Jesingen führte, Weilheim siegte – so lässt sich das Derby der Fußball-Bezirksliga am Freitagabend wohl am treffendsten zusammenfassen. Der Aufsteiger drehte die Partie vor 300 Zuschauern im Lindachstadion nach frühem Rückstand und feierte am Ende einen verdienten 3:1-Erfolg. Während die Gastgeber damit ihren starken Saisonstart bestätigen, steckt der TSV Jesingen tiefer in der Krise als ihm lieb sein kann.
Dabei hatte für die Gäste zunächst alles nach Plan begonnen. Timo Mader brachte die Jesinger in der 17. Minute mit einem präzisen Abschluss in Führung – der Lohn für eine bis dato engagierte und disziplinierte Anfangsphase der „Gerstenklopfer“. Doch die Antwort der Weilheimer ließ nicht lange auf sich warten. Finn Schubarth sorgte nur acht Minuten später für den Ausgleich. Kurz vor der Pause drehte Mike Tausch mit Übersicht und Entschlossenheit die Partie und traf in der 39. Minute zum 2:1 für die Hausherren.
Nach dem Seitenwechsel blieb das Spiel dann nur noch kurz offen, ehe Jannick Hoyler in der 55. Minute den entscheidenden Treffer erzielte. Nur sechs Minuten später folgte der nächste Rückschlag für Jesingen: Torschütze Mader sah Gelb-Rot und musste vom Platz. „Wir haben nach dem Rückstand Moral bewiesen und ruhig weitergespielt“, sagte Weilheims Abteilungsleiter Gianni Mantineo. „Nach dem Platzverweis konnten wir das Spiel kontrollieren und mit viel Ballbesitz sauber zu Ende bringen. Der Sieg war am Ende verdient.“
Ganz anders die Stimmung beim TSV Jesingen. Stefan Haußmann, sportlicher Leiter, sprach offen über die aktuelle Misere: „Wir hinken unseren Erwartungen hinterher, nach neun Spielen hätten wir uns mehr erhofft. In Weilheim war’s eigentlich ordentlich, aber wir machen einfach zu viele individuelle Fehler und die brechen uns immer wieder das Genick.“
Erst Verletzung, dann Gegentore
Ähnliches Bild am Sonntagnachmittag auch auf dem Wembley-Kunstrasen an der Jesinger Allee: Es war eine Partie, die für den VfL eigentlich nach Plan begonnen hatte und letztlich doch mit hängenden Köpfen endete. Vor heimischem Publikum unterlagen die Teckstädter dem SV Ebersbach mit 1:2 und verpassten damit den Sprung in die obere Tabellenregion.
Dabei legten die „Blauen“ stark los: Nach feiner Vorarbeit von Meksud Colic brachte Argjend Shalaj den VfL früh in Führung. Kirchheim bestimmte über weite Strecken das Geschehen, ehe kurz vor der Pause der Schwung abrupt gebremst wurde. Daniele Attorre verletzte sich schwer am Knie und musste mit Verdacht auf Kreuzbandriss vom Platz getragen werden – ein Schockmoment, der seine Spuren hinterließ.
„Wir sind gut ins Spiel gestartet und haben in dieser Phase auch verdient geführt“, sagte VfL-Torhüter Nico Nagel. „Aber die Verletzungspause kurz vor der Halbzeit hat uns unterbewusst wahrscheinlich beschäftigt. Nach der Pause waren wir dann ein paar Minuten nicht auf der Höhe und genau das hat Ebersbach eiskalt ausgenutzt.“ Innerhalb von nur fünf Minuten drehten die Gäste durch ihre beiden Youngster die Partie. Erst traf der 19-jährige Fabian Franke in der 50. Minute, dann legte der 20-jährige Felix Weisl in der 55. nach.
Zwar bemühten sich die Kirchheimer um eine Antwort, doch echte Torgefahr entstand kaum mehr. Die beste Gelegenheit vergab Nico Crisigiovanni nach gut einer Stunde. Für eine kuriose Szene sorgte derweil der eingewechselte Ex-Weilheimer Fabio Brandner: In der 57. Minute gekommen, in der 84. Minute Gelb gesehen, vier Minuten später mit Gelb-Rot wieder runter – am Ausgang der Partie änderte das nichts mehr.
Der VfL steht nach der unnötigen Heimniederlage mit leeren Händen da und verliert den Anschluss an die Spitzengruppe. „Das ist richtig bitter“, fasste Nagel zusammen. „Wir haben eigentlich ein ordentliches Spiel gemacht.“
Last-Minute- und Tore-Wahnsinn
An Spannung mangelte es dem Spieltag ohnehin nicht. In Berkheim etwa fühlten sich die Zuschauer an das Champions-League-Finale 1999 erinnert: Bis zur 95. Minute führte der TSV Berkheim im Kellerduell gegen den FV Plochingen, ehe die Gäste in der Nachspielzeit doppelt zuschlugen. Erst traf Sebastian Munz zum 2:2-Ausgleich, dann besorgte Kai Weber in der 98. Minute nach einem Standard den 3:2-Siegtreffer – der dritte Erfolg in Serie für die wiedererstarkten Plochinger.
Spektakulär wurde es auch in Faurndau: Nach 36 Minuten lag der FV bereits mit 3:0 vorn und doch endete das Spiel 6:4 für den TSV RSK Esslingen. Hauptdarsteller war Tilman Weißenborn, der allein vier Treffer binnen 20 Minuten zum furiosen Comeback beisteuerte.

