Kein Platz unter den Top 30 - sein selbst gestecktes Ziel hat Mountainbiker Manuel Fumic beim Weltcup im tschechischen Nove Mesto na Morave nicht erreicht. Trotzdem war der Kirchheimer sichtlich zufrieden, um nicht zu sagen glücklich. Und das trotz Platz 45 für einen, der in seiner Karriere häufig um das Podium mitgefahren ist - wie kommt’s?
Zum einen ist da der Sieg seines Teamkollegen und Freundes Henrique Avancini. Der Brasilianer bescherte dem Cannondale Factory Racing Team den ersten Weltcup-Sieg im Cross-Country seit seiner Gründung im Jahr 2010 - und das im Sprint gegen Weltmeister Nino Schurter: „Ave“, wie Fumic den 31-jährigen Avancini nennt, „ist so etwas wie ein kleiner Bruder für mich geworden, seit er bei uns im Team ist.“
Aber man merkt Fumic auch die Freude an, nach dem heftigen Trainingssturz im März und der Blinddarmoperation Anfang September endlich wieder ein Rennen zu Ende gefahren zu sein. Vor ein paar Wochen noch hatte er bei einem kleineren Wettkampf in Tschechien vorzeitig aufgeben müssen. „Mein großes Ziel war, hier in Nove Mesto am Start zu stehen“, betont er.
Aber er wäre nicht Manuel Fumic, hätte er sein Ziel nicht höher angesetzt als einfach nur durchzukommen. Beim ersten von den beiden in Tschechien ausgetragenen Weltcups am Donnerstag hatte es noch nicht geklappt: Fumic stürzte und fiel ausgerechnet auf die vom Trainingsunfall im März lädierte Seite. Die Schmerzen schockten den 38-Jährigen. „Ich dachte zunächst, da ist wieder was kaputt gegangen“, erinnert er sich. Doch die Team-Physios konnten schnell Entwarnung geben: Die Muskeln hatten sich als Reaktion auf den Sturz vom Frühjahr „nur“ so verkrampft, dass Fumic kaum noch laufen konnte.
Doch die Hände der Spezialisten machten ihn schnell wieder fit. So fit, dass er bereits am nächsten Tag wieder das Shorttrack-Rennen über knapp 20 Minuten bestreiten und überraschend mit der schnellsten Runde des Tages im Sprint der Spitzengruppe den fünften Platz belegen konnte. Damit hatte sich Fumic für einen Startplatz aus der ersten Reihe beim Rennen über die Olympische Distanz am Sonntag qualifiziert. „Ich hatte einen wahnsinnig guten Start, musste dann aber feststellen, dass mir die Rennhärte fehlt.“ Ihm war klar, dass er die Spitze nicht würde halten können. Bis auf Platz 50 fiel er innerhalb der ersten 20 Rennminuten zurück, ehe er sich wieder fing und mit konstanten Rundenzeiten auf Platz 45 nach vorne schob.
„Heute konnte man richtig durchziehen“, beschrieb Manuel Fumic die gegenüber Donnerstag deutlich besseren Streckenverhältnisse im Biathlon-Stadion von Nove Mesto, in dem wegen Corona offiziell keine Zuschauer zugelassen waren. Aber einige Zaungäste und „Pilzesammler“ hatten dennoch den Weg in den nicht abgesperrten Teil des Waldes mit seinen Felspassagen und den langen, gut einsehbaren Anstiegen gefunden und sorgten dort bei spätsommerlichen Temperaturen für deutlich mehr Stimmung als noch am herbstlich-ungemütlichen Donnerstag - zwar nicht vergleichbar mit den zehntausenden Zuschauern, die in den Vorjahren die Strecke säumten. Doch das Rennen hatte deutlich mehr Atmosphäre als das Geister-Event am Donnerstag.
Vertrag um ein Jahr verlängert
Der 45. Platz, oder vielleicht auch eher das regulär durchgefahrene Rennen, sorgte bei Manuel Fumic auch für Zuversicht für das Rennen bei der Weltmeisterschaft am kommenden Samstag in Leogang im Salzburger Land. „Ich erwarte, dass ich bis dahin einen weiteren Schritt nach vorne mache. Seit meinem Sturz im März habe ich mich von Woche zu Woche nach oben gehangelt. Jetzt hoffe ich, dass das auch in der WM-Woche so weitergeht und ich da noch ein paar Plätze gutmachen kann.“
Aber eigentlich hat Fumic das Seuchenjahr 2020 bereits abgehakt. „Letzte Woche habe ich noch für ein Jahr bei Cannondale unterschrieben“, lässt Fumic wissen, „im Olympiajahr haben Ave und ich noch einige Ziele.“ Zum Beispiel das Cape Epic in Südafrika, eines der härtesten Etappenrennen der Welt, das als „Tour de France der Mountainbiker“ gilt. „Darauf freue ich mich wahnsinnig“, blickt der 38-jährige Familienvater trotz aller Rückschläge positiv voraus.