Der Kampf um die restlichen beiden Play-off-Tickets in der 2. Basketball-Bundesliga läuft auf ein Herzschlagfinale hinaus – und mittendrin die Korbjäger aus Kirchheim, die nach dem 98:64-Heimerfolg am Ostersamstag über Absteiger Vechta II und den Niederlagen der Konkurrenz aus Bochum (85:102 gegen Koblenz) und Tübingen (81:85 in Gießen) als Tabellensiebter in den letzten Spieltag am kommenden Samstag gehen.
Dass den Rittern bei den Dresden Titans unter Umständen selbst ein Sieg nicht für einen begehrten Platz unter den besten Acht reichen könnte, hatte Hallensprecher Daniel Zirn bereits kurz nach Spielende am Samstag verkündet – Grund genug für Kirchheims Basketball-Urgestein Uli Tangl, alle denkbaren Varianten durchzurechnen. Demnach droht den Knights dann der neunte Platz, wenn sie in Dresden gewinnen, Hagen verliert sowie Tübingen und Bochum gewinnen. Mit einer 2:4-Bilanz innerhalb eines dann benötigten Vergleichs der vier Teams würde Kirchheim in die Röhre schauen. Sollte man in Dresden verlieren, reduziert sich der Kampf um Platz sieben und acht auf die Knights, Bochum und Tübingen. Gewinnen diese beiden ihre Spiele, wären die Ritter ebenfalls raus.
Die Rechnung für das Erreichen der Play-offs hält sechs Varianten bereit. Bei einem Sieg in Dresden sind die Knights dann dabei, wenn Hagen, Bochum und Tübingen gewinnen oder wenn Hagen gewinnt und Tübingen und Bochum verlieren oder wenn Hagen verliert und entweder Tübingen oder Bochum verlieren. Eine Niederlage in Dresden reicht, wenn Hagen verliert und entweder Tübingen oder Bochum verliert, wenn Hagen verliert und Tübingen und Bochum verlieren, wenn Hagen gewinnt oder verliert und Tübingen und Bochum verliert.
„Das ist schon eine absurde Situation, dass wir vor dem letzten Spieltag Siebter sind und selbst bei einem Sieg noch zwei Plätze abrutschen könnten“, stellt Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt erstaunt fest. Zumal es zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der ProA passieren kann, dass eine Mannschaft mit 20 Siegen nicht in die Play-offs einzieht. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren haben 18 oder 19 Saisonerfolge für den Sprung unter die besten acht gereicht. „Es ist so wie es ist und wir werden, wie die letzten Wochen schon, nach uns schauen“, so Schmidt, „der Job, in Dresden zu gewinnen, dürfte herausfordernd genug werden. Das müssen wir erstmal erledigen und dann gucken wir, wofür es gereicht hat.“
Stark nach Stotterstart
Der Auftakt in die letzte Heimpartie gegen Vechta gestaltete sich zunächst durchwachsen: Die Teckstädter waren früh mit 0:8 ins Hintertreffen geraten. Knights-Coach Igor Perovic verzichtete jedoch bewusst auf eine schnelle Auszeit – und das zahlte sich aus. Sein Team fand zunehmend besser ins Spiel, glich den Rückstand bis zur Viertelpause aus und übernahm beim Stand von 23:17 erstmals die Führung.
Im zweiten Abschnitt setzten die Ritter ihren Aufwärtstrend fort und bauten den Vorsprung konsequent aus. Zur Halbzeit leuchtete ein komfortables 50:36 von der Anzeigetafel. Die Vorentscheidung fiel im dritten Viertel, das die Hausherren klar dominierten. Defensiv ließ man kaum etwas zu, während die Offensive durch ansehnliches Teamplay glänzte – insgesamt standen am Ende 27 Assists zu Buche. Beim 74:46 war die Begegnung nach dem dritten Viertel faktisch entschieden. „Wir wussten, dass es eine schwierige Partie werden würde, aber nach einem langsamen Start haben wir uns gesteigert und gut gespielt“, stellte Perovic hinterher fest. Insgesamt punkteten sechs Spieler zweistellig – ein Beleg für die geschlossene Mannschaftsleistung der Ritter, die mit einer 64-prozentigen Zweier-Quote überzeugten.
Youngster begeistern
Für das emotionale Highlight sorgte im Schlussabschnitt Youngster Neil Schwanenberg, der mit seinen ersten Punkten im Knights-Trikot begeisterte. Der 19-Jährige bekam ebenso wie Alexander Stief (20) im letzten Viertel Spielzeit. „Wir sind froh, dass wir die beiden haben“, so Igor Perovic, „sie stehen immer parat und ohne sie könnten wir nicht richtig trainieren.“
Der Kapitän hört auf, der Publikumsliebling bleibt
Nach zwei Jahren im Knights-Trikot ist Schluss: Demetrius „Dimi“ Ward hat am Samstag seinen Abschied aus Kirchheim und sein Karriereende bekannt gegeben. Den 34-jährigen Ritter-Kapitän, der vor 13 Jahren nach Deutschland gekommen war, zieht es aus familiären Gründen nach Niedersachsen. Bei seinem letzten Spiel für Kirchheim gegen Vechta zeigte Ward mit drei von drei verwandelten Dreiern nochmals seine Klasse.
Erhalten bleibt den Knights hingegen Lucas Mayer. Der 25-Jährige, der mit seiner explosiv-energiegeladenen Spielweise diese Saison zum Publikumsliebling avancierte, hat um ein weiteres Jahr verlängert. Mit den anderen deutschen Spielern stehen die Knights laut Sportchef Chris Schmidt noch in Verhandlungen.
Die US-Boys James Graham, Cameron Henry und Braden Norris dürften Kirchheim hingegen erwartungsgemäß verlassen. pet