Kirchheims Ex-Sprintstar wird Athletiktrainer der Knights – Keith Gabriel als vierter Amerikaner
Unger macht den Langen Beine

Die Woche hat es in sich. Keith Gabriel und Jacob Mampuya sind die Neuzugänge Nummer sieben und acht im Kader der Knights. Mit den beiden letzten Puzzleteilen beenden Kirchheims Zweitliga-Basketballer ihre Personalplanungen für die neue Saison in der Pro A. Auch im Umfeld der Mannschaft tut sich Überraschendes: Mit Tobias Unger holen sich die Knights erstmals einen Athletiktrainer mit ins Boot.

Kirchheim. Wer Michael Mai heißt und in seinem Geschäftsbereich für frischen Wind sorgt, ist naturgemäß immer für einen Kalauer gut. Nicht alles ist neu, was der Mai macht, aber vieles. Einen ausgewiesenen Athletiktrainer gab es in Kirchheim bisher jedenfalls nicht. Dass der Neue auch noch einen berühmten Namen trägt, macht die Sache umso interessanter. Tobias Unger bastelt an seiner Karriere nach dem Leistungssport, und er tut dies bisher mit Erfolg. Der deutsche Rekordhalter und zweifache Olympia-Teilnehmer aus Kirchheim ist als Athletiktrainer für den Profi-Nachwuchs bei den Fußballern des VfB Stuttgart zuständig. Dort steht er seit Juni 2013 fest unter Vertrag. Seit gestern nun profitieren auch die Basketballer aus seiner Heimatstadt vom Fachwissen des ehemaligen Top-Sprinters. Für den VfB und seinen Manager Fredi Bobic kein Problem, zumal sich die Trainingszeiten der Fußball-Junioren und die der Basketballprofis nicht überschneiden.

Für Unger eine neue Erfahrung und eine reizvolle Aufgabe, auf die er sich freut. „Mit macht der Job großen Spaß“, sagt er. „Wenn ich mich hier in Kirchheim einbringen kann, natürlich doppelt.“ Deshalb hat er keine Sekunde gezögert, als ihn Knights-Sportchef Karl Lenger vor zwei Wochen anrief und um ein Gespräch bat. Dass Unger auf diesem Weg nun ins Kirchheimer Stadion zurückkehrt, wo er jahrelang fast täglich trainierte, ist eine besondere Geschichte. „Dass es so schnell geht, dass ich wieder hier bin, hätte ich nicht gedacht“, sagt er. Während der Saisonvorbereitung werden die Knights einige Male an der Jesinger Allee ihre Runden drehen, gestern fand im Kirchheimer Sportstudio TC ein erster Fitness-Check statt, um individuelle Schwachpunkte bei einzelnen Spielern auszuloten. Während der Saison wird Unger zwei Einheiten pro Woche übernehmen. Vieles, was er einbringt, ist Grundlagenwissen, basketballspezifische Einheiten sind auch für ihn größtenteils Neuland. Für einen, der engen Kontakt zum Olympia-Stützpunkt in Stuttgart und zur Uni Tübingen hält, wo er sein Studium in Sportmanagement absolvierte, kein Problem. „Am gewöhnungsbedürftigsten wird wohl sein, dass alles auf Englisch stattfindet“, meint er. Das heißt: Fachbegriffe im Dictionary nachschlagen.

Für die Knights war der Schritt überfällig. Gesondertes Athletiktraining ist in der Liga inzwischen Standard. Spielervermittler machen dies in Vertragsverhandlungen häufig zur Bedingung. „Für uns ist Tobias Unger ein Glücksfall“, meint Karl Lenger zur Verpflichtung des 35-Jährigen, der drei Gehminuten von der Sporthalle Stadtmitte entfernt wohnt. „Wir versprechen uns viel davon. Seine Arbeit wird die letzten Prozent ausmachen.“

