Knights denken nach vier Niederlagen in Folge über Verstärkung nach – Kommt Tim Burnette?
Zeit, zu handeln

Es reicht nicht – Diese Erkenntnis ist neu. Zum ersten Mal seit dem Aufstieg in die Pro A vor vier Jahren laufen Kirchheims Basketballer Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Eine erschreckend schwache Defensive, vier Niederlagen in Folge, drei davon deutlich. Schon werden neue Namen gehandelt. Einer davon: Tim Burnette.

Kirchheim. Wehmut hat selten Platz im knallharten Profigeschäft. Am Samstag vor einer Woche dürfte sie in der Sporthalle Stadtmitte trotzdem manch einen beschlichen haben. Der Aufsteiger aus Gotha war zu Gast und mit ihm Ahmad Smith. Der letztjährige Kirchheimer Spielmacher ist auch Monate nach seinem Abschied allgegenwärtig. Warum, das wurde bei der 85:92-Niederlage gegen die Rockets deutlich: Während Smith gewohnt umsichtig die Strippen im Spiel des Aufsteigers zog, verlor man im Kreativzentrum der Kirchheimer in der Schlussphase mal wieder Kopf und Faden. Nicht zum ersten Mal zeigte sich: Dem Führungs-Duo Cedric Brooks und Chris Alexander fehlen jene Spielmacher-Qualitäten, die Smith im vergangenen Jahr verkörperte. Beide sind zwar die erwartet abgezockten Scorer, geben jedoch allzu schnell das Heft aus der Hand und offenbaren obendrein erschreckende Schwächen in der Defensive. 759 Punkte in acht Spielen – soviel wie die Kirchheimer hat sich kein anderes Team bisher eingefangen.

„Uns fehlt ein echter Leader“, beschreibt Sportchef Michael Schmauder das Grundübel, dem man nun entschlossen an die Wurzel gehen will. Heute Abend bereits tagt turnusgemäß die Gesellschafterversammlung, von der man sich eine schnelle Reaktion erhofft. Ein Name steht dabei ganz oben auf der Wunschliste: Tim Burnette. Der US-Pointguard war von 2006 bis 2008 Topscorer in Kirchheim, spielte danach unter anderem in Osnabrück und zuletzt in Würzburg in der BBL, wo er im Frühjahr ohne Vertrag blieb. Nach einem kurzen Abstecher in die österreichische Liga und einer Verletzungspause im Sommer landete der 30-Jährige in Ludwigsburg, wo die Vertragsverhandlungen ebenfalls scheiterten. Burnette war in Kirchheim in den vergangenen drei Jahren schon mehrfach Thema. Meist jedoch fehlte das nötige Geld. Würde man sich diesmal einig, könnte er schon am Donnerstag beim kurzfristig angesetzten Testspiel in Tübingen und am Samstag im Heimspiel gegen Aufsteiger Vechta dabei sein.

Dass damit alle Probleme gelöst sind, glaubt indes niemand: „Wir haben Handlungsbedarf auf zwei bis drei Positionen“, stellt Michael Schmauder ernüchtert fest. Der nach dem Verschwinden von Ziyed Chenoufi kurzfristig nachverpflichtete Kosta Karamatskos hat sich bisher als Totalausfall erwiesen. Für Cooper Land gilt dies zumindest was die Defensive betrifft. Die bewährten Kräfte, so scheint es, wechseln sich mit schöpferischen Pausen in schöner Regelmäßigkeit ab. Sei es Cedric Brooks, der nach jeder Galavorstellung abzutauchen pflegt, Sebastian Adeberg, dessen Trainingsdefizit zumindest Einfluss auf die Konstanz zu haben scheint, oder wie zuletzt Radi Tomasevic, der nach glanzvollem Saisonbeginn am Sonntag in Essen völlig abgemeldet war. Er steht sinnbildlich für die momentane Krise: Wenn‘s nicht läuft, kommt‘s meistens noch dicker. Dass der fintenreiche Kapitän in drei der vergangenen vier Spiele trotz harter Attacken kein einziges Foul zugesprochen bekam, macht nachdenklich: „Vielleicht haben manche Schiedsrichter ein Problem damit, dass ich wieder guten Basketball spiele“, sagt er. Der Teamgeist blieb durch die Negativserie zumindest unbeschadet, wenn man dem Kapitän glaubt. „Klar gehen vier Niederlagen nicht spurlos an dir vorüber“, räumt er ein. Die Moral in der Mannschaft sei jedoch intakt. „Wir müssen defensiv mehr arbeiten, dann finden wir auch zu unserem alten Spiel mit Fastbreaks zurück.“

Seinem Trainer dürfte er damit aus dem Herzen sprechen. Der sieht sich in seiner Meinung bestätigt, dass die gesamte Liga einen Schritt nach vorn gemacht hat. Die Zahl der US-Amerikaner, die in der ersten Liga ohne Vertrag blieben und nun ihr Glück in der Pro A suchen, hat sich nach der Verschärfung der Ausländerregel in der BBL deutlich erhöht. „Wir haben offensichtlich in diesem Jahr nicht die Mittel, um dagegen zu halten“, sagt Frenkie Ignjatovic, der allerdings warnt: „Panik-Aktionen bringen uns nicht weiter.“

Was die Stärkung der Spielmacherposition betrifft, sind sich Trainer und Management einig. Bei weiteren Schritten will man Ruhe bewahren. Die kommenden Wochen werden das eine oder andere neue Gesicht mit sich bringen, soviel scheint fest zu stehen.