Die in den vergangenen Jahren so erfolgreichen Handballer des VfL Kirchheim stehen am Scheideweg: Zum einen droht zwei Spieltage vor Saisonende der Abstieg aus der Verbandsliga, zum anderen haben bereits zwölf Spieler ihren Abgang vermeldet. Wie es kommende Saison weitergeht, ist demnach weiterhin unklar. Dass der VfL auch kommende Spielzeit eine konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen kann, scheint nach der jüngsten Entwicklung jedenfalls eher unwahrscheinlich.
Es hätten seitens des Vereins sogar bis heute keinerlei Spielergespräche hinsichtlich der kommenden Saison stattgefunden, heißt es aus internen Kreisen – ein Vorgang, der selbst im Amateursport spätestens zu Beginn der Rückrunde gang und gäbe ist. Dass diese in der Regel vom sportlichen Leiter geführt werden, der bei den Teckstädtern allerdings unlängst selbst seinen Abgang angekündigt hat, passt da nur sinnbildlich in die aktuelle Situation der Kirchheimer. Kaum verwunderlich also, dass den noch verbleibenden Akteuren jegliche Gewissheit fehlt, wie es mit ihrem Verein weitergeht – beziehungsweise ob es überhaupt weitergeht. Ganz davon abgesehen, dass das vorgelebte Desinteresse intern auf sehr großen Unmut stößt, da es nicht gerade von Wertschätzung gegenüber den Spielern zeuge.
Argumente fehlen für Transfers
Zweifelsohne wäre die sportliche Lage des VfL in einer ambitionierten Liga und mit guten Aussichten auf einen Stammplatz für Talente aus der Region durchaus vielversprechend. Durch die seit Jahren bekannte Transferstrategie, die finanzielle Zuschüsse oder Prämien für die Spieler ausschließt, sowie das Harzverbot in den städtischen Hallen fehlen den Kirchheimern im Vergleich zu anderen Vereinen letztlich aber doch die entscheidenden Argumente. Was früher oftmals noch durch die früchtetragende Jugendarbeit kompensiert werden konnte, wird in diesem Jahr aufgrund des Fehlens einer A-Jugend sowie der Zusammenführung der zweiten und dritten Mannschaft aber ebenfalls hinfällig.
Ob der Klassenerhalt oder ein kompletter Neuaufbau deshalb überhaupt noch ein lohnendes Ziel ist? Zumindest die kurzfristige Rückholaktion von Urgestein Bruno Rieke, der seine alte Liebe VfL als Co-Trainer, Retter und Motivator vor dem Absturz retten soll, hat zuletzt nochmals ordentlich frischen Wind und gute Stimmung ins Team gebracht. Rieke trage die Tecksieben mit seiner Erfahrung durch schwierige Phasen der Partie und lasse Spieler leistungstechnisch auch mal über sich hinauswachsen, ist aus der Mannschaft zu vernehmen. Hinzu kommt die Tatsache, dass der scheidende Chef-Spielertrainer Dominik Merkle seitdem auf dem Feld freier agieren kann, ohne ständig ans Teamcoaching denken zu müssen. Im Umfeld des Verbandsliga-Teams allerdings geistert seit Langem die Frage herum, wieso der Klub diese – oder immerhin eine ähnliche – Idee nicht schon viel früher hatte, um dem längst drohenden Absturz eher entgegenzuwirken. Dass die zuletzt etwas besser verlaufenden Wochen weitere Abwanderungswillige umstimmen konnten, scheint eher unwahrscheinlich. Zumal Bruno „Fackel“ Rieke von Anfang an klargestellt hatte, nur bis zur Sommerpause einzuspringen und den Akteuren somit auch hier wieder eine langfristige Perspektive fehlt.
Fusion kommt infrage
Klar ist: Was die Zukunft der VfL-Handballer betrifft, kristallisieren sich aktuell vor allem drei mögliche Alternativen heraus. Eher unwahrscheinlich scheint, die erste Mannschaft – egal ob in der Verbands- oder Landesliga – am Leben zu erhalten, da es dem Team zum jetzigen Stand aufgrund der dünnen Personaldecke an der nötigen Qualität fehlen würde. Ein Zusammenschluss mit der jetzigen zweiten Mannschaft und einem Neustart in einer der unteren Ligen wäre da schon realistischer – auch wenn diese Gedankenspiele momentan noch in den Kinderschuhen stecken. Mehr Substanz enthält hingegen laut internen Informationen die Idee einer möglichen Fusion mit einem weiteren Verein aus der Region. Nähere Infos hierzu sind – trotz bereits laufender Gespräche der beiden Klubs – aber noch nicht bekannt.