Lokalsport
Wo bleibt die Perspektive für die Kirchheimer Basketballer?

Kommentar Sportredakteur Bernd Köble über die Schicksalsfrage der Knights.

Der Anfang und das Ende – beides hat der zurückliegenden Basketballsaison in der Pro A aus Kirchheimer Sicht den Stempel aufgedrückt. Am ersten und am letzten Heimspieltag haben die Knights dafür gesorgt, dass die Zweitliga-Oberen in Köln ihren prognostizierten Zuschauerschnitt deutlich nach oben korrigieren durften. Mehr Zuschauer als bei diesen beiden Spielen mit Kirchheimer Beteiligung wurden an keinem anderen Standort in Deutschlands zweithöchster Spielklasse registriert. Die neue Partnerschaft mit der Göppinger EWS-Arena, die in dieser Saison mit drei statt zwei Gastspielen ihre Fortsetzung finden soll, macht’s möglich.

Anfang oder Ende? Das fragt sich jeder, der erlebt hat, was viele nicht für möglich hielten: Die Knights bringen Massen auf die Beine. Nicht nur einmal, sondern möglicherweise dauerhaft in einem Sport, der sich spätes­tens nach dem sensationellen WM-Titel vor drei Wochen aufmacht, völlig neue Märkte zu erschließen. Nicht nur in der Gunst des zahlenden Publikums, sondern auch beim sporttreibenden Nachwuchs. Die Basketballabteilung des VfL war schon lange vor dem WM-Triumph die Sorte, die auf dem Feld des Kirchheimer Vereinssports am schnellsten wächst. Anfang oder Ende? Das fragen sich auch alle, die die Spielregeln kennen. Attraktiver Sport braucht einen attraktiven Rahmen und daher nicht erst ein Liga-Diktat, um zu verdeutlichen, dass die Kirchheimer Sporthalle Stadtmitte den schon lange nicht mehr bieten kann.

Seit diesem Sommer steht fest: Ab der Saison 2028/29 ist Schluss. Dann heißt es umziehen oder dicht machen. Und diesmal ist die Lage ernst. Konnten die Kirchheimer lange auf die Geduld der Liga vertrauen, weil dort noch mehr Vereine baulich in der Zwickmühle steckten, ist diese Zeit vorbei. Die Gallier von der Teck sind längst umringt von ehemaligen Erstligisten mit kompatiblen Arenen. Was die Knights nun brauchen, ist eine Perspektive und zwar schnell. Ohne die verliert die Aktie rapide an Wert. Bei Spielern, bei Trainern, bei Werbepartnern. Nicht erst 2028, sondern schon in naher Zukunft.

Anfang oder Ende? Igor Perovic ist da ein guter Indikator, bei dem es sich lohnt, etwas genauer hinzuhören. Der 49-jährige Serbe ist eine Ausnahmeerscheinung im bezahlten Sport. Als überzeugter Nachwuchsförderer, als beharrlicher Entwickler und als Ruhepol, der das grelle Licht scheut und dem Menschen wichtiger sind als Ruhm und Geld. Deshalb Kirchheim. Ein Basketball-Besessener, der für den Sport in der Teckstadt längst zum Glücksfall geworden ist und der sagt: „Ich will Teil von etwas sein, das wächst.“