Warum sich drei junge Männer den Abteilungsleiterposten bei den Neidlinger Fußballern teilen
„Wir lassen nicht die Chefs raushängen“

Seit drei Jahren teilen sich Marlon Lamour (29), Patrick Hitzer (28) und Harald Hepperle (30) den Abteilungsleiterposten bei den Neidlinger Fußballern. Die Aufgabenteilung ist bei Weitem nicht der einzige Grund für Erfolg und Akzeptanz des jungen TVN-Triumvirats.

Neidlingen. Alleiniger Fußball-Boss will unterm Reußenstein schon lange niemand mehr sein. Klaus Moll, der zwölf Jahre lang die Geschicke der TVN-Kicker leitete, hatte immer wieder einen gleichberechtigten Co an seiner Seite – mit Reiner Kuch, Norbert Vögele oder Markus Binder bildete er jeweils ein Erfolg versprechendes Tandem.

Dass daraus nach Molls Abschied vor drei Jahren ein Trio wurde, ist gewollt. Gemeinsam mit Harald Hepperle, seit 2006 im Ausschuss für den Wirtschaftsbetrieb zuständig, suchte er nach Nachfolgern. Fündig wurden beide beim damaligen Kapitän der ersten Mannschaft und seinem Vize, Marlon Lamour und Patrick Hitzer, die Hepperle als erfahrenen Funktionär jedoch mit im Boot haben wollten. „Uns war klar, dass wir es nicht zu zweit machen würden“, erinnert sich Hitzer, der seit der Wahl 2010 für alle Verwaltungsangelegenheiten verantwortlich ist, während sich Lamour dem operativen Geschäft angenommen hat und Hepperle wie gehabt für den Wirtschaftsbetrieb zuständig ist.

Das Jobsharing will seitdem keiner der drei mehr missen, schließlich erlebte die Fußballabteilung seit ihrem Amtsantritt eine ihrer turbulentesten Zeiten: Abstieg, Aufstieg, Tribünenbau und Teckbotenpokal-Vorbereitung wären von einem Mann allein kaum stemmbar gewesen. „Es ist gut, dass wir zu dritt sind“, betont Harald Hepperle. Das Erfolgsgeheimnis liegt in der grunddemokratischen Vorgehensweise des Trios. „Es gibt bei uns keine Alleingänge, wir sind dauernd mit der Mitgliederbasis im Gespräch und versuchen, alle mit einzubinden“, sagt Patrick Hitzer. Beispiel Teckboten­pokal: Fast jeder in Verein und Abteilung wurde mit einem Pöstchen versorgt, Überzeugungsarbeit musste dafür kaum geleistet werden. „In Neidlingen gehört es einfach dazu, dass man mithilft“, beschwören die drei unisono den Dorfgeist, der auch in Verein und Fußballabteilung Einzug hält.

Dass sich mehrere Personen einen Leitungsposten teilen, ist dabei nichts Neues, wie Andreas Hettich vom Württembergischen Landessportbund weiß. „Wir beobachten schon seit Längerem, dass Vereine sich personell breiter aufstellen, so sie es denn können“, sagt der WLSB-Statistiker. Die drei Neidlinger bilden laut Hettich insofern eine Ausnahme, da sie noch vergleichsweise jung sind: Hitzer (28), Lamour (29) und Hepperle (30) kommen jeweils auf deutlich weniger Lenze als der durchschnittliche Abteilungsleiter, der laut WLSB-Erhebungen immerhin schob 52 Jahre auf dem Buckel hat.

Dass ihre Akzeptanz bei alten TVN-Hasen oder älteren Kollegen in der Fußballszene deswegen leiden würde, können sie nicht (mehr) feststellen. „Am Anfang vor drei Jahren war das ab und zu noch so, aber mittlerweile haben wir uns einen Namen gemacht“, sagt Lamour, der den zeitlichen Aufwand für den Funktionärsposten auf rund 15 Stunden pro Woche taxiert. Ganz wichtig dabei: „Wir lassen nicht die Chefs raushängen, sondern verstehen uns vielmehr als Moderatoren im Sinne der Abteilung“, so Hitzer.

Das Konzept Jugend forsch(t) hat in Neidlingen übrigens längst Schule gemacht – mit Inline-Star Ann-Kathrin Stolz hat sich heuer eine erst 21-Jährige in den TVN-Vorstand wählen lassen. Wo andere Vereine altersbedingt über Funktionärsmangel klagen, haben sie in Neidlingen offenbar für die Zukunft vor- und ausgesorgt.