Lokalsport
Viele Fragen, keine Antworten

Basketball Eine Saison voller Rätsel neigt sich dem Ende zu. Sie einfach abzuhaken, käme aus Sicht der Knights zu früh. Das Restprogramm lässt Platz für Überraschungen. 
Von Bernd Köble

Es gab wahrlich schon sorglosere Zeiten im Kirchheimer Basketball als in diesem Frühjahr 2023. Angesichts einer Zukunftsdebatte, die um die ungeklärte Hallenfrage kreist. Mit einer Mannschaft aus Einzelkünstlern, die auch nach 27 Spieltagen kein funktionierendes Kollektiv abgibt. Ratlosigkeit herrscht selbst beim notorisch gnädigen Publikum auf den Rängen, wo fragende Seitenblicke auf Schulterzucken stoßen. Das Anfangsviertel der Knights am Samstag gegen Hagen hatte ähnlichen Unterhaltungswert wie die x-te Wiederholung im TV-Abendprogramm. Glücklicherweise lebt der Sport von Emotionen. Genau deshalb hat sich für die meisten der Eintritt am Ende dennoch gelohnt. Weil eben auch der zweite Teil des Spiels einem bekannten Muster folgte: spät erwacht, mitreißend gekämpft, am Ende knapp verloren.

Welcher Teil der Wahrheit das eigene Bild prägt, ist eine Frage des Standpunkts. Dass sich einige Spieler weiterentwickelt haben, ohne dass sich dies auf das Gesamtbild der Mannschaft überträgt, dass auch begeisterndste Erfolge leise verpufften und inzwischen selbst arrivierte Kräfte in Selbstfindung verharren, ist die eine Seite. Aus einem Dutzend Siege bisher erwächst auch die
 

"Was uns fehlt, sind Mut und Entschlossenheit.
Chris Schmidt
Der Teammanager der Knights zum aktuellen Bild von der Mannschaft.
 

Erkenntnis, dass man in dieser Liga jeden Gegner schlagen kann und aller Wettbewerbsnachteile zum Trotz sieben Spieltage vor Schluss mutmaßlich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben wird. Woran also liegt es, dass für eine Entwicklung, auf die Kirchheims Fans Woche für Woche aufs Neue hoffen, die Saison offenbar zu kurz ist? Dass ein so erfahrener Coach wie Igor Perovic sich an Einzelcharakteren die Zähne ausbeißt? „Gut möglich, dass diese Saison zu Ende geht, ohne dass wir darauf eine Antwort gefunden haben,“ räumt Teamchef Chris Schmidt inzwischen unumwunden ein. Ehrlich währt am längsten. 

Dabei könnte es sich für die Knights in barer Münze auszahlen, sollte es aus sportlicher Sicht bis ganz zum Schluss knistern. Was wäre verlockender, als am 22. April, wenn die Ritter zum zweiten Mal in die Göppinger EWS-Arena umziehen werden, vor prächtiger Kulisse ein echtes Endspiel um die Play-offs zu bestreiten? Gegen einen Traditionsklub wie Gießen, der zurzeit Siebter ist und von Kirchheims langjährigem Coach Frenkie Ignjatovic trainiert wird. Ausgeschlossen ist ein solches Szenario nicht, auch wenn die Chancen mit jeder weiteren Niederlage schwinden. Dass es der Mannschaft an der nötigen Einstellung mangele, kann Schmidt nicht erkennen. „Was uns fehlt ist Mut und Entschlossenheit.“ Alles, was man braucht, um ein Rennen von vorne zu fahren, um den Gegner zu beeindrucken, anstatt nur zu reagieren.

Sieben Begegnungen stehen noch aus, vier davon sind Heimspiele. Vier der verbleibenden Kontrahenten stehen im Augenblick in der Tabelle hinter den Kirchheimern, darunter auch das abgeschlagene Schlusslicht aus Schwenningen, das längst abgestiegen ist, allerdings noch kein Pflichtspiel gegen eine Kirchheimer Mannschaft verloren hat. Am kommenden Samstag geht es nach Karlsruhe, wo die Mannschaft der Stunde wartet. Seit fünf Spielen ungeschlagen und dabei auch vom Tabellenführer aus Vechta vor zwei Wochen nicht zu stoppen. Das offensivstärkste Team mit knapp 89 Punkten pro Begegnung im Schnitt gegen das zweitschwächste der Liga. Formal kein Mutmacher, wäre auch das nicht Teil der Wahrheit: Das Hinspiel vor Weihnachten entschieden die Knights mit 79:74 für sich.

Vorbei ist die Saison also noch lange nicht – trotz nach wie vor Platz elf im Moment. Der Rückstand auf die Play-off-Plätze beträgt unverändert vier Punkte, auch wenn mit den davor platzierten Teams aus Trier, Paderborn und Bremerhaven nur der direkte Vergleich mit Paderborn für die Kirchheimer spricht. Schmidts Botschaft an die Mannschaft vor dem Einstieg ins Restprogramm klingt simpel: Alles raushauen und nicht auf die Tabelle schauen.