Teckboten-Redakteure im Endspiel-Fieber
VfB oder Arminia: Wer gewinnt den DFB-Pokal – und warum?

Showdown In der Redaktion: Was ein Wahl-Schwabe und ein gebürtiger Bielefelder über das Finale denken.

Die Teckboten-Redakteure Thomas Zapp (links) und Peter Eidemüller fiebern am Samstag mit ihren jeweiligen Herzensvereinen mit. Foto: Carsten Riedl

Wir können alles – auch Berlin. Während sich die Bielefelder am Samstag fern ihrer nicht mal 30.000 Fans fassenden Alm angesichts von 76.000 hauptsächliche weiß gewandeten Zuschauern im Olympiastadion ins schwarz-weiß-blaue Hemd machen dürften, sind die Jungs aus Cannstatt derartige Kulissen nicht nur von ihren Heimspielen gewohnt. Wer in der Champions League in Madrid auf Augenhöhe spielt und sowohl in Turin als auch Bratislava gewinnt, muss doch einen Emporkömmling aus einer Stadt, die es nicht gibt, nicht fürchten. Oder doch? Ja, Arminia ist Drittligameister. Ja, Arminia hat Union, Freiburg, Bremen und Leverkusen aus dem Pokal gekegelt. Und ja, die Ostwestfalen haben nichts und der VfB seinen Ruf zu verlieren. Dennoch: Abseits aller fußballerischer Binsenweisheiten dürfte vor allem aus einen Grund kein Zweifel am ersten Stuttgarter Titel seit der Meisterschaft 2007 bestehen: Dem kulinarischen. Wer einen rosinengespickten Hefeteig mit Kartoffeln versetzt und nach dem Braten mit Leberwurst und Pflaumenmus bestreicht, kann doch nicht Fußball spielen, geschweige denn, ein Spiel gewinnen. „Pickert“ heißt diese zweifelhafte Delikatesse, die in Bielefeld auf den Tisch kommt. Kaum weniger gewöhnungsbedürftig scheint der „Wurstebrei“, bei dem dasselbe Wasser, in dem zuvor reichlich Würste erhitzt wurden, nach dem Herausnehmen selbiger Würste Gerstengraupen eingerührt werden, bis eine Art Risotto entstanden ist. Bei allem Respekt vor den offenbar refluxresistenten Mägen in Ostwestfalen, aber wer so etwas vertilgt, dem gehört der (Gaisburger) Marsch geblasen. Denn wir können alles (besser): kicken und kochen. pet

 

Bei allem Verständnis für Stuttgarter Tränen beim Abstieg in die 2. Liga 2019: Als Fan der Arminia kann man nur milde lächeln, denn ein Bielefelder ist weitaus größeren Kummer gewöhnt. Von Titeln brauchen wir gar nicht zu reden, dafür gab es eine Menge negativer „Highlights“: Zwangsabstieg nach dem Bundesligaskandal und insgesamt zwölf Auf- und Abstiege, bis in die Niederungen der Oberliga oder später Regionalliga, dann die 3. Liga, die wir zum Glück wieder verlassen dürfen. Damit war nicht unbedingt zu rechnen: In der vergangenen Saison rettete ein Pfostenschuss die Arminia vor dem Gang in die 4. Liga – kaum zu glauben, wenn man bedenkt, wo die Arminia heute stehen. Damit sind wir beim DFB-Finale, dem größten Ereignis der 120-jährigen Vereinsgeschichte: Die Stadt am Teutoburger Wald – meine Heimatstadt – befindet sich seit Wochen im Ausnahmezustand. So etwas hätte vor der Saison niemand gedacht, nach der vergurkten ersten Saisonhälfte schon zweimal nicht. Das Spiel gegen Leverkusen, den formal noch amtierenden deutschen Meister, war eigentlich schon das Finale. Denn den haben „wir“ ja nicht einfach mit Glück geschlagen, sondern völlig verdient. Nichts für ungut, liebe Stuttgarter, aber das Finale ist nur das Sahnehäubchen, wirklich „verlieren“ können wir gar nicht mehr. Das kann man von Euch wahrlich nicht behaupten, der Pokal ist eure letzte Chance, nächste Saison international dabei zu sein. Mit dieser Lockerheit sind wir meiner Meinung nach sogar im Vorteil. Und nächstes Jahr dann gegen Juventus oder Aston Villa? Das übersteigt nun wirklich jede Vorstellungskraft, aber warum nicht träumen? zap