Leichtathletik
Wie eine Triathletin zum Imkern kam

Dieses Jahr wird es beim Käppelelauf eine neue Siegerin geben. Karoline Brüstle, die 2024 mit 37:07 Minuten auf den anspruchsvollen 8,75 Kilometern gewann, ist dieses Mal nicht dabei.

Mit Bergläufen ist Karoline Brüstle bestens bekannt. Auf dem Hohenneuffen war sie in diesen Jahr auch schon die schnellste Frau. Foto: Reimund Elbe

Wenn am Samstag, 1. November, um 10 Uhr der Startschuss für den 35. Lauf auf den Dettinger Hausberg fällt, gewöhnt sich Karoline Brüstle vielleicht gerade am Basecamp des Mount Everest an die dünne Luft. Die 33-Jährige ist mit ihren Geschwistern Stefan (32) und Maren (30) auf Trekking-Urlaub in Nepal unterwegs, und kann deshalb weder ihren Titel verteidigen noch den Täles-Cup beenden, dessen letzte Station der Lauf des TSV Frickenhausen ist. 18 Tage marschieren die drei Geschwister aus Neidlingen durch die Region rund um Kathmandu, ehe es anschließend noch zwei Tage nach Bangkok geht. Beim Silvesterlauf will die Gesundheitswissenschaftlerin auf jeden Fall an der Startlinie stehen, zumal sie schon fleißig mit anderen aus der lokalen Läuferszene darauf trainiert. „Wir treffen uns regelmäßig und laufen gemeinsam hoch“, sagt die groß gewachsene Frau, die bei der Stadt Kirchheim im Bereich Sozialplanung für ältere Menschen und Inklusion zuständig ist. 

Wie viele andere Kinder in Neidlingen fand Karoline Brüstle über die Leichtathletik zum Sport. „Laufen war dabei schon immer mein Ding“, verrät sie. Bis zum Alter von 19 war sie auf der Mittelstrecke unterwegs, und das durchaus erfolgreich. Vordere Plätze auf Landesebene waren dabei keine Seltenheit. „Dann habe ich mit Triathlon angefangen, und das hat eigentlich noch viel besser geklappt“, erzählt sie lachend. Bis auf die Langdistanz hat die Wahl-Holzmadenerin alle Strecken absolviert. Während ihrer Zeit als Studentin in Furtwangen und Freiburg war sie vor allem für sich selbst trainierend unterwegs, bis sie bei einem Wettkampf in Heilbronn Kontakt zum TV Mengen im Oberschwäbischen knüpfte. Dort wollte man das Talent gleich für die eigenen Farben verpflichten. „Ich bin dann jeden Samstag zum Schwimmtraining hin, und in der Baden-Württembergliga starte ich bis heute in der Frauenmannschaft des Vereins“, erzählt die 33-Jährige. Ein Jahr lang besaß sie sogar eine Profilizenz im Triathlon, trainierte täglich zweimal. „Ich wollte einfach versuchen, ob ich es in die Preisränge schaffe. Und dafür benötigt man die Lizenz.“

Corona sorgt für einen Knick

Das war im Jahr 2019. In der Saison darauf wütete die Corona-Pandemie. „Plötzlich war alles anders, die Zwangspause hat bei mir einen richtigen Knick verursacht. Es hat sich so eingeschlichen, dass ich das alles gar nicht mehr so krass wieder anfangen wollte. Und ich habe mir dann eben andere Themen gesucht.“ Dazu gehörte zum Beispiel das Imkern. Ihr Opa hat mehrere Bienenvölker, und von ihm hat sie sich das nötige Handwerkszeug geholt, um inzwischen leckeren, regionalen Honig herstellen zu können. „Dadurch habe ich viel Zeit mit meinem Opa verbracht. Inzwischen ist er verstorben, und ich habe seine komplette Imkerei übernommen.“ Ein ganzer Tag geht in Summe pro Woche für die Bienen drauf. Zeit fürs Training hat sie dennoch, auch wenn es inzwischen mehr nach dem „Lust-und-Laune-Prinzip“ abläuft. „Ich brauche das nach wie vor als Ausgleich, aber es ist eben nicht mehr mein einziger Inhalt. In meinem Beruf habe ich eine größere Wirkung, kann einfach mehr bewegen.“ Manchmal schleichen sich dennoch Gedanken wie „Was wäre wenn“ ein, wenn sie zum Beispiel ihre damalige Konkurrentin Anne Reischmann, die zuletzt auf Hawaii bei der Ironman-WM mit ihrer Schwangerschaft für Schlagzeilen gesorgt hatte, im Fernsehen sieht. „Da fragt man sich natürlich schon, was drin gewesen wäre. Aber aus heutiger Sicht muss man zu viele Opfer bringen.“ 

An ihre Erfolge denkt die 33-Jährige natürlich trotzdem gerne zurück. Zum Beispiel an den Sieg des Triathlon-Cup Rhein-Neckar. Aber auch an eine Mitteldistanz in Davos, als das Wasser so kalt war, dass der Wettbewerb abgebrochen werden musste. Sehr besonders fand sie den Triathlon in Heidelberg, aber auch am Schluchsee, weil das Wasser dort sehr wellig und kalt ist. Prinzipiell bevorzugt sie jedoch die Wettkämpfe vor Ort. ​​​​​​​“Viele vergessen zum Beispiel den Bläsiberglauf in Münsingen, da kann man sogar mit dem Fahrrad hinfahren.“ Den hat die 33-Jährige dieses Jahr übrigens auch gewonnen. Bleibt also spannend, wo Karoline Brüstle in Zukunft noch auf dem Treppchen stehen wird. 

Info Zum 35. Käppelelauf an Allerheiligen kann man sich auf www.kaeppelelauf.de​​​​​​​ im Internet noch heute anmelden. Kurzentschlossene für die 8,7 Kilometer und 245 Höhenmeter können am Start beim Sportgelände Reudern noch bis 9.30 Uhr nachmelden.