Turnen
Turner Alexander Kirchner: Vom großen Spektakel ins Studium

Der 19-Jährige vom VfL Kirchheim war einer von fünf deutschen Teilnehmern im Team-Wettkampf der Männer beim DTB-Pokal in Stuttgart. Nun geht für den Nürtinger die Bundesliga los.

Alexander Kirchner turnt für in der 1. Bundesliga für den TV Wetzgau und ist Mitglied der deutschen Nationalmannschaft.  Foto: Tom Weller

Einmal im Jahr zieht der DTB-Pokal in der Porsche-Arena mit pompösem Programm die Turnfans nach Stuttgart. Weltklasse-Athleten aus zahlreichen Nationen gaben sich auch jüngst in Bad Cannstatt die Ehre – mit dabei war Alexander Kirchner aus Nürtingen. Der 19-jährige Turner des VfL Kirchheim war damit einer von fünf deutschen Turnern, die das Land in der Team-Challenge am ersten Tag unter anderem gegen Japan, Italien, Spanien, die Schweiz und die USA vertrat. Qualifiziert hatten sich die Turner bei einem Wettkampf in Kienbaum. „Eigentlich war ich erstmal nur Ersatzmann, bin dann aber nachgerückt, weil Andreas Toba ausgefallen ist“, erklärt der 19-Jährige. Mehr als 60 Turner gingen jeweils an den sechs Geräten – Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck – an den Start, vier pro Nation. „Die besten drei kamen dann jeweils in die Wertung“, erklärt Kirchner. Das deutsche Team belegte am Ende den sechsten Platz. „Das war schon gut, weil die Konkurrenz wirklich stark war.

Ich war schon im Judo angemeldet, wollte dann aber nur noch ins Turnen.

Alexander Kirchner trainiert im Moment rund 25 Stunden pro Woche.

Für Alexander Kirchner, der derzeit Teil der deutschen Nationalmannschaft ist, geht es am kommenden Samstag gleich in der 1. Bundesliga wieder weiter. Mit dem TV Wetzgau, für den er seit zwei Jahren im Liga-Betrieb turnt, ist er bei der TG Saar zu Gast.

Als Vizemeister der vergangenen Saison – hinter dem KTV Straubenhardt – sind die Ansprüche relativ hoch. Für Alexander Kirchner aber kein Problem, denn im vergangenen halben Jahr hat der 19-Jährige quasi nichts anderes gemacht außer zu turnen. „Nach meinem Abitur im vergangenen Jahr habe ich ein halbes Jahr Pause gemacht und eigentlich nur trainiert“, erzählt der Nürtinger. Zehn Trainingseinheiten im Kunstturnforum in Stuttgart standen da pro Woche auf dem Programm. „Manchmal trainiert man auch zweimal am Tag, da bin ich dann einfach gleich in Stuttgart geblieben“, berichtet Kirchner.

Seit 2018 ist das Kunstturnforum seine Trainingsstätte, davor hat er immer in Kirchheim trainiert. Zum Turnen kam der Nürtinger im alter von sieben Jahren, damals in Neckarhausen. „Ich war tatsächlich schon im Judo angemeldet, aber nachdem meine Mutter mit mir bei einem Vereinstag in Neckarhausen war, wollte ich nur noch ins Turnen.“ Drei Jahre später wechselte er zum VfL Kirchheim, wo er es bis zur 2. Bundesliga gebracht hat. 2017 belegte er bei der deutschen Jugendmeisterschaft den 5. Platz, und ist seither in der Nationalmannschaft. „Noch bin ich dort Mitglied, aber ich denke, wenn ich demnächst mit meinem Studium loslege, werde ich es vielleicht nicht mehr schaffen.“ Kirchner wird in Tübingen Zahnmedizin studieren. Mit seinem Abi-Schnitt von 1,1 hatte er freilich die Auswahl. „Lernen macht mir Spaß, und ich sehe da schon auch meine Stärken“, sagt der 19-Jährige selbstbewusst. So wird sich ab dem kommenden Semester im Tagesablauf des Nürtingers einiges ändern. Für das Turnen wird dann nicht mehr ganz so viel Zeit wie zuletzt übrig bleiben. „Aber so lange ich in der 1. Liga turnen kann, werde ich das auch machen“, betont Kirchner, dem nach eigenen Angaben „das bisschen mehr Talent fehlt“, um in der Weltspitze im Turnen mitzumischen.

Universiade großes Ziel

Ein großes Ziel ist für ihn in diesem Jahr die Universiade. „Da möchte ich sehr gerne dabei sein, zumal sie dieses Jahr in Deutschland stattfindet. Die „World University Games“ finden vom 16. bis 27. Juli im Ruhrgebiet statt. In 19 verschiedenen Sportarten messen sich dort die besten Studenten. Mit rund 13.000 Teilnehmenden aus 141 Nationen sind die Games im Sommer die zweitgrößte Multisportveranstaltung der Welt nach den Olympischen Sommerspielen. „Der Qualifikationswettkampf dazu findet jetzt im April statt. Ich rechne mir da durchaus gute Chancen aus“, sagt Kirchner.