Lokalsport
Wenn die Teck zum Mount Everest mutiert

Rad Steffen Löw aus Owen ist mit dem Bike 15 Stunden hoch und runter gefahren, bis er über 8800 Höhenmeter hatte.

Owen. Die einen laufen in aller Herrgottsfrühe auf die Teck, um den Sonnenaufgang zu sehen, die anderen halten sich lieber am Abend auf der Burg auf, wenn der rote Lichtball am Horizont verschwindet. Steffen Löw hat neulich beides an einem Tag erlebt – und ist zwischendurch 190 Kilometer mit dem Mountainbike gefahren. Die Teck hinauf, die Teck hinunter. 22 Mal. So lange, bis er die Anzahl an Höhenmetern zusammenhatte, die der Mount Everest aufweist – 8848.

„Everesting“ nennt sich der Trend, der immer wieder Hobby­sportler so sehr reizt, dass sie stundenlang an einem beliebigen Anstieg Höhenmeter schrubben. „Ich wollte es mir zusätzlich noch ein bisschen schwerer machen“, erklärt der Owener, während er in der beginnenden Dämmerung das vorletzte Mal die Teck hochstrampelt. Statt sich eine „normale“ Steige auf die Alb auszusuchen, hat er sich für eine Strecke entschieden, die es dem Radfahrer mit ihrem Schotterbelag auf den letzten anderthalb Kilometern alles andere als einfach macht. „Bisher hat das noch keiner an der Teck gemacht. Und mit dem Mountainbike schon gar nicht“, schwingt bei dem 29-Jährigen auch etwas Stolz mit. Dokumentiert wurde das Ganze auf „Strava“, einer App für Ausdauersportler, in der sich hier etliche Gleichgesinnte vernetzen und gegenseitig anspornen.

Zum Radfahren kam Steffen Löw vor rund zehn Jahren, weil er einen Sport gesucht hat, mit dem er seine überflüssigen Pfunde loswerden konnte. „Ich war ziemlich mollig, hab es zuerst mit Fußball probiert und bin dann aufs Rad umgestiegen.“ Aus kürzeren Touren wurden immer längere, und inzwischen ist der 29-Jährige voll im Marathon-Fieber. So war er schon bei der Salzkammergut-Trophy über 212 Kilometer und 7100 Höhenmeter, beim „Sella-Ronda-Hero“ oder beim Riva Rocky Mountain Marathon am Start. Tipps fürs Training holt er sich bei Stefan Gerlach vom „Burning Hearts Cycling Club“. „Inzwischen trainiere ich fast schon profimäßig. In einem Jahr bin ich mal 16 000 Kilometer mit dem Mountainbike gefahren“, erklärt der Owener, der im „normalen“ Leben für das Land Baden-Württemberg als Gärtner arbeitet und meistens auf einem Aufsitzrasenmäher unterwegs ist.

Sein großer Traum ist es, einmal beim legendären „Cape Epic“ in Südafrika am Start zu sein. Doch für das mehrtägige Etappenrennen braucht man neben einem Partner auch Sponsoren. „Mal schauen, wäre schon toll. Aber ich fahre auch gerne hier“, sagt Steffen Löw, der die schönsten Momente seiner Touren auch gerne fotografisch festhält und die Bilder hinterher auch bearbeitet. „Das ist auch eines meiner Hobbys.“ Ansonsten findet man den 29-Jährigen noch im Fitnessstudio, beim Meditieren oder beim Laufen. Letzteres möchte er jetzt wieder intensivieren. „Beim Tecklauf war ich auch schon dabei“, erklärt er lachend.

Spätestens jetzt kennt der Owener dort wirklich jeden Stein. Um 4.45 Uhr hatte er sein „Everesting-Projekt“ gestartet und war insgesamt knapp 15 Stunden unterwegs. „Bis etwa 6000 Höhenmeter ging es auch echt gut. Dann ist es schon ein bisschen zäh geworden“, gibt der Ausdauerfreak zu. Fit gehalten hat er sich dabei mit Riegeln, Gels und Energypulver. „Wenn man so viel schwitzt, muss man aufpassen“, weiß der 29-Jährige, der inzwischen längst kein Gewichtsproblem mehr hat. „Allein an dem Tag hab ich fünf Kilo abgenommen.“ Sandra Langguth