Kirchheim. Strickland, Gibbs, Lawson, Scott gegen Hunter, Charlton, Lawrence, Sanders – oder 639 Punkte gegen 752. Noch extremer als der VfL hat die Sportvereinigung Böblingen ihr Schicksal in die Hände von Stars aus dem Mutterland des Basketballs gelegt – und dabei bisweilen etwas hektisch agiert. Offensichtlich hat der polnische Coach Leopold Dejworek, in der Region seit den Siebzigerjahren im Basketball aktiv, den Auftrag, mit allen Mitteln nach oben zu kommen.
Die Amerikaner Jeremee Davis (33 Punkte pro Spiel), Henry Miller und Ex-Knights Chuks Neboh wurden wieder aussortiert, immer neue Stars geholt. Da auch andere Spieler die Unruhe wohl weniger toll fanden und den Verein verließen, hat sogar der inzwischen 62-jährige Coach höchstselbst seine Sneaker aus der Truhe geholt und setzte sich bei den letzten sieben Spielen als ultimative Sicherung als achter Mann auf die Bank. So richtig erfolgreich scheint dieses Strategie allerdings nicht zu sein: Seit der 74:75-Heimniederlage gegen die TSG Söflingen am 30. Januar beträgt der Abstand zur Spitze, also zum VfL, bereits sechs Punkte. Einigermaßen realistisch ist deshalb wohl nur noch das Erreichen von Platz zwei und damit der Relegation. Dafür muss aber in Kirchheim gewonnen werden und vor allem am 12. März zu Hause gegen den Zweiten TSG Reutlingen.
Und was steht für den VfL auf dem Spiel? Nichts weniger als einer der letzten Schritte zur Meisterschaft und zum Aufstieg in die Regionalliga. Denn allen Szenekennern und Gegnern ist klar: Schlägt die Kukiqi-Truppe auch das Starensemble der SVB, dürfte in den verbleibenden sechs Spielen nichts mehr schiefgehen. Schon beim Hinspiel im November gab es Spektakuläres zu sehen, mit einem erst in der Endphase überlegenen VfL beim 87:76-Sieg. Damals wie heute lastete die Hypothek einer längeren Spielpause auf dem Team. Drei Wochen ist es nun her, dass das Duell bei der TSG Reutlingen gewonnen wurde, dazu fiel das Training in den Herbstferien wegen Verletzungen und Erkältungen komplett aus.
Einerseits tritt der VfL also wieder einmal als Wundertüte an. Andererseits hat man in der Kukiqi-Ära gelernt, dass aus dieser Tüte dann beständig gute Dinge herauspurzeln. Der Coach selbst ist wie immer optimistisch: „Trotz der Probleme im Vorfeld bin ich überzeugt davon, dass wir die bessere Mannschaft haben und das unseren Fans auch zeigen werden.“ Der ganz große Vorteil: Kukiqi muss sich dabei nicht nur auf seine Amis verlassen: Mit Kapitän Shkelzen Bekteshi, Playmaker Arber Shabani und Center Akant Sengül hat er drei weitere überdurchschnittliche Spieler zur Verfügung, und auf der Bank warten Scharfschütze Tim Auerbach, eben erst bei der Kirchheimer Sportlerehrung für seine Deutsche U16-Meisterschaft mit Ludwigsburg ausgezeichnet, Kampfschwein Raffa Pascucci und Eigengewächs Marco Wanzke auf ihren Einsatz.
Bisher reichte diese Personal für zwölf Siege in 13 Spielen, und bei dieser einen Niederlage in Konstanz fehlte auch noch der Coach aus privaten Gründen. Was bedeutet, dass Bekim Kukiqi als anwesender Trainer der ersten Mannschaft bei Pflichtspielen weiter ungeschlagen ist: Seit Oktober 2014 in 32 Begegnungen.ut
VfL Kirchheim: Auerbach, Bekteshi, Gibbs, Kraft, Lawson, Pascucci, Scott, A. Sengül, E. Sengül, Shabani, Strickland, Wanzke