Lokalsport
Wandelndes Radsport-Lexikon

Interview Freddy Eberle ist seit Jahrzehnten die Stimme des Amateur-Radsports und auch am Samstag Streckensprecher beim Kirchheimer Rennen. Der 64-Jährige genießt längst Kult-Status, auch dank eines unerschöpflichen Fundus an Expertenwissen. Von Bernd Köble

Herr Eberle, der Radsport ist zurück aus der Coronapause. Was haben Sie mit der ganzen Freizeit zwei Jahre lang gemacht?

Man sollte das ja nicht laut sagen, aber ich war ganz froh, dass es etwas geruhsamer war. Bei mir kommen manchmal 20 Renntermine im Jahr zusammen. Ich werde dieses Jahr 65 und bin nebenbei auch beruflich ziemlich eingespannt. Die Leute für den Job sind leider dünn gesät, weil der Nachwuchs noch nicht so in die Bresche springt.

 

Der Amateur-Radsport hat schon vor Corona stark gelitten. Viele Traditionsveranstaltungen gibt es nicht mehr. Machen Sie sich Sorgen?

Das würde ich nicht generell sagen. In Süddeutschland haben wir noch immer viele Rennen. In Hessen und Westfalen dünnt es sich dagegen tatsächlich aus. Auch Bayern hatte einen Aderlass zu verkraften. Deshalb kommen im Moment viele zu uns. In Baden und Württemberg gibt es an manchen Wochenenden noch immer Terminüberschneidungen.

 

Sie haben als Vorsitzender des RSC Schönaich auch Erfahrung als Veranstalter bei einem der traditionsreichsten Rennen im Land. Wo drückt die Veranstalter der Schuh?

Vieles, was von den Landratsämtern an Sicherheit gefordert wird, etwa beim Umfang der Abschrankungen, ist von kleineren Vereinen heute kaum mehr zu schultern. In Schönaich haben wir dafür zuletzt fast 7000 Euro ausgegeben. Dazu kommt eine eigens dafür geschulte Person für die Abnahme. Viele bürokratischen Hürden sind bei uns im Vergleich zu Frankreich oder Italien deutlich höher. Zwar ist die Unterstützung durch Ordnungskräfte und Kommunen oft sehr gut, aber ohne größere Sponsoren gelingt es kaum mehr, mit einer schwarzen Null rauszukommen.

 

Wer Sie an der Strecke hört, ist meist beeindruckt. Wie wird man denn zum wandelnden Radsport-Lexikon?

Vorbereitung ist alles. Ich nehme den Job ernst und versuche ihn so gut wie möglich zu machen. Schließlich betreibt jeder Veranstalter enorm viel Aufwand, das sehe ich als Verpflichtung. Ich versuche immer, den Radsport-Laien unter den Zuschauern zu erreichen und ihm diesen schönen Sport näher zu bringen. Zum Glück habe ich ein gutes Gedächtnis und kenne viele Leute. Jannik kenne ich seit er 14 war. Er hat bei uns in Schönaich ja schon zweimal gewonnen. Es ist schön, wenn junge Fahrer solche Rennen als Sprungbrett nutzen können.

 

Was macht Kirchheim für Sie besonders?

Meine enorme Verbundenheit zu Jürgen und Verena Wastl, auch zu Jannik  ein toller Typ. Dazu kommt eine herrliche Innenstadt mit einem radsportbegeisterten Bürgermeister wie Günter Riemer.