Lokalsport
Viele Mosaiksteinchen sorgen für prächtige Laune

Tischtennis Die 56. Auflage der Stadtmeisterschaften produziert etliche Geschichten. Freude herrscht beim VfL Kirchheim über das gewaltige Teilnehmerplus. Von Reimund Elbe

Klaus Hummel muss für eine Antwort nicht lange überlegen. Schlichtweg „überragend“ sei es, was sich am Samstag und Sonntag in der Sporthalle des Ludwig-Uhland-Gymnasiums vollzogen hat. Die Frage nach der aktuellen Turniersituation sorgt sichtbar für gute Laune beim stellvertretenden Leiter der VfL-Tischtennis­abteilung. Rund 300 Spielerinnen und Spieler mischen diesmal mit – etwa 120 mehr als im Jahr zuvor.

 

„Einige Jahre dümpelte unser Turnier schon etwas vor sich hin“, erinnert sich der einstige Oberliga-Crack mit Stirnrunzeln an schwierige Corona-Zeiten. Im vergangenen Jahr hätten zudem Termin­überschneidungen, was die schwache Teilnehmerzahl 2023 unter anderem erklärt, für etwas längere Gesichter gesorgt. „Fast an alte Zeiten“, erinnerten nun die großen Starterfelder, frohlockt Hummel. In der Spitze rückten einst sogar bis zu 400 Tischtennis-Betreibende unter der Teck an.

Die 56. Auflage des Klassikers sorgt offenbar für eine Aufbruchstimmung beim VfL, auf der Leiter geht es sinnbildlich steil nach oben. Dies hat nicht nur mit dem extremen Anmeldeplus zu tun. Erstmals waren die Kirchheimer Stadtmeisterschaften bundesweit ausgeschrieben. „Damit wollen wir auch Spielerinnen und Spielern aus anderen Regionen in Deutschland eine Teilnahme ermöglichen, die vielleicht gerade auf Besuch in der Region oder auf der Durchfahrt sind“, erläutert Rike Gölz aus dem Vorstandsteam der Tischtennis-Abteilung. Eine reine Kirchheimer Stadtmeisterschaft, wie der Name womöglich suggeriere, sei das Turnier sowieso nie gewesen. Zuvor waren die Titelkämpfe auf Verbandsebene offen, in früheren Jahren für Spielerinnen und Spieler aus dem hiesigen Bezirk. 

Außerdem hat das Event zum zweiten Mal Relevanz für Ranglis­tenpunkte. TTR-Wert nennt sich eine statistisch ermittelte Zählerzahl, die das Tischtennis-Leis­tungsniveau tagesaktuell abbilden soll und damit eine Vergleichbarkeit zu anderen Spielerinnen und Spielern schafft. TTR kürzt dabei den Begriff Tischtennis-Ranking ab. Auch neu in diesem Jahr: Jugendspieler konnten auch zusätzlich bei den Aktiven eingreifen – lauter Mosaiksteinchen für den Gastgeber VfL, das Turnier auf das nächste Level zu hieven, zukunftsträchtig(er) zu gestalten. Zumal diese Meisterschaft in der Region fast schon ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. „Viele andere Turniere, wie das in Altbach, gibt es nicht mehr“, weiß Rike Gölz. 

Trotz Ranglistenpunkten plus bundesweiter Ausschreibung versprüht das Turnier viel lokalen Charme. Kathrin Geißelhart vom TSV Jesingen und Longfei He vom TSV Scharnhausen sind zum Beispiel von diesem angetan. „Die Stadtmeisterschaften sind für mich tatsächlich eine optimale Vorbereitung für die Rückrunde, umso besser, dass ich dabei nicht weite Anfahrtswege habe“, betont die Jesingerin lächelnd. Longfei He feiert in der Teckstadt sogar ein Comeback. „Ich freue mich sehr, dass ich hier nach meiner Kinderpause wieder dabei bin“, berichtet die Spielerin des TSV Scharnhausen. Nahezu zehn Jahre habe sie kaum ein Turnier gespielt. Spontan treten Kathrin Geißelhart und Longfei He am Sonntag gemeinsam im Doppel an, scheitern im Halbfinale gegen die späteren Stadtmeisterinnen Isabel Köngeter und Kristin Müller.

Patrick Müller genießt ebenfalls die Atmosphäre. „Einfach ein geiles Turnier unmittelbar vor der Rückrunde, auch für uns als Verein einfach top, dass es wieder so gut frequentiert wird“, zeigt sich der VfL-Landesligaakteur hocherfreut – Stimmen und Stimmungen, die zeigen, welchen Stellenwert das Event auch für die lokale Szene besitzt. Aufholbedarf gibt es allerdings noch im Jugend- und Frauenbereich. Das Verhältnis von Erwachsenen zu Jugendlichen an der Platte liegt bei rund 70 zu 30 Prozent. „Der demografische Wandel erfasst auch den Tischtennis-Sport“, merkt Klaus Hummel an. Nur jeden fünften Startplatz nimmt zudem eine Frau oder eine Jugendliche ein. 

Nach dem Turnier heißt vor dem Turnier. Die VfL-Organisationscrew denkt bereits an 2025. „Wir wollen wieder für Mitte Januar terminieren“, kündigt Rike Gölz an. Bis September müssten die VfL-Verantwortlichen ihre Terminmeldung abgeben. In diesem Jahr dürften sie dies durch das Positiverlebnis der 56. Turnierauflage im Rücken mit einem wohligen Gefühl tun.

Mangold zieht im Finale den Kürzeren

Sportliche Highlights in der LUG-Halle waren die Finalpartien Herren A und Damen A. Bei den Männern siegte wie im vergangenen Jahr Sven Happek. Der 36-Jährige aus Böblingen gewann gegen Manuel Mangold (VfL Kirchheim).
Reichenbacher Duell im Frauen-Endspiel: Isabel Köngeter setzte sich gegen Kristin Müller durch. Happek (mit Simon Geßner) und Köngeter (mit Kristin Müller) landeten auch im Doppel ganz oben.
Weitere Sieger im Herrenbereich: Silvan Kurras (Stuttgart, Herren B), Marcel Steckkönig (Neuhausen/Filder, C), Bastien Kortlüke (TTC Forchheim, D). Im Doppel siegten zudem Simon Steinhübl/Jan Nieters (VfL, Herren B), Simon Andres/Dennis Richter (SV Reudern, C) sowie Emre Tozan/Dennis Bühler (TSV Holzmaden, D). Im Mixed vorne: Kristin Müller und Simon Geßner. Der Tagessieg in der Klasse Jungen 15 A ging mit Simon Kaczmarek an einen Akteur aus Reihen des VfL. rei