Stuttgart. Darf ich vor dem Wettkampf Aspirin nehmen, wenn ich Kopfweh habe? Kann ich nach dem Training die verschnupfte Nase mit Nasenspray behandeln? Soll ich mich zur besseren Regeneration mit muskelkühlenden Salben einreiben? Was der Hobbysportler nach eigenem Ermessen ohne Furcht vor Konsequenzen beantworten kann, ist für den Kaderathleten oft nur schwer zu bewerten. Vor allem jugendliche Nachwuchstalente laufen Gefahr, unwissentlich Medikamente oder Substanzen zu verwenden, die auf den Roten Listen der Dopingfahnder stehen. „Das sind vermeidbare Dopingfallen“, erklärt Claudia Driehorst, die tagtäglich an vorderster Front Aufklärungsarbeit in Sachen Dopingprävention betreibt.
Seit drei Jahren kümmert sich die Diplom-Sportwissenschaftlerin um die Kaderathleten in allen Fachverbänden des LSV. Vom aufstrebenden Leichtathleten über den ambitionierten Turner bis hin zum emsigen Eishockeytalent und dem willigen Wasserballnachwuchs erklärt die gebürtige Kirchheimerin, die seit über zehn Jahren in Stuttgart lebt, allen Leistungssportlern unter 18 Jahren alles Wissenswerte rund um das Thema Doping und den Kampf für einen sauberen Sport.
Die 34-Jährige weiß, wovon sie redet. In Jugendjahren gewann die ehemalige Schülerin des Ludwig-Uhland-Gymnasiums nahezu alles, was es national und international im Kanusport zu gewinnen gab, war unter anderem zweifache Junioren-Weltmeisterin. Höhepunkt war Olympia 2000 in Sydney, wo sie als Ersatzfrau allerdings nicht zum Einsatz kam. „Danach ist mir der Leistungssport irgendwie immer schwerer gefallen“, erinnert sie sich. Statt des Kanupaddels widmete sie sich fortan ihrem Studium der Sportwissenschaften, fand nach dem Abschluss eine Stelle in der Sportmedizin Stuttgart, wo sie seit Januar 2010 an der Seite des Anti-Dopingbeauftragten, Professor Heiko Striegel, im Auftrag des LSV aktiv Präventionsarbeit betreibt.
Konkret unterstützt sie die einzelnen Fachverbände in Form von Vorträgen, Gruppenarbeit und Informationsgesprächen. Der Bedarf ist groß: „Viele Verbände melden sich von sich aus“, weiß Claudia Driehorst, die ihre Klientel entweder bei Kaderlehrgängen in den Sportschulen des Landes oder vor Ort beim täglichen Training antrifft. Neben der Sensibilisierung der Athleten sucht Driehorst vor allem den Kontakt zu Trainern, Ärzten und Eltern. „Wir müssen alle Beteiligten ins Boot holen“, sagt sie, die immer wieder Wissenslücken feststellt, gerade im Zusammenhang mit Alltagsmedikamenten, die schnell in die Dopingfalle führen können.
Dass ihr Job dabei durchaus mehr beinhaltet, als Infomaterial der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada) zu verteilen, liegt nicht zuletzt an der Komplexität der Materie – jugendliche Sportler lassen sich nach Driehorsts Erfahrung vor allem durch eine alltags- und praxisbezogene Herangehensweise für den Antidopingkampf sensibilisieren. „Mit Rollenspielen, bei denen eine Dopingkontrolle dargestellt wird, lässt sich oft mehr Information transportieren als mit einem Flyer.“ Auch per Vergleich mit dem Schulalltag ist so manchem Nachwuchssportler das Thema besser nahegebracht. „Wer bei der Klassenarbeit abschreibt, verschafft sich genauso einen unehrlichen Vorteil, wie jemand, der im Sport dopt“, erklärt Driehorst, „aufzuzeigen, dass beides Konsequenzen hat, sorgt oft für ein Aha-Erlebnis.“
Zugrunde liegendes Motto aller Bestrebungen von Claudia Driehorst ist ohnehin eine klare Null-Toleranz-Politik, die sich der LSV auf die Fahnen geschrieben hat und damit deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Der Erfolg gibt den Verantwortlichen um Claudia Driehorst recht: „In Baden-Württemberg haben wir im Nachwuchsleistungssport aktuell keinen uns bekannten Dopingfall“, sagt sie nicht ohne Stolz.