Die letzten Prozent zum vollständigen Kader sind inzwischen erreicht. Nach der Verpflichtung von Spielmacher Jamelle Barrett und Forward Jordan Wild zu Beginn der Woche haben die Knights mit Keith Gabriel inzwischen den vierten Amerikaner unter Vertrag. Der flexibel einsetzbare Combo-Guard soll die Lücke im Spielaufbau hinter seinem Landsmann Barrett schließen. Mit 1,93 Meter Körpergröße und einem guten Wurf ist er auch in der Lage, auf den Flügel auszuweichen. Als Zweitbesetzung im Aufbau ist er mehr der Scorer als der Passgeber. Gabriel ist 25 Jahre alt, Linkshänder und bereits seit Donnerstag in Kirchheim. Wie Barrett und Wild hat allerdings auch er keine Erfahrung in deutschen Ligen. Er spielte zuletzt auf Zypern, war davor in Schweden und im Kosovo auf Korbjagd. Ein Allrounder, der nebenbei auch für die Show-Elemente im Spiel der Kirchheimer sorgen soll. „Keith passt perfekt in unser Anforderungsprofil“, ist Coach Michael Mai überzeugt.

Der neue Trainer bleibt seiner Linie treu. Das gilt auch für den achten und vorerst letzten Neuzugang, der aus der Nachwuchs-Bundesliga NBBL kommt und dort zuletzt für die Eisbären Bremerhaven im Einsatz war. Der erst 19-jährige Jacob Mampuya ist gebürtiger Berliner mit deutschem Pass. Er wechselte vergangenen Winter von Bremerhaven ins College-Team der Saint Louis Christian Academy, wo er diesen Sommer seinen Abschluss machte. Beim Testspiel gegen eine College-Auswahl stach er Michael Mai ins Auge. Seine Vorzüge: Mampuya verbindet eine enorme Spannweite mit gewaltiger Sprungkraft. Sein Schwachpunkt: Der 1,98 Meter große Schlaks dürfte Mühe haben, sich gegen Schwergewichte in der Pro A durchzusetzen. Er ist nach Tobias Heintzen und Jannik Lodders der dritte U 22-Spieler im Kirchheimer Kader.

Wie nie zuvor setzen die Knights auf junge, weithin unbekannte Talente. Michael Mai beweist Mut und Risikobereitschaft. „Dafür haben wir ihn geholt“, sagt Karl Lenger über seinen neuen Übungsleiter, nachdem beide wissen, dass dieser Mut auch vom Spardiktat befeuert wird. Lenger macht in Optimismus: „Wir haben in den vergangenen Wochen extrem viel gescoutet“, sagt er. „Wir sind auf allen Positionen gut aufgestellt. Eine Garantie, dass Spieler einschlagen, gibt es natürlich nie.“

Mehr Aufschluss versprechen die ersten Tests: Nach dem Heim-Auftakt am 22. August gegen den österreichischen Zweitligisten Dornbirn geht es am 2. und 5. September gegen Vilsbiburg und Weißenhorn in der Sporthalle Stadtmitte jeweils gegen Regionalligisten. Der erste echte Härtetest folgt dann Mitte des Monats: am 20. und 21. September beim Turnier im luxemburgischen Contern, eine Woche davor beim Turnier des SV Oberelchingen in Ulm, wo die Kirchheimer Titelverteidiger sind. Neben den Regionalligateams des Gastgebers und der Münchner Bayern wartet dort erstmals ein Liga-Konkurrent. Nicht irgendeiner: Frenkie Ignjatovic und die Knights werden nach sechs Jahren Ehe an diesem Wochenende erstmals als Gegner aufeinander treffen. In welcher Erinnerung das Kräftemessen mit den Academics aus Heidelberg bleiben wird, darauf darf man gespannt sein.

Radi Tomasevic, Ben Beran, Jamelle Barrett, Keith Gabriel, Enosch Wolf, Daniel Krause, Jordan Wild, Jannik Lodders, Tobias Heintzen, Jacob Mampuya