Aquarell statt Kohlezeichnung – um sich die Zukunft auszumalen, ist man in der Handballabteilung des VfL Kirchheim zurzeit auf der Suche nach Zwischentönen. Seit vergangenem Samstag ist klar: Der VfL hat auch in der kommenden Saison ein Startrecht in der Verbandsliga. Für Schönfärberei ist trotz des vorzeitigen Klassenerhalts nach dem Überraschungserfolg einen spieltag vor Schluss in Steinheim dennoch kein Platz. Es ist, als stünde der neu bestellte Sportwagen im Hof und es gelte nun zu überlegen, wie die Rechnung zu begleichen sei. Wie es weitergehen könnte, angesichts einer Vielzahl an Spielern, die den Verein verlassen werden und angesichts zahlreicher offener Fragen, wie sich diese Lücken ohne Qualitätsverlust schließen ließen, das sind die Themen, denen sich die Verantwortlichen nun stellen müssen.
Stimmen, wonach der VfL gut beraten wäre, den Neuaufbau nach einem freiwilligen Rückzug in einer niedrigeren Spielklasse anzugehen, lassen Abteilungschef Martin Rudolph im Moment noch kalt. „Das wäre eine Entscheidung, die nicht ich allein zu treffen hätte,“ sagt der Rückraumschütze in Doppelfunktion mit Blick auf die anstehende Mannschaftssitzung. Klare Signale in Richtung Zukunft ist das, was er sich davon erhofft. Dass unterschiedliche Auffassungen von Trainingsdisziplin und ein nervenaufreibendes Saisonfinale den Zusammenhalt geschwächt und Erosionsschäden hinterlassen hätten, wie manche behaupten, weist Rudolph vehement von sich. „Was auch immer geredet wird,“ unterstreicht der 30-Jährige, „die Kabine ist intakt.“
Fest steht: Zentrale Stützen werden den VfL verlassen. Darunter langjährige Getreue wie der Torjäger und Kapitän Robin Habermeier, der gleichzeitig die vakante Stelle des sportlichen Leiters zurücklässt, Torhüter Sebastian Lorenz, der nach einem Jahr zu seinem Stammverein TSV Wolfschlugen zurückkehrt oder Routiniers wie Alexander Schwarzbauer, der gemeinsam
Der Chef will sich die Saison nicht schlechtreden lassen und möchte nach vorne schauen, was bleibt ihm anderes übrig. „Letztes Jahr hat man uns auch schon abgeschrieben,“ stellt Martin Rudolph fest. „Unser gemeinsames Ziel war der Klassenerhalt. Das haben wir erreicht.“ Wenn der verbleibende Rest der Mannschaft zusammenstehe, ist er überzeugt, gibt es für die Zukunft Optionen. Optionen, die jedoch vor allem eines sein werden: jung und unerfahren. Sammy Gotthardy, der sich als Nachwuchskraft auf der zentralen Spielmacherposition in diesem Jahr hart behaupten musste und nun den nächsten Schritt machen soll, zählt da fast schon zu den Arrivierten. Im Sommer kehrt mit Paul Rauner ein vielversprechendes Talent nach einem Kreuzbandriss aufs Spielfeld zurück. Der junge Jan Tombrägel, der zum Saisonende hin die ersten Einsätze und Torerfolge in der ersten Mannschaft verzeichnete, bringt Körpergröße und Durchschlagskraft mit. Auch die eine oder andere Rückholaktion ist Teil des Plans. Spieler, die dem Verein den Rücken kehrten oder mangels Perspektive bewusst in Nachbarvereinen geparkt wurden.
Jahrelang konnte sich der VfL auf seine vorbildliche Jugendarbeit verlassen. Jetzt klafft erstmals eine größere Lücke, die es unter erschwerten Bedingungen zu überbrücken gilt. „Was es braucht,“ sagt Martin Rudolph, „ist ein Konzept, das uns über zwei bis drei Jahre trägt.“ Und zuallererst wohl einen neuen Trainer. Ohne zu wissen, wer künftig auf der Bank sitzen wird, dürfte sich das Werben um neue Kräfte eher schwierig gestalten.