Alles neu, aber irgendwie doch beim Alten: Bei Handball-Verbandsligist VfL Kirchheim hat sich in diesem Sommer personell einiges getan. Während neben dem langjährigen Chefcoach Engelbert Eisenbeil auch noch sechs weitere Akteure die Teckstädter verließen, bleibt dem harten Kern des Kirchheimer Teams die anspruchsvolle Aufgabe überlassen, in der kommenden Spielzeit die Kohlen aus dem Feuer zu holen und den Verbleib in der Verbandsliga zu sichern. „Wir sind in der Breite und Spitze natürlich bei Weitem nicht mehr so aufgestellt wie vergangene Runde. Deshalb ist uns allen bewusst, dass vermutlich ein sehr schwieriges Jahr auf uns wartet“, befürchtet Leistungsträger und Pressewart Julian Mikolaj.
Nach den bereits seit einiger Zeit feststehenden Abgängen um Kevin Hsu, Tim Osswald und dem Hamann-Trio Michel, Lars und Tim, erreichte den VfL kürzlich eine weitere Hiobsbotschaft: Mit Thimo Böck hat die „Blauen“ drei Wochen vor Saisonstart nun auch noch der zuletzt erfolgreichste Torschütze verlassen. Seinen überraschend plötzlichen Abgang in Richtung Württembergligist TSV Wolfschlugen begründete der Topscorer mit dem studienbedingten Umzug in die Reutlinger Umgebung. Was für den agilen Rückraumspieler, der wegen seiner konstanten Leistungen schon seit einiger Zeit ins Blickfeld höherklassigerer Klubs geraten war, sportlich zweifellos ein Upgrade bedeutet, hinterlässt beim VfL nichts weiter als eine weitere enorme Lücke, die aufgrund der Kurzfristigkeit auch nicht mehr geschlossen werden konnte.
Dem gegenüber steht mit Torhüter Sebastian Lorenz (TSV Wolfschlugen) der einzige externe Neuzugang des VfL. Hinzu kommt noch das eine oder andere Eigengewächs aus der zweiten und dritten Mannschaft, das sich nun regelmäßig im Trainingsbetrieb der „Ersten“ unter dem neuen Chefcoach Dominik Merkle beweisen darf. „Was die individuelle Qualität angeht, ist es sehr schwierig einzuschätzen, wo wir dieses Jahr stehen. Wir brauchen sicherlich noch etwas Zeit, um uns zu finden. Und dann versuchen wir eben, das Beste rauszuholen“, sagt Julian Mikolaj.
Gezieltes Training kaum möglich
Doch gerade wenn personell der Schuh drückt, spielt der Teamgeist erfahrungsgemäß eine umso bedeutendere Rolle, weiß der 35-Jährige: „Die mannschaftliche Geschlossenheit hat uns in den vergangenen Jahren ja sowieso schon immer ausgezeichnet. Diesmal wird es noch mehr darauf ankommen.“ Passend also, dass mit Dominik Merkle der neue Chefcoach aus den eigenen Reihen kommt, und somit den ausgezeichneten Teamspirit der Teckstädter in den vergangenen Spielzeiten nicht nur hautnah erlebt, sondern auch aktiv mitgestaltet hat – für den spielenden Pressewart ein großer Pluspunkt: „Er kennt uns alle lange genug und weiß daher genau, wen er wie anpacken muss.“
Diese Eigenschaft kam bereits in der Vorbereitung zum Tragen. Dadurch, dass aufgrund der dünnen Personaldecke gezieltes Mannschaftstraining nur selten möglich war, musste der Trainer-Debütant häufig improvisieren. „Er hat in den Inhalten viel variiert und angepasst. Das kam den Jungs, die da waren, sehr entgegen“, resümiert Mikolaj. Ein ähnliches Fazit zieht er auch zu den schwachen Ergebnissen in den Testspielen: „Die waren leistungstechnisch zwar allesamt nur durchwachsen, aber auch nicht wirklich aussagekräftig, da immer irgendjemand gefehlt hat.“
Wirklich ernst wird es für die Kirchheimer Handballer dann erstmals am morgigen Samstag, wenn es beim Verbandsligaauftakt zur MTG Wangen geht. Eine Woche später empfängt die Teck-Sieben zum ersten Heimspiel die HSG Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf – zwei anspruchsvolle Begegnungen, die eine erste Tendenz aufweisen könnten, wohin die Reise des VfL in dieser Saison geht. Besonders bitter: Ausgerechnet Rückraum-Stabilisator Robin Habermeier wird seinem Team in den ersten beiden Begegnungen fehlen, da er eine Sperre aus der vergangenen Saison absitzt. Eines ist allerdings ohnehin sicher: Auf die leichte Schulter nimmt die bevorstehende Runde beim VfL keiner – ganz im Gegenteil: „Der Klassenerhalt wäre eine überragende Sache. Ich hoffe nur, dass es kein Lehrjahr wird“, sagt Julian Mikolaj.