Stolze 20 Saisonsiege und trotzdem kein Happy End – Nach einer Saison mit phasenweise begeisterndem Basketball haben die Knights den Einzug in die Playoffs auf die denkbar knappste Weise verpasst. Von Chris Schmidt, dem Teammanager der Kirchheimer, wollten wir wissen: Wie geht‘s weiter?
Was überwiegt nach einer so knappen Entscheidung unter vier punktgleichen Teams, die Freude über die Saisonleistung oder der Frust angesichts der auf diese Weise verpassten Finalrunde?
Chris Schmidt: Im Moment ist es sicher Enttäuschung. In den kommenden Tagen werden wir vermutlich zu der realistischen Einschätzung kommen, dass es unterm Strich eine sehr gute Saison war. Es ist jedenfalls sehr schade, dass wir jetzt mit einer Enttäuschung in den Sommer gehen. Das nimmt man immer ein Stück weit mit.
Welchen Punkten, die am Ende gefehlt haben, trauern Sie besonders nach?
Ich halte von solchen Rückblicken wenig, weil es ja keinen Sinn ergibt. Igor Perovic und ich haben natürlich einzelne Saisonphasen analysiert. Die letzte Phase mit fünf Siegen aus sechs Spielen war top. Ich habe ansonsten keine einzelnen Schlüsselmomente vor Augen. Es gibt immer Spiele, die man mit etwas Glück gewinnt und umgekehrt genauso. Das Spiel in Bochum oder zu Hause gegen Hagen hätten wir sicher gewinnen können. Das sind vielleicht so Eckpunkte, die mir einfallen.
Ich glaube, dass wir vor einem entscheidenden Jahr stehen.
Chris Schmidt
Dass 20 Saisonsiege nicht für die Playoffs reichen, ist ein Novum in der Pro A. Was sagt das über die Liga in diesem Jahr aus?
Es war schon eine außergewöhnliche Saison. Wir hatten diesmal drei Konstellationen, die erst am letzten Spieltag entschieden wurden. Die Frage nach dem zweiten Absteiger, den Play-off-Teilnehmern oder die nach dem Erstrunden-Heimrecht wurde jeweils unter punktgleichen Mannschaften ganz am Schluss geklärt. Wir hatten dieses Jahr tabellarisch praktisch kein Mittelfeld. Das zeigt, dass das Gap größer wird. Die Top-Mannschaften verfügen zunehmend über deutlich mehr wirtschaftliche Möglichkeiten, sodass es für die unteren Teams von Jahr zu Jahr schwieriger wird, mitzuhalten.
Unter welchen wirtschaftlichen Vorzeichen steht die neue Saison für die Knights?
Das lässt sich im Moment noch nicht einschätzen. Wir sind mitten in Gesprächen. Deshalb ist es viel zu früh für eine klare Aussage.
Im vergangenen Jahr war der Etat rückläufig. Ist in Kirchheim das Ende der Fahnenstange erreicht?
Das hat doch nichts mit Kirchheim zu tun. Das hat mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland zu tun. Es ist doch klar, wenn es der Wirtschaft nicht gut geht, ist es schwierig, Unternehmen für ein Sponsoring zu begeistern. Ich weiß allerdings nicht, warum das Ende der Fahnenstange erreicht sein soll. Ganz im Gegenteil. Ich sehe, dass hier in Kirchheim und der Region ein Riesenpotenzial schlummert. Das steht und fällt allerdings mit der Spielstätte.
Welche Erwartungen, welche Hoffnungen haben Sie diesbezüglich?
Ich glaube, dass wir vor einem entscheidenden Jahr stehen, was dieses Thema angeht. Wir als Verein können im Moment relativ wenig tun. Wir ringen um das politische Signal, dass am Standort Schlossgymnasium eine Schulsporthalle gebaut wird. Das liegt nicht in unserer Hand. Sollte die Entscheidung fallen, können wir anfangen an der Frage zu arbeiten, wie wir das Problem mit den Differenzkosten für eine zweitligataugliche Lösung klären.
Zurück zum Sportlichen. Steht der Mannschaft ein größerer Umbruch bevor?
Wir werden im Kader definitiv einen größeren Umbruch erleben. Auf welchen Positionen werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.
Lucas Mayer war der Erste, der einen neuen Vertrag unterschrieben hat. Für Sie eine der positivsten Erscheinungen der vergangenen Saison?
Lucas hatte zu Beginn der Saison Schwierigkeiten anzukommen, sich dann aber toll entwickelt. Ich glaube, dass es für ihn von großem Vorteil sein wird, wenn er in der kommenden Saison in einem bekannten System und in einem vertrauten Umfeld agieren kann. Ich traue ihm nächstes Jahr einen richtig großen Schritt zu.
Toni Dorn hat schon relativ früh klargestellt, dass er die Knights am Saisonende verlassen wird und mit einem Wechsel aufs College liebäugelt. In den USA ist der Collegesport schon lange ein Milliardengeschäft. Seit einem Jahr profitieren Sportlerinnen und Sportler in der NCAA von einer neuen Regelung, die es Universitäten erlaubt, ihre Athleten direkt zu bezahlen. Droht der deutsche Basketball seine größten Talente und die Pro A ihren Ruf als Ausbildungsliga zu verlieren?
Der Markt ist durch die Änderungen im Collegesystem für alle Mannschaften in der Pro A extrem schwierig geworden, weil am College unglaublich gut bezahlt wird. Hinzu kommt, dass dort auch die Rahmenbedingungen top sind. Für uns bedeutet das, dass wir uns auf eine neue Situation einstellen müssen. Ich gehe hier in Kirchheim in meine elfte Saison in der Pro A. Bisher waren wir immer gut darin, zu antizipieren, je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln. Schnell zu sein, früh dran zu sein, ist immer von Vorteil. Eine Garantie ist es nicht.
Igor Perovic hat als Headcoach noch ein Jahr Vertrag. Seine Abschiedssaison?
Ich kann nur soviel sagen: Wir haben ein tolles Verhältnis, und Igor ist ein überragender Coach. Von meiner Seite gibt es ein großes Interesse, möglichst lange mit ihm zusammenzuarbeiten.