Sportkegeln
TV Unterlenningen: Titelanwärter als Mauerblümchen

Die Sportkegler des TVU kämpfen nicht nur um den Aufstieg in die Oberliga, sondern auch um Aufmerksamkeit und Nachwuchs. Am Samstag steigt ein vorentscheidendes Heimduell.

Marc Hohensteiner nimmt Maß – mit seinen TVU-Kollegen ist er am Samstag auf den Bühlbahnen gefordert. Foto: Thomas Kaltenecker

Die Fußballer sind Zwölfter, das Tischtennisteam Siebter, die Handballer immerhin Zweiter – die Titelaussichten im Unterlenninger Mannschaftssport sind zumindest momentan eher bescheiden. Ob es im Täle dieses Jahr vielleicht trotzdem eine Meisterschaft zu feiern geben wird, hängt auch vom morgigen Samstag ab. Ab 13 Uhr kommt es in der Regionalliga der Sportkegler zum Gipfeltreffen auf dem Bühl, wenn der TVU den KSV Weissach erwartet.

Für den gastgebenden Spitzenreiter stellt das Duell mit dem Drittplatzierten aus dem Heckengäu den Auftakt in die entscheidenden Wochen dar. „Danach haben wir mit Seckach ein weiteres Topteam zu Hause und dazu noch zwei weitere schwere Auswärtsspiele“, blickt TVU-Sprecher Michael Schmid voraus. Der 54-Jährige ist mit durchschnittlich 564 Holz pro Partie viertbester Kegler der Liga und traut sich und seinen Mannschaftskollegen, zu denen außer seinem Vater Michael noch Franz Hammel, Marc Hohensteiner, Oswald Wolf, Joachim Deuschle, Simon Hoi und Peter Leitner zählen, den Titel zu. Zumal der TVU laut Schmid von der Papierform bereits vor Saisonbeginn als Favorit gilt, nachdem sich die 2014 aus dem VfL Kirchheim hervorgegangenen „Tecksportkegler“ aufgelöst und sich den Unterlenningern angeschlossen hatten. „Wenn alles normal läuft“, sagt Michael Schmid selbstbewusst, „steigen wir auf.“

Und dann? Eine Etage höher in der Oberliga sind die Unterlenninger in den vergangenen Jahren zwar schon mehrmals auf Holzjagd gegangen, konnten sich aber nie etablieren und stiegen meist postwendend wieder ab. Dank der Verstärkung durch die ehemaligen Kirchheimer Tecksportkegler Deuschle, Hoi und Leitner hält Michael Schmid den TVU nun schlagkräftig genug, um langfristig in der vierthöchsten deutschen Kegelklasse an die Kugeln zu gehen. „Wenn alle fit bleiben und an ihrem Limit kegeln, könnten wir sogar in der Oberliga vorne mitspielen“, glaubt Schmid.

Einen solchen Höhenflug dauerhaft zu sichern, ist angesichts des fehlenden Unterbaus schwierig. Den TVU-Sportkeglern fehlt der Nachwuchs, die rund 40 Mitglieder starke Abteilung droht in den kommenden Jahren zu überaltern. „Wir haben mit Handball und Fußball starke Konkurrenz am Ort“, weiß Michael Schmid um die nicht allzu große Popularität „seines“ Sports bei Kindern und Jugendlichen, von potenziellen Quereinsteigern ganz zu schweigen. Umgekehrt sind die vereinseigenen Bahnen auf dem Bühl kurioserweise oft wochenlang im Voraus ausgebucht – Hobbymannschaften, Firmenevents, Kindergeburtstage: Kegeln an sich erfreut sich landläufig durchaus einer gewissen Beliebtheit, nur auf Vereinsebene will der Funke nicht überspringen.

Das ist beileibe nicht überall so. Michael Schmid berichtet von Gastspielen auf der Ostalb oder im Unterland, wo bei Kegelduellen die Bahnen vor Zuschauern aus allen Nähten platzen und auch der Mitgliederzuwachs gesichert ist. „Dort gibt es meist aber keine anderen Sportarten oder Vereine“, relativiert er den Zulauf, der sich im Täle meist in Grenzen hält: Selbst bei Topduellen wie am Samstag gegen Weissach verlieren sich außer Angehörigen und Freunden keine Schlachtenbummler auf dem Bühl.

Dabei ist die Sportart durchaus bemüht, ihre Attraktivität zu erhöhen. Durch die Einführung des 120-Wurf-Systems sind Spiele deutlich kürzer als zu Zeiten des 200-Wurf-Systems.

Dabei müssen sechs Spieler einer Mannschaft über vier Bahnen je 15 Volle und 15 Abräumer über die Distanz von 120 Wurf absolvieren. Gewertet werden die erzielten Kegel, beim Punktsystem über die 120 Wurf wird im direkten Duell zudem jede gespielte Bahn mit Punkten bewertet. Bei einem Gleichstand entscheidet die erzielte Kegelanzahl über den Sieg im Duell. „Das macht es durchaus spannender, weil es weniger Platz für Fehler gibt“, sagt Michael Schmid, der am Samstag gegen Weissach nicht zuletzt auf den Heimvorteil setzt. „Jede Bahn“, sagt er, „hat ihre Eigenheiten. Ein guter Kegler kann sich schnell darauf einstellen.“ Bleibt aus TVU-Sicht zu hoffen, dass der morgige Gegner eben das nicht schafft.