Kirchheim. Wenn Ralf Rueff mit nur einem Satz antwortet, kann etwas nicht stimmen. Glänzte der 44-jährige Noch-Trainer des VfL im bisherigen Saisonverlauf stets mit wortreichen Ausführungen, sind seine Statements nach dem seit vergangenen Freitag durch das 0:2 gegen Gmünd besiegelten Abstieg auffallend knapp. Befragt nach seiner Rolle bei den Planungen für die kommende Saison, sagt er nur: „Das Ding ist für mich durch.“
Soll heißen: Der VfL geht mich nichts mehr an. Am endgültigen Verbandsliga-Knock-out dürfte seine Dünnlippigkeit nicht liegen. Dafür war die Lage bereits vor dem Gmündspiel zu aussichtslos. Was Rueff zum Resignieren und schließlich auch zum Anfang vergangene Woche verkündeten Rücktritt brachte, war vielmehr der seit Wochen anhaltende Schwebezustand rund um die Mannschaft. „Vielleicht hätte ich früher auf Fakten drängen sollen“, analysiert er.
Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr, dass die Verantwortlichen zu spät das Gespräch mit den Spielern über deren Zukunft beim VfL gesucht haben. Ein Versäumnis, das bis heute niemand erklärt hat und das nun Rueffs Nachfolger, Andreas Gerstenberg, ausbaden muss. „Es hängt noch relativ viel in der Luft“, beschreibt der bisherige Trainer der zweiten Mannschaft den Status quo in Sachen Personalplanung. Aus dem aktuellen Verbandsligakader, dem zuletzt auch Kapitän Marcel Helber den Rücken kehrte, hat Gerstenberg gerade mal drei definitive Zusagen für die Landesliga. Solange nichts schriftlich fixiert ist, will er jedoch keine Namen nennen. Fest steht momentan nur, dass mit Nick Köber und Daniel Cisternino zwei Spieler aus der Bezirksligatruppe aufrücken werden. Außerdem konnte Gerstenberg zwei von vier U 19-Spielern zum Bleiben bewegen. Mustafa Koc und Hüseyin Cetin werden auch in der nächsten Spielzeit ihre Kickstiefel für die Blauen schnüren.
Ansonsten grast der Eislinger momentan alleine den Transfermarkt ab – Gerstenberg hat noch keinen Sportlichen Leiter für die kommende Saison an seiner Seite. „Ich bin auf der Suche, aber bevor ich keinen finde, mache ich das eben alleine“, sagt er, der trotz der widrigen Umstände optimistisch ist. „Ich gehe stark davon aus, dass wir kommende Saison zwei schlagkräftige Mannschaften in der Landesliga und der Bezirksliga stellen werden.“ Was deren Ambitionen angeht, gibt er sich jedoch keinen Illusionen hin. „Um den Aufstieg werden wir kaum mitspielen. Ziel ist, den freien Fall zu stoppen.“ Gleichzeitig schwört er das anspruchsvolle Umfeld auf magere Zeiten ein. „Wenn wir die nächsten fünf Jahre Landesliga spielen, dann ist das nun mal so.“
Mit dieser Einstellung rennt der designierte Trainer bei der Vereinsvorsitzenden offene Türen ein. „Für mich ist der Abstieg kein Beinbruch. Davon geht die Welt nicht unter“, bekennt VfL-Chefin Doris Imrich, die trotzdem von einer schwierigen Situation spricht. „Wie es weitergeht, ist nun erst mal Sache der Abteilung, da will ich keinen Einfluss nehmen.“
Fabian Preuß, seit Juli vergangenen Jahres an der Spitze der VfL-Fußballer, ist urlaubsbedingt dieser Tage nicht erreichbar – ein Umstand, der das Dilemma der Blauen aber ohnehin besser abbildet, als jedes Statement. Preuß ist als Vater von vier Kindern auf die Ferien angewiesen, macht den Job als Abteilungsleiter ebenso ehrenamtlich wie seine rechte Hand Frank Sedlmayer und der Sportliche Leiter Markus Brühl. Dass alle drei beruflich stark eingespannt sind, haben sie mit Funktionären in nahezu jedem Verein gemeinsam. Der Unterschied liegt darin, dass beim VfL auch das rührigste Engagement die Funktionärslücke, die nach der von bezahlten Kräften geprägten Mosolf-Ära entstanden war, nicht schließen konnte.
Gleichzeitig verdichten sich jedoch auch Hinweise, dass Preuß & Co. helfende Hände im Vertrauen auf ihre eigenen Fähigkeiten leichtfertig ausgeschlagen haben. So will sich Vereinsikone Nobby Krumm vor Saisonbeginn ebenso angedient haben wie zur Winterpause der Vater und der Onkel von Spieler Deni Kalfic, die in der lokalen Szene bekannten Mato und Branko Kalfic.
Und auch die Personalie Christopher Eisenhardt wirft im Nachhinein Fragen auf. Der langjährige VfL-Kapitän, der nach dem Oberliga-Aus 2011 beim FC Frickenhausen anheuerte, war vergangene Woche als Spielertrainer ins Gespräch gebracht worden. „Ich hätte mir das gut vorstellen können und sicher auch den einen oder anderen zu einer Rückkehr nach Kirchheim bewegen können“, sagt der 29-Jährige. Nachdem sich jedoch niemand bei ihm gemeldet hatte, verlängerte Eisenhardt nun um ein Jahr beim FCF.