Wenn man sein Hobby eigentlich schon beendet hat und damit trotzdem Geschichte schreibt, ist das etwas Besonderes. Katharina Strohm hat genau das erlebt. Die 34-jährige Lehrerin am Schlossgymnasium hatte die Kickstiefel bereits an den Nagel gehängt, dann aber doch wieder mit dem Fußball angefangen, und spielt nun in der allerersten Frauenmannschaft des VfB, seit es den Traditionsverein aus Stuttgart gibt.
Mit dem Fußball angefangen hat die gebürtige Breisacherin beim SC Freiburg mehr durch Zufall. „Als meine Mutter und ich meinen Zwillingsbruder Peter vom Training abgeholt haben, bin ich gefragt worden, ob ich beim Spiel am Wochenende einspringen kann. Da hab ich dann gleich zwei Tore geschossen“, erzählt Katharina Strohm. Damals war sie sechs Jahre alt und das einzige Mädchen in der F-Jugend-Mannschaft. Zehn Jahre lang kickte sie mit den Jungs. „Das war schon eine gute Schule für mich. Da musste man sich auch mal mit den Ellenbogen durchsetzen.“ Das kam ihr dann bei den U 17-Mädels in der Verbandsliga zugute. Und auch in der zweiten Frauenmannschaft machte sich das bemerkbar. Insgesamt zehn Jahre lang war Katharina Strohm in der 3. Liga aktiv. „Hin und wieder wurde ich auch in der Bundesliga eingesetzt. Aber ich hab’ den Sprung in die erste Mannschaft nicht geschafft.“ Direkt nach der U 17 wollte sie von sich aus nicht. „Weil ich ein gutes Abi machen wollte.“
Ziel ist der Wiederaufstieg
Mit 27 kam dann schließlich der Cut für die Mittelfeldspielerin. „Das Referendariat war einfach zu zeitintensiv.“ Einen neuen Ausgleich fand die 34-Jährige erst mal nicht. „Irgendwie hat keine andere Sportart in mir so eine Leidenschaft entfacht.“ Als sie dann wegen der Arbeit nach Esslingen zog und die Schwester einer Freundin sie fragte, ob sie nicht Lust hätte, beim VfB Obertürkheim einzusteigen, war das Fußball-Feuer schnell wieder ausgebrochen. „Ich hatte nicht mal mehr Kickschuhe. Aber als ich im Training gesehen habe, was das für ne coole Mädelstruppe ist, war es um mich geschehen“, erzählt die Lehrerin lachend. Also ist sie mit ihren damals 30 Jahren eingestiegen – und war natürlich die älteste in der Mannschaft. Dass aus der Regionalliga-Mannschaft mal das Frauenteam mit dem roten Brustring werden würde, war da noch überhaupt kein Thema. „In meinem dritten Jahr dort war’s dann klar, dass wir die Kooperation mit dem VfB bekommen. Und da war mir klar, dass ich das auf jeden Fall noch miterleben und mitmachen möchte.“ Dass sie kurz vorher noch in der Relegation abgestiegen sind, hat nichts daran geändert, dass Katharina Strohm und Co. seit diesem Jahr im VfB-Dress auf Punktejagd gehen. Klares Ziel des neuen Trainers Heiko Gerber ist der sofortige Wiederaufstieg, und natürlich soll es langfristig noch weiter nach oben gehen. „Dafür wird von Vereinsseite auch alles reingesteckt. Es ist schön, das zu sehen“, sagt die 34-Jährige, die dankbar und extrem stolz darauf ist, das alles im Herbst ihrer Fußballerinnenkarriere noch erleben zu dürfen. „Meine Freundinnen feiern das total, die sind teilweise echt informiert und haben sogar Trikots mit meinem Namen drauf gekauft.“
Die Saison von Katharina Strohm ist bislang nicht ganz so glatt verlaufen. Nach fünf Liga-Spielen hat sich die 34-Jährige am Knie verletzt. Als es dann wieder ging, lag sie mit einer heftigen Grippe flach. Zur Rückrunde will sie aber wieder einsteigen. Start für den aktuellen Tabellenführer ist am 12. März in Crailsheim.
Bis dahin steht die Vorbereitung an. Der Aufwand neben dem Lehrerjob ist für die Sport- und Französisch-Lehrerin am Schlossgymnasium allerdings immens hoch. „Ich überlege schon, wie lange ich noch 100 Prozent geben kann.“ Dreimal die Woche Training ist Pflicht, eine vierte Einheit ist freiwillig. Alles findet auf dem Gelände in Obertürkheim statt. „Nur der Auftakt, der war beim VfB Stuttgart. Zuvor war das Team beim Teckboten-Pokal in Ötlingen bei einem Einlagespiel gegen die SGM Wendlingen/Ötlingen zu sehen. „Das war total schön, weil da auch Schüler von mir am Rand standen und mich angefeuert haben.“ Ohnehin können sich die VfB-Frauen nicht über mangelndes Interesse beschweren. „Wir haben immer Zuschauer, auch auswärts. Außerdem ist immer ein Videoteam des SWR dabei. Das begleitet uns das ganze erste Jahr. All das zeigt, wie wichtig das Team dem Verein ist. Und das finde ich total schön.“