Kirchheim. Das sportliche Aufwärmprogramm für einen packenden Wahlabend hatte es in sich. Als am Sonntag um 18 Uhr die mit Hochspannung erwartete erste Prognose zur Landtagswahl über die Mattscheibe flimmerte, hatte in der altehrwürdigen Halle am Heidelberger Olympia-Stützpunkt kaum einer Augen für Prozentzahlen und Säulen-Diagramme. Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Tabellenvierten aus Kirchheim und dem Tabellenneunten aus der Neckarstadt war auch von der Landespolitik in diesem Moment nicht zu toppen. Ein Basketball-Thriller, der erst nach zweimaliger Verlängerung einen Sieger fand. Mit einem Team, das an diesem Tag deutlich weniger zu verlieren hatte, als die Gastgeber. Für die Heidelberger war es praktisch die letzte Chance aufs Erreichen der Play-offs. Für die Gäste aus Kirchheim der erste von drei Matchbällen im Kampf ums Heimrecht in der ersten Runde.
Für einen wurde es ein besonders ungemütlicher Abend: Der Ex-Kirchheimer Bryan Smithson verlegte in den Schlusssekunden der ersten Verlängerung beide Freiwürfe zum sicheren Heidelberger Sieg. Damit war der Weg frei zum erfolgreichen Zielspurt der Knights. Im Fußball hieße dies: ein verschenkter Elfmeter in der 90. Minute. Ein solcher Coup leistet im Regelfall Vortrieb.
Doch was anfangen mit der dadurch freigesetzten Energie? Durch den Sieg in Heidelberg sind die beiden verbleibenden Heimspiele vor dem Start in die Play-offs praktisch bedeutungslos geworden – zumindest mit Blick auf die Verfolger. Vier Punkte Vorsprung vor dem Fünften aus Hamburg, dazu das bessere Ende im direkten Vergleich. Das Besondere an der augenblicklichen Lage der Knights: Die Kirchheimer haben es womöglich selbst in der Hand, auf wen sie im Viertelfinale treffen werden. Mit zwei Heimsiegen gegen schwächelnde Nürnberger und das Schlusslicht aus Rhöndorf wäre Platz drei durchaus drin. Die punktgleichen Rockets aus Gotha müssen am letzten Spieltag nach Jena. Ziehen die Knights noch vorbei, hieße der Gegner am 8. April Trier. Bleiben die Knights Vierter, träfen sie an diesem Freitagabend in der Sporthalle Stadtmitte auf Hamburg. Ein Gegner, gegen den man in dieser Saison beide Duelle gewann und für den der jüngste Doppelspieltag mit einem Schock endete: Beim Sieg am Freitag in Rhöndorf erlitt Stefan Schmidt einen Kreuzbandriss. Zwei Tage später erwischte es beim Überraschungserfolg gegen Gotha auch Michael Wenzl. Gleiche Diagnose – fatale Folge: Damit müssen die Hamburger ohne ihre beiden Stamm-Center die Finalrunde bestreiten.
„Wenn wir Dritter werden können, dann wollen wir auch Dritter werden“, versucht Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt Spekulationen vorzubeugen. Er sagt aber auch: „Wir müssen mit gesunden Spielern in die Play-offs starten.“ Gemeint sind vor allem Kapitän Richie Williams, der seit Wochen mit einer lädierten Schulter aufläuft und Besnik Bekteshi, der an einem verstauchten Knöchel laboriert. Williams krümmte sich am Freitag gegen Vechta mehrfach vor Schmerzen. Bekteshi soll diese Woche zumindest wieder ins Training einsteigen.
Für Coach Michael Mai ein Balanceakt in den letzten Wochen. Er muss dafür sorgen, dass seine beiden Spielmacher hundertprozentig fit in die entscheidende Saisonphase gehen und gleichzeitig im Spielrhythmus bleiben. Zwei Spieltage vor Saisonschluss den Fuß ganz vom Gas zu nehmen, wäre riskant. Schließlich liegen zwischen dem Ende der Hauptrunde am Ostersamstag und dem Start in die Play-offs zwei spielfreie Wochen.