Randnotiz Die rote Vesperbox mit den blau-weißen Karos ist gefüllt, das Kind strahlt: Nicht etwa, weil es nach monatelangem Heimunterricht endlich wieder in die Schule geht. Nein: Den fußballbegeisterten Zweitklässler freut viel mehr, dass sein Lieblingsverein vorzeitig Deutscher Meister geworden ist - der (arme) Junge weiß es halt nicht besser und kennt es vor allem gar nicht anders: Seitdem er auf der Welt ist, haben die Münchner Bayern jedes Jahr die Schale ergattert.
Was für den Papa als eingefleischten VfB-Fan ohnehin nur schwer zu ertragen ist, hat offenbar bereits beim Durchtrennen der Nabelschnur begonnen: Am Tag seiner Geburt war in der Zeitung von einem 1:6-Debakel der Roten vom Wasen bei den Roten von der Isar zu lesen: „Bayern zerlegen den VfB“, titelte der Teckbote an jenem Montag im September 2012.
Ob und wie das Einfluss auf die Wahl seines Herzensklubs hatte, wissen nur die (Fußball-)Götter. An der Muttermilch kann es jedenfalls nicht gelegen haben, ist die Frau Mama als gebürtige Pfälzerin doch glühende Anhängerin des 1. FC Kaiserslautern - vermutlich ist die seit Jahren zunehmende Erfolgs- und Bedeutungslosigkeit der elterlichen Lieblingsvereine schuld daran, dass der kleine Liebling im Lewandowski-Trikot zur Schule geht und sein Pausenbrot aus einer FCB-Dose mümmelt. Immerhin: Es müssen keine Weißwürste rein. Peter Eidemüller