Kirchheim. Vor viereinhalb Jahren im Urlaub auf Mauritius hat alles angefangen. Das erste Mal, dass Lasse Pörtner einen Tennisschläger in der Hand hielt. Damals ahnte wohl noch niemand, was für ein Potenzial in ihm steckt. Heute sind die kleinen gelben Filzkugeln nicht mehr aus dem Alltag des Zehnjährigen wegzudenken. Zwei- bis dreimal die Woche steht er allein nur in Kirchheim bei seinem Trainer Tony Holzinger auf dem Platz. Dazu kommen noch zwei Übungseinheiten im Bezirkskader in Neckartenzlingen, in dem er einer der Jüngsten ist.
Doch nicht nur im Tennis ist er ein Ass – nebenher spielt er Fußball beim VfL Kirchheim in der E-Jugend als Innenverteidiger. „Lasse ist ein Allroundtalent, was Sportarten mit dem Ball angeht“, sagt seine Mutter Katja. Auch mittwochs, wenn er seinen freien Tag hat, an dem kein Training ansteht, jagt er etwas Rundem nach. Dann trifft er sich mit seinen Kumpels und spielt Basketball.
Für andere Eltern mag es ungewohnt sein, wenn ihr Kind so viel Sport macht. Doch für Katja Pörtner ist das ein Glücksfall. „Ich bin froh, dass Lasse so sportbegeistert ist, sonst würde er eventuell die ganze Zeit vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen.“ Der zweimalige württembergische Meister in der Altersklasse U 9 hat auch schon ziemlich genaue Vorstellungen, wohin sein Weg gehen soll. „Unter die Top 200 der Weltrangliste, das wäre gut“, sagt Lasse. Sein Traum: „Einmal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, aber den Traum hat jeder Tennisspieler“, lacht er.
Nach seinem dritten Platz bei den süddeutschen Meisterschaften, bei denen jeweils die zwei besten Spieler aus Bayern, Baden, Württemberg und Hessen spielen, will er jetzt den Titel bei den baden-württembergischen Meisterschaften der Konkurrenz U 11 gewinnen. Ab morgen gilt es für Lasse, zwei Tage lang in Stammheim alles zu geben. Die Chancen zum Titelgewinn hat er, das meint auch Trainer Holzinger: „Klar hat er die Möglichkeit, das Ding zu holen – ich glaube an Lasse“, lobt der ehemalige Tennisprofi seinen Schützling.
Lasse, der auf dem Tennisplatz zielstrebig und ehrgeizig wie kein Zweiter ist, lässt diese Eigenschaften auch in der Schule nicht vermissen. Seit Sommer besucht er die fünfte Klasse des Ludwig-Uhland-Gymnasiums in Kirchheim. „Wenn die Noten unter dem vielen Sport leiden würden, dann müssten wir sicher was ändern“, sagt Katja Pörtner. Dass Lasse gute Noten schreibt, kommt nicht von ungefähr, glaubt auch Holzinger: „Es ist unglaublich, wie weit Lasse schon mit seinen zehn Jahren ist. Wir diskutieren sehr oft über taktische Feinheiten“, so der 32-Jährige. In der Schule hingegen wird kaum über Lasses Tennistalent geredet. „Nur meine Lehrerin fragt ab und an nach, wie es war“, sagt der Zehnjährige.
Ob in der Porsche-Arena beim WTA-Frauenturnier oder auf dem Killesberg beim Mercedes Cup – Lasse hat die Stars schon aus der Nähe betrachtet. „Klar, da war ich schon, man kann sich dort vieles abschauen“, sagt Lasse. Ob Roger Federer, Novak Djokovic oder Rafael Nadal seine Vorbilder seien, darauf antwortet er kühl: „Eher Federer, aber eigentlich ist Tony mein Vorbild.“
Diese Antwort beschreibt das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler. „Das ist eine besondere Verbindung zwischen den zweien. Tony war für Lasse schon immer ein Vorbild, und das wird sich so schnell auch nicht ändern“, sagt Katja Pörtner. Dass Lasse einfach so mal bei Tony zu Hause vorbeischaut und mit ihm auf seiner Playstation spielt, ist keine Seltenheit.
Wohin der Weg des Tennistalents führt, weiß noch keiner so genau. Eine Prognose abzugeben, ist schwierig. Eins weiß Tony Holzinger allerdings genau: „Wenn Lasse weiter so trainiert wie jetzt und weiter Spaß am Tennis hat, kann er schon eine Nummer werden.“