Lokalsport
VfL-Kicker vor Saisonstart: Dschungeltour mit Unbekannten

Fußball-Landesliga Beim Aufsteiger VfL Kirchheim herrscht vor dem ersten Punktspiel eine Mischung aus Optimismus und Realismus vor. Von Reimund Elbe

Mitten im Kräherwald beginnt die Expedition durch den Landesliga-Dschungel. Auf der Route zum erklärten Klassenziel namens Ligaverbleib warten auf die Kirchheimer Kicker in den kommenden Wochen und Monaten zig gefährliche Ecken. Das Erstlingswerk der neuen Runde wird das Team von Armin Ohran am Samstag ab 15.30 Uhr bei Mitaufsteiger MTV Stuttgart auf dessen von Wald umsäumten Sportgelände abliefern.

Der Coach gibt zum Saisonstart den Optimisten und Realisten in einer Person. „Wir hatten angesichts der drei Relegationsspiele nur eine sehr kurze Vorbereitung und davor insgesamt eine sehr lange Runde mit vielen Spielen“, rekapituliert Armin Ohran vor dem nun anstehenden Start ins Landesliga-Abenteuer – was den einstigen Oberliga-Fußballer jedoch offenkundig nicht verzagen lässt.

Im Trainingsalltag hätten dem ehemaligen Mittelfeldakteur in den vergangenen Wochen nach eigenem Bekunden durchaus eine ausreichende Zahl Fußballer zur Verfügung gestanden, um sinnhaft im spielerischen und taktischen Bereich arbeiten zu können. „Die Jungs kennen ihre Aufgaben auf dem Platz“, schlussfolgert Ohran aus den nun zu Ende gegangenen Vorbereitungseinheiten. Was den Trainer noch positiv stimmt: das Drängen der Jungen. „Die Spieler der U19 geben im Training immer Vollgas“, lobt Ohran, dem die zusätzliche Konkurrenzsituation ganz recht ist.

Auf dem Transfermarkt hat sich beim Landesliga-Rückkehrer nur wenig getan. Zwar schmerzten unter anderem die Abgänge von Torjäger Pascal Schwickert (TSV Linsenhofen), Kapitän Tim Sternemann (VfB Neuffen) Abwehrhüne Niklas Naujoks (SV Westerheim) und der Routiniers Markus Großhans und Marcel Helber, doch die Kirchheimer Verantwortlichen haben ihre gewünschte Kadergröße mit 19 Feldspielern und zwei Keepern erreicht. Von einem personellen Umbruch könne deshalb keine Rede sein, heißt es aus dem VfL-Umfeld.

Zuletzt führte noch Kommissar Zufall Regie. Mit Yunus Sencay verpflichteten der VfL einen ballsicheren Offensivakteur, der aus der Türkei an die Jesinger Allee wechselte. Der Kontakt kam über verschiedene Kirchheimer Fußball-Insider zustande. Zusammen mit Matteo-Pio Stefania könnte der Angreifer das künftige Sturmduo darstellen. „Yunus hat uns im Probetraining überzeugt“, sagt Armin Ohran. Im Bezirkspokalmatch der Kirchheimer „Zweiten“ gegen Türk SV Ebersbach schoss der Neue vergangenen Sonntag bereits den ersten Pflichtspieltreffer für seinen neuen Klub. Einst spielte Sencay unter anderem für den (mittlerweile aufgelösten) Süper Lig-Klub Gaziantepspor.

Als Ideengeber im Kirchheimer Landesligateam soll vornehmlich der aus Oberensingen verpflichtete Nico Crisigiovanni dienen. Zu den insgesamt neun Neuen im Kader gehören auch vier Aufrücker aus dem eigenen U19-Team. 

Und da wäre noch das Thema Aufstiegseuphorie. Jene kann bekanntlich nachhaltig zu einem Hoch in einem neuen Umfeld führen, andererseits bei Misserfolgen schnell verpuffen. „Wir wissen, welche Kaliber auf uns zu kommen“, betont Cagatay Ayyildiz, einer der Aufstiegshelden beim Relegationsfinal-Triumph gegen den FC Blaubeuren am 25. Juni in Berghülen. An der Motivation dafür soll es dabei nicht hapern. „Wir müssen einfach dagegenhalten“, fordert Ayyildiz, „er sei sicher sicher, dass die Mannschaft hierfür die Qualität habe. Ayyildiz: „Wir werden alles geben“.

Weitere Mosaiksteinchen auf dem Weg zum Ligaverbleib nennt der Coach. „Wir müssen zum einen ein Gefühl dafür entwickeln und immer spüren, was auf dem Platz passiert“, warnt er, dazu komme „der notwendige Fokus, der Tunnel“ in jedem Spiel. Armin Ohran hat sich in der vergangenen Saison nicht nur als akribischer Arbeiter präsentiert, sondern hat dem Team auch in schwachen Liga-Phasen immer wieder neues Leben eingehaucht – gipfelnd mit der Eroberung des zweiten Bezirksliga-Tabellenplatzes am letzten Spieltag plus einer darauf folgenden, überragenden Relegation. „Alle freuen sich bei uns über die Rückkehr in die Landesliga“, sagt der frühere VfL-Oberligacrack, wohlwissend, dass dieses Gefühl nur eine Momentaufnahme darstellt.

Längere Auswährtsfahrten

So stellt sich für den VfL Kirchheim nach einer neunjährigen Landesliga-Abstinenz die Sache nüchtern dar: Mit oft längere Fahrten, meist völlig unbekannten Gegner, einem noch nicht abzuschätzenden Leistungsvermögen. Armin Ohran will sich zumindest stets schlau machen. „Ich werden mir vor den jeweiligen Partien alle möglichen Informationen zum kommenden Gegner beschaffen“, verspricht er.

Über den ersten gibt es zumindest schon unumstößliche Fakten: Der MTV Stuttgart wurde souveräner Bezirksliga-Meister und ist in der Landesliga ein absoluter Debütant.