Die sportliche Reise in die 1760 Kilometer entfernte europäische Kulturstadt Bergen, bekannt auch als „Herz der Fjorde “an der Südwestküste Norwegens, hat sich für Aileen Kuhn aus Wendlingen und Tizian Lauria aus Stetten gelohnt. Beide haben bei der U23-EM der Leichtathleten in ihren Spezial- Disziplinen Gold gewonnen. Europas Jahresbeste, Ailleen Kuhn im Hammerwerfen mit neuer persönlicher Bestweite von 72,53 Meter, Tizian Lauria im Kugelstoßen mit 20,02 Meter. Zwei wunderbare Erfolge, mit denen man zwar rechnen durfte, falls in ihren Wettbewerben nichts Außergewöhnliches passieren sollte. Außergewöhnlich waren dann eher die heißen und schwülen Temperaturen von teils über 30 Grad, eine Extreme, mit der die 105 Starter des deutschen Teams nicht gerechnet hatten.
Luca Madeo von der LG Filder, der sich als dritter Athlet aus dem Leichtathletikkreis für diese U23-EM qualifiziert hatte, brachte es nach seinem Rennen über 10.000 Meter, das er in 30.06,49 Minuten absolvierte, auf den Punkt: „Ich hatte mich intensiv vorbereitet, aber ich hatte mit zehn bis 15 Grad gerechnet. Ich bin kein Typ für Hitze“. Ob dies der Grund war, dass der Nellinger auf den 25 Runden im Bergener „Fana-Stadion“ nicht an der Spitzengruppe und später an einer Verfolgergruppe dranbleiben konnte, lässt sich nicht auflösen. An seine Bestzeit von 28.59,07 Minuten, die er im Mai als Zweitplatzierter bei den Deutschen Langstreckenmeisterschaften gelaufen war, kam der 22-Jährige jedenfalls nicht annähernd heran. Am Ende stand eine Zeit von 30.06,49 Minuten zu Buche, die zum 17. Platz reichte. „Ich habe mir die Top 15 vorgenommen, jetzt bin ich 17. geworden. Ich denke, ich habe das Beste aus meinen Möglichkeiten gemacht“, sagte ein zufriedener Luca Madeo nach dem Rennen, der mit Stolz ergänzt: „Das war mein erstes Rennen für Deutschland, es gibt keine größere Ehre“. Die Entscheidung fiel in einem Spurt auf den letzten Metern. Joel Ibler Lilleso (Dänemark) fing in 29.05,65 Minuten den auf der letzten Runde in Führung gegangenen Jonathan Grahn (Schweden/29.05,69) sowie den Spanier Jaime Migallon (29.06,85) noch ab. Bester Deutscher war Lukas Ehrle (LG Brandenkopf/29.:35,14) als Zwölfter.
Aileen Kuhn hatte die Hammerwurf-Qualifikation (64,00 Meter) gleich mit ihrem ersten Wurf mit einer Weite von 67,97 Metern hinter sich gebracht. Auch wenn der Wurf noch nicht optimal gewesen sei, wie sie sagte, der Ring fühle sich gut an. „Morgen wird es noch ein Stückchen weiter gehen“, so die 22-Jährige von Eintracht Frankfurt, die damit auf den einzigen 70 Meter-Wurf ihrer größten Konkurrentin Nicola Tuthill (Irfland/71,33) in der Qualifikation anspielte. Doch das Finale am nächsten Tag begann für Aileen Kuhn mit einem ungültigen Wurf. „Da war ich schon ein bisschen nervös“, verriet die 21-Jährige nach dem Wettkampf. Mit einem Sicherheitswurf im zweiten Durchgang auf 69,14 brachte sich Kuhn als Dritte bereits früh in Stellung. Im dritten Durchgang ging die Wendlingerin dann mit 71,70 Meter in Führung und baute diese in Runde vier auf 72,53 Meter weiter aus. Diese Weite reichte schließlich zum Sieg. Silber ging an die Irin mit 70,90 Meter, Bronze an die U20-Europameisterin von 2024, Valentina Savva (Zypern), die mit 70,22 Meter einen neuen U23-Landesrekord aufstellte. „Ich bin sehr, sehr stolz, dass ich hier als Favoritin gewinnen konnte“, so die glückliche Siegerin, die vor zwei Jahren bei ihrer ersten U23-EM mit 68,30 Meter Bronze gewann. Nach ihrem 72 Meter-Wurf hätte sie gehofft, dass die Konkurrenz nicht mehr vorbeiziehe. Aber drei 70 Meter-Würfe, das sei schon saustark, so die Aussage von Aileen Kuhn.
Das letzte Gold für die deutsche Mannschaft sicherte Titelverteidiger Tizian Lauria im Kugelstoßen. Auch er begann mit einem ungültigen Versuch. Doch mit dem zweiten Stoß ging es mit 18,97 Metern auf Platz zwei vor und im dritten Druchgang übernahm Lauria mit 19,77 Metern die Führung vor dem Schweden Leo Zikovic, der bis dahin 19,47 Meter stehen hatte. Als Lauria im sechsten und letzten Durchgang bereits als Sieger feststand, haute er noch einen Stoß auf 20,02 Meter raus, nur sieben Zentimeter unter seiner Bestleistung von 20,09 Meter. „Eigentlich war ich im letzten Versuch schon platt, aber ich wollte unbedingt die 20 Meter, das hat mich motiviert, gesteht der 22-Jährige Stettener. Mental sei es schwierig gewesen, als European Lead anzutreten. „Ich musste mich sehr gut vorbereiten, um dem Druck standzuhalten“.
Einen überraschenden Erfolg feierte Speerwerfer Nick Thumm vom VfB Stuttgart bei seinem ersten internationalen Einsatz. Fünf Durchgänge lag der 21-Jährige mit 79,84 Meter in Führung, als im letzten Versuch Titelverteidiger Artur Felfner (Ukraine) mit 81,14 Metern noch am Stuttgarter vorbeizog. Thumm konterte zwar mit einer Steigerung auf 80,74 Meter, doch am Ende hätte er Silber gewonnen und nicht Gold verloren, stellte Thumm zufrieden fest.

