Neidlingen. Heute vor einer Woche war der Veranstaltungs-Entschluss gefallen. Nur sechs Tage später konnten rund 170 Skirennläufer und 2 500 Zuschauer in Neidlingen einen perfekten Tag im Schnee mit einem Hauch von Weltcupatmosphäre genießen. Dazu trug der Oberstdorfer Hansjörg Tauscher, Abfahrtsweltmeister 1989 in Vail, entscheidend bei: Tauscher (47) sorgte als Co-Moderator beim Reußenstein-Riesentorlauf zum dritten Mal für Stimmung.
Der TV Neidlingen hat es mal wieder gezeigt, wie man in Rekordzeit ein Sportevent auf die Beine stellt, das in der Region seinesgleichen sucht. Nach den Wetterprognosen am Montagmorgen war für das Team um Rennleiter Kurt Ambacher und seine Tochter Daniela klar, dass am Sonntag die 32. Auflage des Reußensteinpokals stattfinden wird. Die Nachricht machte im Ort schnell die Runde und so versammelten sich gegen 15 Uhr die ersten Helfer in der „Höll“, wie der Zielbereich der 820 Meter langen Strecke heißt. Täglich präparierten die insgesamt fast 100 Helfer die Piste, sodass die Teilnehmer im Alter von vier bis 60 Jahren beste Verhältnisse vorfanden und es den Besuchern an nichts fehlte. Das größte Lob für den TV Neidlingen kam dabei vom früheren Ski-Weltmeister Tauscher: „Ich bin begeistert und fühle mich wie in Klein-Kitzbühel. Die Strecke ist nicht so steil wie die Streif, aber sehr anspruchsvoll.“
„Es ist einmalig hier in Neidlingen, kein Vergleich zu anderen Rennen, die ich sonst schon gefahren bin“, schwärmte Catrin Huttenlocher aus Jesingen nach ihrem Lauf. „Atmosphäre und Zuschauerzahlen erinnern mich fast an ein Weltcuprennen.“ Nachdem die 25-jährige Studentin die letzten Male stets mit angezogener Handbremse gefahren war, hatte sie sich bei ihrer siebten Teilnahme vorgenommen, zu gewinnen. Ihr Geheimrezept („Kopf ausschalten und es einfach laufen lassen“) ging mit Laufbestzeiten in beiden Durchgängen auch auf. So luchste sie den Pokal tatsächlich Titelverteidigerin Julia Grüning aus Neidlingen ab, die mit 1,3 Sekunden Rückstand Zweite wurde.
Bei den Herren kauften die Jungen den alten Hasen den Schneid ab. Der 26-jährige Philipp Hauff, der seit Jahren sehr erfolgreich für den VfL Kirchheim an den Start geht, gewann die Gesamtwertung mit mehr als drei Sekunden Vorsprung vor den Brüdern Marc-Andre und Pascal Bischof von den SF Dettingen. „Heute feiern wir noch ein bisschen“, erzählte Hauff nach dem Rennen. „Ich bin ja Friseur und habe morgen frei.“ Mit von der Partie waren bei der Siegerehrung auch die beiden früheren Pokalsieger und „Reußenstein-Veteranen“ – wie Hansjörg Tauscher sie nannte – Hansjörg Rapp aus Kirchheim und Bernd Holl aus Weilheim. Sie gewannen jeweils ihre Altersklasse und belegten im Gesamtklassement die Plätze vier und fünf.
Mit dem Sieg von Philipp Hauff mussten sich die Neidlinger schweren Herzens auch bei den Herren vom Pokal trennen. Titelverteidiger René Hitzer musste kurzfristig passen, weil ihn seit dem Wochenende eine schlimme Erkältung plagt. Noch am Sonntagmorgen hatte Daniela Ambacher, die trotz heftiger Erkältung vor Ort die Vorbereitungen koordiniert hatte, eine SMS an ihre Vereinskollegen verschickt: „Auf geht’s, der Pokal bleibt in Neidlingen.“ Doch auch sie konnte schließlich krankheitsbedingt nicht auf die Strecke gehen. Ein Trost für René Hitzer war es dann, dass seine Tochter Marietta die Klasse bei den Kleinsten gewann. Am Streckenrand verriet die 5-Jährige: „Mein Papa hat mir Tipps gegeben, wo ich aufpassen muss. Ich habe aber gar nicht richtig zugehört, ich bin einfach nur gefahren und war schneller als die anderen.
Die kompletten ennergebnisse gibt es ab heute auf der Homepage des Veranstalters TV Neidlingen (http://www.tv-neidlingen.de)