VfL Kirchheim richtet am Wochenende letzten Wettkampftag der drei Frauen-Bundesligen aus
Weltklasse-Turnen in Kirchheim

Großkampfwochenende für die Turnabteilung des VfL Kirchheim: Am Samstag und Sonntag gastieren die 24 besten Frauenteams Deutschlands in der Sporthalle Stadtmitte, wenn in der ersten, zweiten und dritten Bundesliga der jeweils letzte Wettkampf ansteht. Vor dem Stelldichein nationaler und internationaler Topathletinnen gibt es fürs VfL-Orgateam noch allerhand zu tun – zumal auch die eigene Mannschaft gefordert sein wird.

Kirchheim. In der Geschäftsstelle der VfL-Turner will das Telefon nicht mehr stillstehen. Wenige Tage vor dem Eintreffen der deutschen Frauen-Elite in Kirchheim geht es für Michaela Pohl an die letzten Punkte ihrer To-Do-Liste: Bandenwerbung abholen, Parkplätze reservieren, Abläufe koordinieren, Arbeitsdienste einteilen – bevor für die 24 Frauenteams der ersten, zweiten und dritten Bundesliga am Freitag um Punkt 17 Uhr das offizielle Training in der Sporthalle Stadtmitte beginnt, gibt es für die Cheforganisatorin und ihr rund 80-köpfiges Team noch allerhand zu tun.

Die Stimmung bei der verantwortlichen VfL-Funktionärin schwankt dabei zwischen gespannter Erwartung und nervöser Anspannung. „Ich bin froh, wenn‘s endlich losgeht“, bekennt Pohl, bei der seit der VfL-Bewerbung um die Ausrichtung des letzten Saisonwettkampfs 2013 vor rund eineinhalb Jahren bei der Deutschen Turnliga (DTL) alle Fäden zusammenlaufen. Dass die Kirchheimer den Zuschlag bekamen, war nicht zuletzt dem guten Ruf des VfL bei den DTL-Verantwortlichen zu verdanken. „Die Bedingungen vor Ort sprechen einfach für den Verein. Außerdem waren wir schon zwei Mal mit Großveranstaltungen in Kirchheim“, lobt der DTL-Vorstandsvorsitzende Ralf Neumann (Bremen) die Teckstädter. Der reibungslose Ablauf des Aufstiegswettkampfs zur Bundesliga im November 2005 sowie die perfekte Ausrichtung des Bundesligawettkampfwochenendes im Mai 2007 sorgten dafür, dass der VfL im Rennen um einen der drei Saisonwettkämpfe 2013 fünf Konkurrenten ausstechen konnte.

Nach den beiden bisherigen Kräftemessen in Mannheim und Heidenheim fallen dank des Zuschlags der DTL nun also am kommenden Wochenende in Kirchheim die Entscheidungen in den drei deutschen Topligen der Frauen. In der Sporthalle Stadtmitte steht dabei vor allem das Kräftemessen der acht Erstligisten am Samstag im Vordergrund. Ab 17 Uhr werden die vier Teams gesucht, die beim Ligafinale am 23. November in Karlsruhe den deutschen Meister ermitteln werden (siehe Infoartikel). Beste Chancen hat dabei der aktuelle Tabellenführer MTV Stuttgart, dessen Aufgebot das Herz jeden Turnfans höherschlagen lässt. Kim Bui, Tabea Alt, Sarina Maier, Carina Kröll, Marie-Sophie Hindermann, Antonia Alicke und Pia Tolle kommen als Titelverteidiger nach Kirchheim. Eine kurze Anreise haben auch die TG Karlsruhe-Söllingen und die TG Mannheim, die ebenfalls die Fahrkarte zum Ligafinale lösen wollen. Als vierter baden-württembergischer Vertreter geht der SSV Ulm mit Janine Berger ins Rennen, die bei den Olympischen Spielen in London mit dem vierten Platz im Sprungfinale für Furore sorgte.

Eröffnet wird der Samstag bereits um 12 Uhr von den Turnerinnen der zweiten Liga. Dann wird sich entscheiden, ob Eintracht Frankfurt oder die TSG Steglitz – beide mit derzeit 16 Ranglistenpunkten an der Tabellenspitze – den direkten Aufstieg in die erste Liga schaffen wird. Die Frankfurterinnen setzen dabei große Hoffnungen in die Russin Anna Pavlova (26), Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen am Sprung und mit der Mannschaft.

Abgeschlossen wird das Großkampfwochenende am Sonntag ab 11 Uhr durch die Mannschaften der dritten Liga. Mittendrin statt nur dabei: der gastgebende VfL Kirchheim, der als Tabellenvierter relativ entspannt in den Wettkampf gehen kann. Mit dem Abstieg, der in der acht Teams starken Liga die drei Letztplatzierten betrifft, dürften die Teckstädterinnen nichts mehr zu tun haben, im Gegenteil: Beflügelt durch das Heimpublikum ist ein „Ausrutscher“ nach oben nicht ausgeschlossen: Sollte das Team um Routinier Dorothee Henzler, Lisa Kiedaisch, Lory Fröchtling, Joanna Preuss, Lea Voith, Nele Bauerfeld und Tamea Friedl im Abschlussklassement Dritter werden, hätte man das Ticket für das Aufstiegsfinale im Dezember in Hamm in der Tasche. „Ich will eigentlich nur Vierter werden“, sagt Michaela Pohl, die neben der organisatorischen Verantwortung auch als Trainerin der VfL-Equipe fungiert.

Die Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. So attraktiv eine Rückkehr in die zweite Liga aus sportlicher Sicht auch sein mag, würden bei einem Aufstieg Fahrtkosten und Startgelder für den Verein steigen. „Der finanzielle Druck wird ohnehin immer größer“, weiß VfL-Abteilungsleiter Heiko Paul, „zumal wir keinerlei Sponsoren haben. Das hohe Niveau im Kirchheimer Frauen- und Männerturnen wird bei uns ausschließlich aus der Abteilung heraus finanziert.“

Ob am Wochenende der eine oder andere Euro im Abteilungssäckel bleibt, hängt in erster Linie vom Zuschauerzuspruch ab. „Wenn an beiden Tagen 1 000 Leute kommen, wäre das schon toll“, hofft Heiko Paul, der in Sachen Zugkraft auf die Hochklassigkeit der Veranstaltung setzt. „Das ist ein absolutes Highlight. Wir haben nicht nur deutsche, sondern auch internationale Topturnerinnen vor Ort. Das bekommt man nicht alle Tage zu sehen.“

Der Abteilungsleiter kann die Werbetrommel nicht kräftig rühren, schließlich entstehen dem Verein am Wochenende nicht geringe Kosten. Allein die an die DTL zu entrichtende Gebühr für die Ausrichtung der beiden Wettkampftage schlägt mit 2 500 Euro zu Buche. „Das muss man erst mal erwirtschaften“, weiß Paul. Neben Eintrittsgeldern soll vor allem dank der von der Abteilung selbst betriebenen Bewirtung die Kasse so laut klingeln, dass der VfL am Ende zumindest nicht drauflegen muss.