Basketball-Pro A: Die Knights schlagen den USC Freiburg nach zweimaliger Verlängerung mit 99:98
Wieder ein Finish für die Vereins-Annalen

Die Sporthalle Stadtmitte bleibt Krimi-Tatort Nummer eins im Basketball. Zum wiederholten Mal versetzten die Kirchheim Knights ihre Fans gestern Abend in ein Wechselbad der Gefühle. Nach zwei Verlängerungen verließen die Kirchheimer beim 99:98 (36:42; 71:71; 83:83) gegen USC Freiburg als glücklicher Sieger das Parkett.

Kirchheim. Wieder einmal war es Kapitän Radi Tomasevic, der mit dem entscheidenden Treffer in letzter Sekunde den Kirchheimer Sieg sicherstellte. Überragender Spieler der Partie war jedoch Ryan DeMichael mit 30 Punkten. Neuzugang Marcus Smallwood zeigte bei seinem Heimdebüt ebenfalls eine starke Leistung und markierte mit 14 Punkten und 19 Rebounds prompt ein Double-Double.

Kirchheim ging mit einer ungewohnt großen „ersten Fünf“ ins Spiel gegen Freiburg. Cedric Brooks wurde von den Forwards Sebastian Adeberg und Nils Menck sowie den Centerspielern Ryan De Michael und Marcus Smallwood begleitet, um sich in der Defensive in einer Zonenverteidigung zu formieren. Diese taktische Variante von Knights-Coach Frenkie Ignjatovic war zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Freiburgs Topscorer Paul Gause bescherte seinem Team mit neun Zählern eine frühe 15:10-Führung. Zwar komplettierte Tomasevic, der trotz Schmerzen auf dem Feld stand, anschließend per Dreier einen 6-0-Lauf der Gastgeber, letztlich ging es allerdings mit einem knappen Rückstand (20:16) aus den ersten zehn Minuten. Mit zehn Ballverlusten standen sich die Kirchheimer meist selbst im Weg und fanden im Angriff nie richtig zu ihrem Rhythmus. Besonders Cedric Brooks kam nicht wie gewohnt zur Entfaltung, während sich das Fehlen von Routinier Scott doch deutlich bemerkbar machte.

Auch im zweiten Viertel schafften es die Hausherren nicht, den Schalter umzulegen. Während im Angriff weiterhin vieles Stückwerk blieb und man sich immer wieder in Einzelaktionen verstrickte, offenbarte Kirchheim in der Verteidigung erhebliche Schwächen. So blieben die Breisgauer ständig in Führung, bestimmten jederzeit das Tempo und gingen mit einem 42:36-Vorsprung in die Halbzeitpause. Diese nutzten die Gäste offenbar zu einer ausführlichen Besprechung, denn als die Partie fortgesetzt werden sollte, befand sich das USC-Team noch in der Kabine.

Die lange Pause hatte den Freiburgern anscheinend gutgetan. Kirchheim schaffte es weiterhin nicht, die Breisgauer in der Verteidigung entscheidend zu stoppen. Nach 25 Minuten lag Kirchheim immer noch mit 45:50 in Rückstand. Dann jedoch fasste sich Marcus Smallwood, der bis dahin unter den Körben kräftig geackert hatte, ein Herz. Rebounds, Blocks, Punkte – Smallwood war nun überall zu finden und besorgte die erste Führung seit dem ersten Viertel. Auch die Stimmung in der Sporthalle Stadtmitte nahm nun richtig Fahrt auf. Freiburg blieb jedoch cool und konterte mit sechs Zählern in Serie, um mit einem knappen 56:55-Vorsprung in den Schlussabschnitt zu gehen.

Hier erzielten die Gäste die ersten vier Punkte und so nahm Ignjatovic bereits nach wenigen Sekunde wutentbrannt eine Auszeit. Anschließend waren die Knights wieder wach und konnten durch sechs Zähler von Sebastian Adeberg verkürzen, ehe Cedric Brooks per Dreier für die 66:65-Führung vier Minuten vor dem Ende sorgte. Wieder einmal wurden die Zuschauer in der Sporthalle Stadtmitte Zeuge eines echten Krimis. Die Hausherren lagen kurz vor Schluss mit zwei Punkten zurück und mussten den Angriff der Gäste unbedingt vereiteln, was Kapitän Tomasevic mit einem Ballgewinn perfekt umsetzen konnte. Der Aufbauspieler lief anschließend alleine auf den Korb zu und hielt den Ausgleich in den Händen, ehe Jamar Nutter diesen mit einer spektakulären Rettungsaktion verhinderte. Ryan De Michael behielt die Nerven und brachte die Knights durch zwei Treffer von der Freiwurflinie in die Verlängerung.

Hier entwickelte sich von Anfang an ein offener Schlagabtauch. Fünf Freiburger Punkte sorgten bei noch 16 Sekunden Spielzeit für eine 81:78-Gästeführung. Nach einer Auszeit gelangen Ryan De Michael zwei schnelle Punkte, ehe Paul Gause mit einem taktischen Foul an die Freiwurflinie geschickt wurde. Der US-Amerikaner blieb cool und verwandelte beide Versuche sicher. Zwölf Sekunden vor Schluss versetzte Brooks mit dem entscheidenden Dreier zur zweiten Verlängerung die Halle endgültig in ein Tollhaus.

In der zweiten Extraspielzeit kühlte sich die Stimmung allerdings zügig ab. Bei den Hausherren lief nichts mehr zusammen, während Freiburg seine Chancen nutzte, um sich mit einem 10-0-Run auf 95:85 abzusetzen. Viele hatten die Ritter zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschrieben, dann folgten sechs Punkte und postwendend wurde die Halle wieder zum Hexenkessel. Als dann auch noch Cedric Brooks per Dunking weiter verkürzte und Smallwood weniger später ebenfalls mit einer Flugeinlage den Ausgleich erzielte, war Kirchheim wieder am Drücker.

William Hansbro und Paul Gause brachten die Breisgauer kurz vor Schluss zwar mit 98:97 in Führung, doch die Knights schwebten nun auf einer Welle der Euphorie und so gelang ausgerechnet dem angeschlagenen Tomasevic der viel umjubelte Siegtreffer zum 99:98-Endstand. Wie wichtig der Erfolg für die Kirchheimer war, erkannte man nach Ertönen der Schlusssirene an Headcoach Frenkie Ignjatovic, der mit nach oben gerissenen Armen über das Spielfeld rannte, um mit seinen Spielern ausgelassen zu feiern. Das erste Sonntagsspiel der Saison war wieder einmal eines für die Ewigkeit.