Ritter, Höhlenmensch, Nonne – wer in den vergangenen Jahren den Silvesterlauf verfolgt hat, wird sich an den verkleideten Herrn mit dem ansteckenden Grinsen garantiert erinnern. Seit 2014 nimmt Christopher Greenaway jedes Jahr die Pendelstrecke zwischen Rathaus und Teck unter die Sohlen. Immer kostümiert, immer gut gelaunt und immer wieder gerne. „Ich komme viel bei Laufveranstaltungen rum“, sagt der 48-Jährige, „aber der Silvesterlauf in Kirchheim ist mein absoluter Favorit und mein Jahreshighlight.“
Dabei könnte der Sohn einer Deutschen und eines Engländers, der seit 24 Jahren in Stuttgart lebt, am letzten Tag des Jahres gewiss auch anderswo die Laufschuhe schnüren. Der passionierte Dauerläufer ist immer wieder als Pacemaker bei „großen“ Läufen dabei – Salzburg, Hamburg, Rotterdam: Greenaway, dessen Halbmarathonbestzeit 1,23 Stunden beträgt und der bis zu 100 Kilometer die Woche trainiert, steht mit Zielzeit-Fähnchen regelmäßig in Startfeldern, um den Teilnehmenden als Orientierungspunkt zum Wunschergebnis zu verhelfen.
Dass er dieses Jahr lieber in Kirchheim antritt statt in Tuttlingen oder Bietigheim, wo man ihn für die jeweiligen Silvesterläufe gerne als Pacemaker gehabt hätte, ist für den verheirateten Familienvater Ehrensache. „Ich war vom ersten Mal an von der Atmosphäre angefixt“, schwärmt er, „mir gefällt das Bodenständige rund um die Veranstaltung.“
Greenaway weiß, wovon er redet. Schließlich ist er einer der Mitorganisatoren des Park-Runs in Stuttgart und des Rösslelaufs rund um die Landeshauptstadt. „Laufen ist für mich Abenteuer, um den Kopf freizubekommen“, fasst er seine Passion in Worte. Als stellvertretender Personalrat am Stuttgarter Staatstheater brauche er den Sport als Ausgleich zum oft belastenden Alltag. Bevor er sich dort um alle möglichen Mitarbeiterbelange kümmerte, war Greenaway als Rüstmeister für die Requisiten verantwortlich – nicht wenige seiner Verkleidungen beim Silvesterlauf entstammen dem Fundus des Staatstheaters. „Engländer lieben es einfach, sich zu verkleiden“, lacht er, der auch morgen wieder kostümiert am Rathaus stehen wird – als was, will er nicht verraten. Nur so viel: „Es wird super.“