Fußball
Welche Taktik entscheidet das Stadt-Derby?

Der TSV Jesingen II erwartet in der Kreisliga B6 den FC Kirchheim – ein Duell mit weitreichenden Folgen in der Tabelle.

Der Tabellenführer ist am Sonntag gefordert: Der FC Kirchheim trifft im Derby auf Jesingens „Zweite“.  Foto: Markus Brändli

Dass Städte-Derbys voller Emotionen und Spannung sind, ist jedem Fußball-Fan bekannt. Doch wenn ein Nachbarschaftsduell darüber entscheiden kann, ob der eine die Tabellenspitze verteidigt und der andere dadurch den Anschluss an die Aufstiegsplätze komplett verliert, ist Spannung gleich doppelt garantiert. In der Fußball-Kreisliga B 6 könnte genau das am Sonntag eintreffen, wenn sich mit dem TSV Jesingen II und dem FC Kirchheim zwei Lokalrivalen am Spieltag in die Quere kommen. Für die Gers­tenklopfer ist gleich zweifach Derbytag, nachdem das Bezirksliga-Team im Anschluss auf Nachbar VfL trifft.

TSV-Trainer Christian Dangel und FC-Coach Mato Kalfic sehen der Partie relativ gelassen entgegen. Nach der 2:3-Niederlage gegen den SV Nabern ist der Druck für Dangel „ohnehin weg“. Für Kalfic ist es „ein Spiel wie jedes andere auch“. Dabei würde es für die Jesinger bei einer erneuten Niederlage enorm schwierig werden, den Anschluss an die Spitze zu wahren. Für Dangel gibt es daher nur eine Marschroute: „Es wird kein defensives Denken geben, denn wir werden Vollgas ins offensive Pressing gehen. Ich gewinne lieber mit 4:3 als 1:0.“

Auf der Gegenseite wird der Tabellenfünfte wohl auf eine komplett andere Grundausrichtung treffen. „Wir werden unserer Taktik treu bleiben, denn ich denke, dass die Mannschaft gewinnen wird, die defensiv besser steht“, erklärt Kalfic. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde  der FC auch mit einem Sieg sich keinen Vorsprung auf den Tabellenzweiten SGM Ohmden/Holzmaden erarbeiten, der aktuell ebenfalls 25 Punkte auf dem Konto hat. Die SGM trifft nämlich auf das Tabellenschlusslicht SGM Alb & Tal. Doch Coach Patrick Müller warnt: „Wir tun uns gegen diese Gegner immer schwer.“ Tatsächlich ließ die Spielgemeinschaft bereits zwei Punkte beim Tabellendrittletzten TSV Notzingen II liegen. Zudem sei man, so betont Müller, beim vergangenen 4:2-Sieg gegen den TV Neidlingen II trotz einer 3:0-Führung nicht überzeugend aufgetreten. „Der Schlüssel zum Erfolg wird die nötige Ruhe sein“, meint Müller. Doch findet die SGM bei der engen Tabellensituation das passende Schloss? Dem Coach war zumindest schon vor der Saison klar, dass es fünf Mannschaften geben wird, die um den Aufstieg mitspielen werden. „Ich wusste, wir werden eine davon sein“, ergänzt der frühere Oberboihinger Trainer selbstbewusst. 

Beim Vater abgekupfert

Teil des Favoriten-Quintetts ist mittlerweile der TSV Ötlingen. Nach bescheidenem Saisonstart geht es für die Rübholz-Kicker mit 13 Punkten aus den letzten fünf Spielen bergauf. Für TSV-Coach Pasquale Spagnuolo hat die positive Trendwende mehrere Gründe. Nach der 4:7-Pleite gegen den TSV Notzingen II vor knapp zwei Monaten ging der 32-Jährige mit seiner Mannschaft hart ins Gericht: „Ich hab die Jungs gepackt, und wir haben die negativen Punkte klar und deutlich angesprochen. Es waren ehrliche Gespräche.“ Doch da man Worten auch Taten folgen lassen sollte, erinnerte sich Spagnuolo just an seine Jugendzeit. Damals trainierte der Deutsch-Italiener noch unter seinem Vater Felice Spagnuolo bei den A-Junioren. „Wenn es nicht lief, dann sahen wir gelegentlich keinen Ball für mehrere Trainingseinheiten.“ Im Umkehrschluss bedeutete das für den damals 18-Jährigen: Die Stollenschuhe blieben zu Hause, stattdessen wurden die Lauftreter eingepackt. Spagnuolo: „Das ist zwar ein wenig oldschool, aber dennoch effektiv.“ Weil Spagnuolo auch eigene Fehler einräumt, wird gegen den SV Nabern mit veränderter Taktik gespielt: Die Arbeit gegen den Ball soll im Vordergrund stehen.

Eine positive Entwicklung machte in dieser Spielzeit auch die TG Kirchheim durch. Seit vier Begegnungen ist die Turngemeinde ungeschlagen. Zum Start der Saison mussten die Teckstädter vier Niederlagen einstecken. „Jetzt haben wir endlich wieder genügend Spieler“, freut sich TG-Coach Israfil Kilic, der gegen den TSV Schlierbach bloß auf Mittelfeldmann Ansumana Cham verzichten muss. „Er ist sehr wichtig für uns und erinnert in seinen Zweikämpfen und mit seiner Stabilität ein wenig an Edgar Davids.“ Der stand freilich nie bei der TG, sondern als einstiger Weltstar bei Inter Mailand unter Vertrag.

Dettingens Coach Manuel Staiger erwartet gegen die AC Catania II eine „Fifty-Fifty-Partie. „Es kann für uns tabellarisch in beide Richtungen gehen“. Ein Sieg könnte Tabellenplatz sechs bedeuten.