Weilheim/Ebersbach. Freundschaftspflege – auch ein Thema beim brisanten Bezirksderby morgen Abend. Zwei Mal in der Vergangenheit schon fungierte der Weilheimer Alexander Hübbe als Ebersbacher Trainer, und die beiden Spielleiter Günther Friess und Manfred Kümmerle standen in früheren Aktivenzeiten gemeinsam auf dem Platz. Man kennt sich, man schätzt sich. „Das Verhältnis zwischen beiden Vereinen ist ausgezeichnet“, unterstreicht Kümmerle, der auch schon Jugendtrainer des VfL Kirchheim war.
Harmonie hinter den Kulissen – Rustikales auf dem Rasen? Tatsächlich spricht die Ausgangslage für ein Spiel mit harten Bandagen: Verlieren die Weilheimer, fahren sie verunsichert und mit der dritten Serien-Niederlage im Gepäck zum nächsten Bezirksderby (am Sonntag in Deizisau), verlieren die Filstäler, hilft ihnen angesichts von dann acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz in acht Restspielen nur noch ein echter Kraftakt. „Die drei Punkte in Weilheim brauchen wir dringend“, sagt Kümmerle und hegt Hoffnung: Mit dem im Oktober für den glücklosen Michael Hoskins neu verpflichteten kroatischen Spielertrainer und Ex-Ulmer Regionalligakicker Dinko Radojevic (32) gab es im neuen Jahr vier Siege in fünf Spielen. Radojevic kickt im Mittelfeld, macht als „Sechser“ das Spiel und ist der Stratege – „so einer hat uns in der Hinrunde gefehlt“, sagt Kümmerle.
Jetzt blasen sie an der Fils zur Aufholjagd, alle Feldspieler bis auf den Rot-gesperrten Innenverteidiger Ahmet Eren sind in Weilheim vermutlich einsatzbereit, und die Akteure wie die zu erwartenden 40 bis 50 SVE-Fans kommen ins Lindachtalstadion durchaus erwartungsfroh. Die Zuversicht der Ebersbacher wäre noch größer, hätten sie nicht ein Torhüterproblem: Der Einsatz von Ebersbachs Stammkeeper Michael Schöffel (Rücken) ist fraglich, der von Ersatzmann Andreas Kasputtis wegen einer Roten Karte ausgeschlossen und die Rekrutierung eines Debütanten birgt ein gewisses Risiko. „Ich hoffe noch auf Schöffel, aber er muss am Spieltag schmerzfrei sein. Mit einer Spritze werde ich ihn nicht spielen lassen“, sagt Radojevic, der im Nachbarschaftshit unabhängig von der Torhüter-Entscheidung eine 50-prozentige Siegchance wittert.
Umso mehr, als der Gegner just vor der Partie einmal mehr ein etwas längeres Verletzten-Bulletin verlesen muss: Mit Marcel Mettang (Bluterguss am Auge), Kai Sigel (Adduktoren), Carmelo Scaffidi (muskuläre Probleme), Daniel Heisig (Muskelfaserriss)und Torhüter Bastian Treiber (Berlin-Aufenthalt) stehen am Donnerstag gleich fünf Spieler auf der Kippe, beziehungsweise sind nicht einsetzbar. Während das Nachrücken von Dominik Drexler ins Tor als beschlossene Sache gilt, entscheidet in den anderen vier Fällen das persönliche Heilfleisch – die Schnelligkeit der Rekonvaleszenz. Bei Angreifer Mettang, der bis vor Kurzem noch stark eingeschränktes Sehvermögen hatte, entscheidet indes alleine der Doc: „Ob Marcel gegen Ebersbach auflaufen kann, hängt davon ab, ob der Augenarzt am Donnerstag das Sportverbot aufhebt oder nicht“, wie Günther Friess weiß.
Die Weilheimer wollen siegen – mit oder ohne ihre Sorgenkinder. „Die Ausfälle in der entscheidenden Saisonphase wiegen natürlich schwer. Aber andere Mannschaften haben solche Probleme auch, deshalb müssen wir da jetzt durch“, sagt Friess und fordert von der Mannschaft Biss und Einsatzgeist.
Der wird nötig sein gegen selbstbewusste Ebersbacher. „Wir wollen versuchen, dem Gegner unser Spiel aufzudrängen“, kündigt Radojevic eine offensive Gangart an. Auch er hegt grundsätzlich Sympathien für den Nachbarn („die Weilheimer haben eine gute Mannschaft“), will auf dem Spielfeld aber nichts verschenken. Radojevic: „Nach der Vorrunde hatten wir drei Punkte auf dem Konto. Jetzt wollen wir das Unmögliche noch wahr machen und den Klassenerhalt schaffen.“
Zwei Teams kompromisslos auf Dreierjagd: Es könnte spannend werden morgen.
