Die Fußballabteilung des VfL Kirchheim stellt am Donnerstag die Weichen für die Zukunft. Nachdem bei der Mitgliederversammlung vor fünf Wochen der bisherige Verantwortliche Marc Butenuth überraschend keine Stimmenmehrheit hatte erzielen können, soll im Rahmen eines außerordentlichen Treffens im Sportvereinszentrum an der Jesinger Allee im zweiten Anlauf ein Abteilungsleiter gewählt werden – dass dieser Marc Butenuth heißen wird, scheint klar. Der 47-Jährige, seit fünf Jahren an der Spitze der drittgrößten VfL-Sparte, ist der einzige Kandidat und bereit, trotz des Misstrauensvotums vor fünf Wochen weiterzumachen.
An diese Bereitschaft hatte der Geschäftsführer eines Kirchheimer Maschinenbauunternehmens allerdings eine Bedingung gestellt. Nachdem klar war, dass der Gegenwind von Angelo Docimo, Verantwortlicher des Frauen- und Mädchenbereichs im VfL, gesät worden war, forderte Butenuth dessen Entlassung – nicht aus verletzter Eitelkeit, wie er betont, sondern im Sinne des Vereins. „Meine ganzen Mitstreiter hätten sonst nicht weitergemacht, im schlimmsten Fall wäre die ganze Abteilung auseinandergebrochen.“
Nicht nur, um dieses Szenario zu vermeiden, hat der VfL-Gesamtvorsitzende Marc Eisenmann Angelo Docimo vergangene Woche von seinen Aufgaben entbunden. „Das Tischtuch war zerschnitten, es wäre keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich gewesen“, sagt Eisenmann, der in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt hat, um Stimmungen und Befindlichkeiten an der Jesinger Allee auszuloten. Sein Eindruck: „Es ging hauptsächlich um die Wertschätzung für den Frauen- und Mädchenfußball.“
Ob und welche Versäumnisse es in diesem Bereich gibt oder gab, kann Marc Butenuth nicht einschätzen. Mangelnde Unterstützung will er sich jedoch nicht vorwerfen lassen. „Unser Ziel war immer, mehr Struktur hineinzubekommen und die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen.“ Seiner Vermutung nach witterte Angelo Docimo, der den rund 50 Spielerinnen umfassenden Bereich innerhalb der Abteilung aufgebaut hat und bis zuletzt die Bezirksligamannschaft und die U 17 betreute, darin eine Beschneidung seiner Kompetenzen. Aus dieser Sorge heraus hatte der Hattenhofener im Vorfeld der Mitgliederversammlung vor fünf Wochen versucht, Gegenkandidaten für Butenuth in Position zu bringen – ohne Erfolg. Um genug Stimmung gegen den Abteilungsleiter zu machen und seine Wiederwahl zu verhindern, reichte es dennoch. Zu den Vorkommnissen selbst will Docimo nichts sagen, betont nur: „In den ganzen Jahren beim VfL habe ich vor allem für Werte wie Gleichberechtigung, Respekt und Akzeptanz den Frauen und Mädels gegenüber gekämpft.“
Dass sein Abgang, dem unter anderem auch die Kapitänin der Bezirksligamannschaft folgte, die auch die D-Juniorinnen trainierte, zu einem Aus des weiblichen Fußballs in Kirchheim führt, ist indes nicht zu befürchten. „Es war und ist nicht die Absicht, Mannschaften abzumelden“, tritt Vereinschef Marc Eisenmann Gerüchten entgegen, nach denen die Zukunft des Frauen- und Mädchenfußballs beim VfL in Gefahr sei.
Ein Fachmann übernimmt
Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Mit Joachim Hofreuter hat der VfL einen wahren Fachmann an Bord geholt. Der 52-Jährige aus Weilheim ist einer von zwei Verantwortlichen der hiesigen WFV-Talentfördergruppe für Juniorinnen, einer von zwölf im Verbandsgebiet. „Ich habe sofort zugesagt und möchte gerne was aufbauen beim VfL“, sagt Hofreuter, der bereits am vergangenen Wochenende die Frauen und die U 17 betreute. „Die Stimmung ist super, die Mädels sind gewillt mitzuarbeiten.“
Gemeinsam an einem Strang ziehen, ist nach wie vor auch das Ziel des designierten Abteilungsleiters, der im weiblichen Bereich einen Jugendkoordinator installieren will. „Wir wollen den Frauen- und Mädchenbereich weiter auf- und ausbauen“, betont Marc Butenuth, der im Vergleich zur letzten Versammlung mit größerer Resonanz rechnet. Vor fünf Wochen waren gerade mal 23 Mitglieder anwesend. Für heute Abend haben sich neben der Männermannschaft auch die U 19 und U 17 angekündigt – Butenuths Wiederwahl sollte gesichert sein.