Einrahmen und aufhängen oder besser schnell vergessen? Der Blick auf die Zweitliga-Tabelle macht zweifellos Laune, sofern man es mit Kirchheims Basketballern hält. Platz zwei nach elf Spieltagen, das ist weit mehr als auch die kühnsten unter den Treuen vorhergesagt hätten. Ein etwas schiefes Bild zwar, nachdem die Kirchheimer ein punktgleiches Fünferfeld nur aufgrund des direkten Vergleichs anführen. Doch auch den muss man sich erstmal erarbeiten.
Der Frust nach der schwer verdaulichen Heimniederlage gegen Bayreuth hat Kräfte freigesetzt, oder wie Knights-Teammanager Chris Schmidt es formuliert: „Die Jungs hatten danach eine Stinkwut im Bauch“ – und in der zweiwöchigen Spielpause offenbar das Beste draus gemacht. Der 89:85-Sieg am Samstag in Münster jedenfalls war die einzig richtige Antwort auf die Frage: Attacke oder Krise? Vieler Worte hat es nicht bedurft. Ein paar freie Tage, eine ausführliche Videoanalyse – Chefcoach Igor Perovic hat schnell gemerkt: „Die Mannschaft ist heiß darauf, es allen zu beweisen.“
Jetzt hat die glänzende Heimbilanz der Münsteraner den ersten Kratzer im Lack und die Ritter ein paar neue Hausaufgaben im Gepäck. Dass ein 18-Punkte-Polster am Ende fast verpufft wäre, hat nicht allen geschmeckt. „Wir müssen lernen, dass wir in solchen Momenten die Halle nicht wieder zurückholen,“ sagt Schmidt. Den Coach beschlich schon Mitte des dritten Viertels eine böse Vorahnung: „Die deutliche Führung kam zu früh“, meint Igor Perovic. „Vor Beginn des Schlussviertels haben wir plötzlich den Fokus verloren.“ Teil zwei der Hausaufgabe: Wie findet man zu Sicherheit im Spiel, auch ohne den satten Vorschuss eines Senkrechtstarters wie Cam Henry, der in den ersten zehn Minuten im Alleingang 16 Punkte auflegte und am Ende bei 33 Zählern stand?
Die Tabelle können wir vor dem Samstag getrost in die Tonne treten.
Knights-Sportchef Chris Schmidt warnt vor dem Duell mit Düsseldorf vor Wiederholungsfehlern.
Am Samstag kommen die Giants aus Düsseldorf in die Sporthalle Stadtmitte, und man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass der Teufel um die Ecke lauert. Bayreuth und Düsseldorf trennen zwar rund 500 Kilometer. Auf der Kirchheimer Roadmap jedoch passt gefühlt kein Blatt dazwischen. Viertletzter gegen Fünfter war vor gut zwei Wochen die Headline gegen die Franken. Jetzt empfängt der Zweite den Vorletzten und Sportchef Chris Schmidt legt sich schon mal mächtig ins Zeug, um Wiederholungsfehler auszuklammern. „Die Tabelle können wir vor dem Samstag getrost in die Tonne treten,“ sagt er. „Was wir brauchen, ist Konzentration und Respekt vor einem Gegner, der gerade dabei ist, einen Lauf zu starten.“
Neues Personal, ein neuer Trainer – das seitherige Tabellen-Schlusslicht aus der Rheinmetropole hat plötzlich Blut geleckt. Der Düsseldorfer Heimsieg gegen die Artland Dragons – der erste Erfolg der Giants überhaupt in der bisherigen Saison – macht den Zeitpunkt für ein Duell mit dem vermeintlichen Außenseiter zum schlechtesten. Achmadschah Zazai hat es als neuer Mann auf der Bank offenbar geschafft, den Hebel umzulegen. Hinzu kommt: Kayne Henry, bis vergangenen März noch wichtige Stütze im Kirchheimer Team, ist jetzt ein rheinischer Riese und war bei seinem Debüt am Samstag gleich einer der Auffälligsten. Die achtmonatige Leidenszeit des britischen Sprungwunders nach seinem Achillessehnenriss endete mit zwölf Punkten, vier Assists und fünf Rebounds durchaus beeindruckend. Ein Kayne Henry in gewohnter Form könnte den Knights am Samstag weh tun. Dass er überhaupt so weit ist, hat er auch dem Gegner zu verdanken. Bis vor wenigen Wochen noch wohnte und trainierte der 25-Jährige bei seinem Ex-Klub in Kirchheim. Wer sich am Ende mehr freut über das Wiedersehen, wird man am Wochenende wissen.