Lokalsport
VfL Kirchheim: Gedankenspiele der Hoffnung

Fußball Vor dem letzten Spiel in Bad Boll weiß Landesligist VfL Kirchheim noch immer nicht, wo die Reise in der kommenden Saison hingeht. Die Lage ist kompliziert. Von Max Pradler

Im Hinspiel trennten sich der VfL Kirchheim und der TSV Bad Boll 1:1. Das heutige Spiel ist allerdings eher Nebensache. Foto: Michael Treutner

Dass sich die letzten Spieltage einer Fußballsaison oftmals für die wildesten Rechenspielchen und „Was-wäre-wenn-Konstellationen“ eignen, ist nichts Neues. Wie sich aktuell jedoch die Verantwortlichen des Landesligisten VfL Kirchheim fühlen müssen, nimmt nochmals ganz neue Dimensionen an. Auf dem Papier rechnerisch bereits seit zwei Wochen abgestiegen, lässt die Teckstädter nach wie vor die Hoffnung nicht los, dass sie in der kommenden Spielzeit womöglich doch weiterhin in der Landesliga an den Start gehen können. Möglich macht’s eine ligenübergreifende Kettenreaktion, sowie die neue Verbandsstruktur, die ab 1. Juli greift.

Das Statement des Württembergischen Fußballverbands (WFV) ist klar: Zuerst wird die Saison inklusive Relegation zu Ende gespielt, anschließend zum 1. Juli die jeweiligen Ligen neu strukturiert und – wenn dann noch nötig – nach Sollzahl aufgefüllt. In der Landesliga, Staffel 2, führt dies zu einer äußerst unübersichtlichen Situation. Denn dadurch, dass sämtliche Donau/Iller-Teams die Liga verlassen und davon zum jetzigen Stand keines ab-, beziehungsweise aufsteigen würde, fallen mit Srbija Ulm, der SSG Ulm, dem FC Blaubeuren, dem TSV Buch und Türkspor Neu-Ulm gleich fünf Teams weg.

Das allerdings hat zur Folge, dass auch der VfL Kirchheim in der Warteschleife hängt. Die Blicke richten sich von der Jesinger Allee aus deshalb zurzeit vor allem zum TSV Ehningen und TV Echterdingen. Wenn die Ehninger, die kommende Saison auch ein Staffel-2-Kandidat wären, dieses Wochenende den Aufstieg packen, würde ein weiterer Platz im 16er-Feld frei. Der TSV liegt vor dem letzten Spieltag in der Staffel 3 auf Rang zwei – punktgleich und lediglich ein Tor schlechter als Tabellenführer Young Boys Reutlingen.

Schafft zudem der TV Echterdingen eine Liga höher den Klassenverbleib, hätte dies für die Landesliga 2 die gleichen Auswirkungen: Es bliebe ein Platz mehr übrig. Für den VfL würde dann mit großer Wahrscheinlichkeit doch noch das Wunder Klassenerhalt eintreten.

Beeinflusst wird das ganze Konstrukt darüber hinaus auch noch von den finalen Abstiegsrängen in der Oberliga, da dies auf die Verbandsliga und dementsprechend auf die Echterdinger (aktuell auf dem Relegationsplatz) Auswirkungen haben könnte. Und nicht zu vergessen der TSV Weilimdorf, der als aktuell Zweiter der Landesliga 2 über die Relegation den Aufstieg schaffen könnte, was wiederum ebenfalls einen weiteren Ligaplatz freischaufeln würde.

Selbst für VfL-Trainer Felix Lache eine kaum zu überblickende Momentaufnahme: „Durch die Neustrukturierung ist das momentan alles extrem unübersichtlich und komplex. Wir gehen natürlich von der Bezirksliga aus, wissen aber genauso gut, dass da durchaus noch Chancen für uns vorhanden sind, in der Liga zu bleiben.“

Zur Nebensache wird somit auch der letzte Spieltag der „Blauen“ am heutigen Samstag beim TSV Bad Boll (15.30 Uhr). Doch auch wenn es für beide Mannschaften tabellarisch um nichts mehr geht, erhält die Partie zumindest aufgrund der personellen Gegebenheiten eine besondere Brisanz.

Denn mit Nico Crisigiovanni, Matteo Stefania, Nathan Winter und Valon Dodaj wechseln im Sommer gleich vier Kirchheimer Akteure in den Erlengarten. Dort will das Quartett mit dem designierten Cheftrainer Fabio Morisco – ebenfalls mit jahrelanger VfL-Vergangenheit – endlich den lang ersehnten Aufstieg in die Verbandsliga anvisieren.