Lokalsport
Wenn Verlierer feiern

Volleyball Das Pokalspiel der SG Neckar-Teck gegen den Ex-Bundesligisten TV Rottenburg lockt rund 350 Fans nach Unterboihingen. Trotz 0:3 herrscht gute Laune. Von Reimund Elbe

So etwas gibt es auch nicht jeden Tag: Verlierer versammeln sich zum Kreis, lachen, tanzen, stimmen fröhliche Lieder an – Szenen aus der Sporthalle am Berg in Unterboihignen nach dem württembergischen Pokal-Halbfinale zwischen der SG Volley Necker-Teck und Pokalverteidiger TV Rottenburg. Dass sich Sieger und Besiegte keine zwei Minuten später zudem gemeinsam für ein kollektives Jubelbild ablichten ließen, bildete den Gute-Laune-Höhepunkt.

Was speziell den Frohsinn der Spielgemeinschaft-Akteure so befeuerte, war die Art und Weise, wie die Volleyballer aus Nürtingen, Dettingen und Unterboihingen das Match gegen den einstigen Europapokalteilnehmer gestaltet hatten: Locker, mutig, aber doch konzentriert – ganz nach dem Geschmack von SG-Coach Jörg Papenheim. Dieser hatte vor dem Spiel angekündigt, jeden Punkt gegen den Zweitligisten mit seinem Team feiern zu wollen – was dieses zusammen mit einem lautstarken Publikum insgesamt fünfzigfach tat. „Die Fans der SG haben jeden Punkt so extrem gefeiert, als ob es ein Tor beim Fußball wäre“, staunte beispielsweise Rottenburgs Kapitän Robin Leber über die Pokal-Atmosphäre in der Unterboihinger Sporthalle am Berg.

50 Punkte in den drei Sätzen addierten sich zum Ende hin für den Außenseiter, allerdings zu wenige, um für eine Sensation zu sorgen. In Verzückung gerieten die mit den Gastgebern sympathisierenden Tribünengäste trotzdem. Als beispielsweise der starke Damian Dokla gleich zwei Aufschläge hintereinander zum Punkt ummünzte, oder der Oberligist dem Zweitligisten im zweiten Satz sehr nahe auf die Pelle rückte. „20 Punkte in einem Satz zu erreichen, übertraf meine Erwartungen“, stellte SG-Trainer Jörg Papenheim nach dem Pokal-Aus fest, insgesamt sei der Auftritt seines Teams „mehr als respektabel“ gewesen. 15:25, 20:25, 15:25 – die Satzergebnisse zeugten von hoher Einsatzbereitschaft des Underdogs.

SG-Kapitän Jonas Herbstmann genoss nach der Partie immer noch sichtlich das, was er in den insgesamt 65 Spielminuten erlebt hatte. „Jeder Punkt war einfach einfach cool, zu Beginn waren wir allerdings schon etwas nervös“, bekannte der 1,90 Meter große Spielführer des Oberliga-Zweiten. Tags zuvor hatten Herbstmann und Kollegen per 3:0 über den TSV Georgii Allianz Stuttgart II Tabellenplatz zwei im württembergischen Oberhaus gefestigt.

Rottenburgs Trainer Jan Scheuermann wirkte nach dem Einzug ins Pokalfinale nicht hundertprozentig zufrieden. „Man heute nicht unbedingt gesehen, dass wir höher spielen als der Gegner. Letztendlich waren es Kleinigkeiten, die wir besser gemacht haben“, bilanzierte der TVR-Coach. In Summe sei sein Team nicht so dominant aufgetreten, wie man es als Zweitligist hätte müssen. SG-Trainer Jörg Papenheim hat derweil das besondere Match auf Video festhalten lassen. „Das bekommen die Spieler als Erinnerung“, kündigte der Coach an.

Vielleicht kommt demnächst bereits das nächste Video in Arbeit. Im Kampf um den Relegationsplatz sieht es für die SG Volley Neckar-Teck aktuell gut aus. Kapitän Herbstmann: „Die Erfahrungen und das Selbstbewusstsein aus dem Spiel gegen Rottenburg nehmen wir auf jeden Fall in die Punktrunde mit, denn die letzten Oberligaspiele wollen wir alle gewinnen, um den Relegationsplatz zu schaffen“.

SG Volley Neckar-Teck: Reuße, Stieper, Dokla, Rund, Kerlein, Herbstmann, Trabandt, Röcker, Henzler, Böhm, Babinger, Diener
TV Rottenburg: Gerstenberger, Weber, Lichtenauer, Wolf, Forschner, Kuhn, Menke, Elsäßer, Leber, Huber
Satzergebnisse: 15:25, 20:25, 15:25
Schiedsrichter: Marek Geppert/Felix Deuschle
Zuschauer: 350