidet kurzfristig, ob er bei den Deutschen Meister­schaften in Obergessertshausen antritt. Kira Böhm plant zwei Starts. Von Armin Küstenbrück

Luca Schwarzbauer und Kira Böhm sind am Wochenende gefordert. Fotos: Armin Küstenbrück

Am kommenden Wochenende wird im bayerisch-schwäbischen Obergessertshausen die Deutsche Mountainbike-Meisterschaft nachgeholt, die wegen der Unwetter Anfang Juni verschoben worden war. Ob Favorit Luca Schwarzbauer zwei Wochen vor den Olympischen Spielen in Paris starten wird, will er aber erst am Freitagabend kurzfristig entscheiden: Zu sehr steht das wichtigste Rennen der Saison im Fokus.

Wie schon im vergangenen Jahr, als er die Deutsche Meisterschaft zugunsten der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Schottland ausgelassen hatte, überlegt Schwarzbauer, auf die DM zu verzichten. Lediglich, wenn es trainingstechnisch passe, wolle er dort starten. Das hänge dabei zum einen von der Erholung vom Weltcup in Les Gets am vergangenen Wochenende ab, so der 27-jährige Wahl-Weilheimer vom Team Canyon CLLCTV.

Zum anderen aber böte Obergessertshausen für ihn eine andere Option: Da er sicher nicht das Shorttrack-Rennen am Freitagabend fahren wird, wäre die DM einer der wenigen Wettkämpfe in diesem Jahr, bei dem er ohne Vorbelastung über die Langdistanz an den Start gehen könnte – und damit die gleiche Situation wie bei den Olympischen Spielen am 28. Juli habe: Denn auch dort wird es (noch) kein Shorttrack-Rennen geben. Es gibt immer wieder Gerüchte, dass bei zukünftigen Olympischen Spielen diese spannende und kurzweilige Form des Mountainbike-Rennens in das olympische Programm mit aufgenommen werde, vor allem, da dazu weder mehr Sportler anreisen noch zusätzliche Wettkampfstätten gebaut werden müssten. Gleichzeitig ähnle das Profil der Strecke in Obergessertshausen dem des olympischen Kurses in Paris, sodass das Rennen im Schwäbischen eine gute Vorbereitung sei.

Konkurrenz lauert

„Ich würde schon gerne Deutscher Meister werden“, gibt Schwarzbauer zu. „Und das Trikot wäre ein netter Nebeneffekt.“ Aber weil eben alles in dieser Saison auf die Olympischen Spiele ausgerichtet sei, hat für Schwarzbauer die Deutsche Meisterschaft nur eine untergeordnete Priorität. Doch auch die Konkurrenz würde es dem aktuell besten Deutschen in der Weltrangliste (aktuell Platz 10) nicht leicht machen. Zwar ist Julian Schelb (Stop & Go Marderabwehr), zweiter deutscher Starter bei den Olympischen Spielen in Paris, derzeit im Höhentrainingslager und Max Brandl (lexware) nach seinem Horrorsturz beim Weltcup in Crans Montana vor zwei Wochen, bei dem er sich mehrfach den Kiefer brach, noch nicht wieder ganz fit und will daher erst am Freitagabend nach dem Shorttrack-Rennen entscheiden, ob er am Sonntag schon über die kompletten 90 Minuten der olympischen Distanz antreten kann und will.

Doch insbesondere David List (Lexware), in Les Gets Elfter, könnte Schwarzbauer den Titel streitig machen. Für List (24), der im Dreikampf um die deutschen Olympiastartplätze knapp unterlegen war, wäre es der erste Cross-Country-Titel in der Elite-Klasse, nachdem er in den Nachwuchsklassen bereits siebenmal ganz oben stand und auch über die Marathon-Distanz bereits Meister geworden war.

Böhm mit Titelchancen

Kira Böhm (Cube) aus Weilheim wird wie Luis Oßwald (Reudern) und Luis Krauss (Neckartenzlingen) allerdings sowohl beim Shorttrack am Freitagabend als auch am Sonntag über die olympische Distanz starten. Beim Shorttrack müssen alle drei auch gegen Elite-Fahrer antreten, am Sonntag werden sie in der U 23 ihre eigenen Meister küren.

Beste Chancen auf das Trikot hat dabei Kira Böhm – und das in beiden Disziplinen. Als Führende im U 23-Shorttrack-Weltcup muss sie sich hinter den deutschen Elite-Fahrerinnen nicht verstecken. Vielleicht ist es mit Sina van Thiel (Lexware), die in Les Gets unmittelbar hinter Böhm die Ziellinie überquert hatte, sogar ausgerechnet eine U 23-Fahrerin, die ihr im Shorttrack und natürlich auch zwei Tage später über die Langdistanz gefährlich werden könnte.

Als der DM-Termin noch Anfang Juni lag, hatte ihr Bundestrainer Peter Schaupp sogar nahegelegt, in der Elite-Klasse am Sonntag zu starten, um sich gegen die besten deutschen Frauen um die Olympiastartplätze zu bewerben. Doch damals wie heute lehnt Kira Böhm ab: „Meine Chancen, mein erstes Deutsches Meister-Trikot überhaupt zu erringen, waren noch nie so hoch wie an diesem Wochenende“, so Böhm, die in ihrem letzten U 23-Jahr ist: „Und diese Chance will ich wahrnehmen.“ Krauss und Oßwald werden wohl nicht um die Medaillen mitkämpfen können: Krauss (Stevens) wäre mit den Top Ten zufrieden, Oßwald (SV Reudern) mit den Top 20.

Juniorinnen auf Medaillenkurs

Bei den Juniorinnen U 19 haben hingegen zwei Fahrerinnen des MTB Teck mindestens Medaillen-, wenn nicht gar Titelchancen: Pia Pflüger, die mittlerweile in Freiburg im Sportinternat lebt und dort zur Schule geht, könnte von der Abwesenheit von Lina Huber (b & w bikecases Merida) profitieren, die vor zwei Wochen im Training schwer gestürzt war und sich dabei neben äußerlichen Verletzungen eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen hatte. „Wenn ich einen guten Tag erwische, sind meine Chancen relativ gut“, so die 17-Jährige. „Es wird auf jeden Fall ein spannendes Rennen“, sagt Pflüger, die nach ihrem Sieg beim Rennen in Saalhausen die Bundesliga-Wertung anführt.

Dort ist Patricia Hafer im Trikot des Stevens Racing Teams derzeit Vierte. „Wenn ich in Obergessertshausen denselben Platz erreiche, würde ich mich schon ziemlich ärgern“, gibt Hafer, die im ersten Juniorinnen-Jahr ist, unumwunden zu. „Meine Leistungsfähigkeit ist auf jeden Fall wieder da“, sagt sie, „aber es sind natürlich auch Fahrerinnen mit mir unterwegs, die ein Jahr älter sind und mehr Erfahrung haben.“