Auszeichnung
Wo Kinder Kinder lehren: TV Neidlingen gewinnt mit Herz und Mut

Der TV Neidlingen hat im Rahmen des Mitgliederforums der VR Bank Mittlerer Neckar in Weilheim für sein Nachwuchskonzept den kleinen Sport in Bronze verliehen bekommen.

Ehre, wem Ehre gebührt (von links): Andreas Gienger, René Hitzer, Daniela Ambacher, Ann-Kathrin Stolz und Hannes Hepperle freuen sich über den Stern des Sports in Bronze. Foto: VR Bank Mittlerer Neckar

Wenn im Winter die Kleinsten am Skihang stehen, sind es oft nur wenige Meter zwischen dem Moment, in dem ein Kind zum ersten Mal auf wackligen Brettern steht, und dem Augenblick, in dem ein anderes Kind ihm zeigt, wie man es richtig macht. Was für Außenstehende aussieht wie ein spontanes Zusammenspiel, ist beim TV Neidlingen ein bewusstes Konzept – eines, das dem Verein nun eine Auszeichnung des bundesweiten Wettbewerbers der Volksbanken Raiffeisenbanken „Sterne des Sports“ beschert: Im Rahmen der Mitgliederversammlung der VR Bank Mittlerer Neckar am Dienstag in Weilheim erhielten die Vereinsvorsitzenden Ann-Kathin Stolz und Andreas Gienger gemeinsam mit Daniela Ambacher, Hannes Hepperle und René Hitzer aus der Ski-Abteilung den mit 1000 Euro dotierten Stern des Sports in Bronze.

Mit seinen rund 980 Mitgliedern ist der TV Neidlingen ein klassischer Mehrspartenverein – mitten in einem Ort, in dem man sich kennt und in dem Ehrenamt nicht bloß ein Wort ist. Doch wie fast überall fehlten auch hier über die Jahre Helfer, vor allem bei den vielen Veranstaltungen und dem aufwendigen Skikursbetrieb.

Anstatt sich damit abzufinden, entwickelte der Verein eine unkonventionelle Idee: Kinder und Jugendliche sollten nicht nur trainieren, sondern von Anfang an Teil der Vereinsarbeit werden. Nicht als passive Anhängsel der Erwachsenen – sondern als aktive Mitgestalter

Den ersten Versuch wagte der Verein im Skikurs für die Jüngsten. Elfjährige betreuten Achtjährige, ältere Jugendliche unterstützten die Kleinen auf der Piste. Was riskant hätte wirken können, entpuppte sich als Erfolgsmodell: Kinder lernen am besten von Kindern, sagt die Vereinsführung – und die Praxis bestätigt das.

Die Neidlinger beschränkten sich nicht auf den Wintersport. Bald übertrugen sie den Jugendlichen Aufgaben bei Skirennen, Vereinsfesten und der DSV-Sommerolympiade. Auch beim Kindergartenprojekt „Hoppel & Bürste“ übernahmen junge Mitglieder Stationsleitungen – ein Rollenwechsel, der vielen ein ganz neues Gefühl für die eigenen Fähigkeiten gab.
Im Hintergrund stand stets ein Ziel: Kinder sollten nicht nur Sport treiben, sondern erleben, wie ein Verein funktioniert – organisatorisch, wirtschaftlich und sozial.

Die Verantwortlichen stellten bald fest, dass die Idee noch mehr bewirkt als erhofft: Die Austritte gingen zurück. Wer früh Verantwortung übernimmt, bleibt eher. Nicht als Pflicht, sondern weil man sich gebraucht fühlt – ein Wert, der für junge Menschen heute von großer Bedeutung ist. Hinzu kommt ein Effekt, den der Verein selbst als „Vorbildkette“ beschreibt: Ältere Kinder wachsen in die Aufgaben hinein und werden zu Leitfiguren für die Jüngeren. Diese wiederum wollen nacheifern.

Was die Kinder hier lernen, geht weit über den Sport hinaus: Empathie, Organisation, Kommunikation, Teamarbeit. Es sind Fähigkeiten, die sie später in Schule, Ausbildung oder Beruf brauchen.

Die Vereinsverantwortlichen erleben immer wieder, wie Jugendliche über sich hinauswachsen. Kinder, die sich anfangs nicht trauten, ein anderes Kind anzusprechen, stehen heute an Verkaufsständen oder leiten kleine Teams bei Veranstaltungen. „Wir sind zwar ein kleiner Ort“, verdeutlichte Ann-Kathrin Stolz am Dienstag bei der Preisverleihung in Weilheim, „im Sport dafür klein, aber oho.“