Lokalsport
Zoltan Sebescen: Spaßkick sorgt für Gänsehaut-Atmosphäre

Fußball Rund 500 Fans verfolgen das Abschiedsspiel des ehemaligen Profis in Wendlingen. Von Reimund Elbe

Wendlingen. Die letzten Meter brachten die emotionalsten Momente: Als Zoltan Sebescen am Samstagnachmittag gegen 16.30 Uhr auf dem Rasenplatz im Sportpark Speck durch ein Spieler-Spalier Richtung Seitenlinie marschierte, gab es nicht nur warmen Applaus. „Die ein oder andere Träne“ habe er schon verdrückt, gestand der einstige Champions-League-Finalist. 15 Jahre nach dem Ende seiner Profikarriere schloss sich damit offiziell der Kreis als Fußballer mit dem Spaßkick zwischen Bezirksliga-Aufsteiger TV Unterboihingen und der Traditionsmannschaft von Bayer Leverkusen.

„In solch einem speziellen Moment geht einem vieles durch den Kopf – was du alles erlebt hast, aber auch wie sich die Gegenwart darstellt“, berichtete Jens Nowotny aus eigenem Erfahrungsschatz. Der 48-fache deutsche Nationalspieler, inzwischen 49 Jahre, hatte 2007 die Bühne ebenfalls mit einem Abschiedsevent verlassen: Beim Ausstand im Karlsruher Wildparkstadion vor 20 000 Zuschauenden mischten damals unter anderem Kickerkollegen des deutschen „Sommermärchen“-Nationalteams von 2006 mit.

An Fußball-Prominenz mangelte es auch in Wendlingen nicht. Neben Nowotny liefen unter anderem mit dem ehemaligen kroatischen Nationalspieler Marko Babic, Carsten Baumann und Marcus Feinbier weitere bekannte Kicker vergangener Bundesligazeiten auf. Insbesondere der Auftritt von Thomas Brdaric sorgte für eine Überraschung. „Bis vor wenigen Tagen war ich ja noch in Indien als Trainer tätig“, erläuterte der gebürtige Nürtinger. Nach seiner unerwarteten Demission trotz sportlichen Erfolgs beim Chennaiyin FC war der einstige Torjäger früher als gedacht nach Deutschland zurückgekehrt. „Die Wege von Zoltan und mir haben sich öfters gekreuzt“, erinnerte sich Brdaric; umso mehr freue es ihn, „zu einem angemessenen Rahmen bei seinem Abschied beigetragen zu haben.“ Dass die Karriere des Kollegen nun auf diese Weise im Schwabenländle ende, sei natürlich „besonders schön“, betonte der einstige Oberligakicker des VfL Kirchheim.

Besonders bemerkenswert der Nachmittag auch deshalb, weil Söhne der einstigen Profis eingewechselt wurden: Noah Sebescen, Lance Brdaric, Niklas Nowotny. Der Sebescen-Spross sorgte dabei für Sonderbeifall. Kurz nach seiner Einwechslung passte er den Ball auf seinen Vater, der zum 3:0 für den TVU (Endstand 7:6) vollendete. Später trug sich der Junior – wie der Vater teils im Unterboihinger, teils im Leverkusener Trikot auf dem Platz – vor den rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauern zudem noch selbst in die Torschützenliste ein.

Das 1:0 im Match hatte zuvor einer besorgt, der die Wettbewerbskickerei ab sofort auch ruhen lässt. „Ich habe in den nächsten Jahren andere Prioritäten“, erklärte Migel Horeth. Über Zoltan Sebescen wusste der Unterboihinger Fußballer nur Gutes zu berichten. „Ein toller Mensch, ein super Spieler“, sei der einstige Profi, dessen Punktspiel-Karriere beim TV Unterboihingen weit in den Vierzigern seinen Schlusspunkt gefunden hatte.

Daniel Zeller blickte nach dem Schlusspfiff munter drein. Der Multifunktionär hatte nicht nur maßgeblich das Match im Orgateam mit vorbereitet, sondern agierte, unter einem Schirm vor praller Sonne geschützt, auch als Stadionsprecher. „Keiner hat sich verletzt, alle hatten Spaß, alles hat reibungslos funktioniert“, konstatierte der Sportliche Leiter des TVU.

Zoltan Sebescen war zu diesem Zeitpunkt ebenso ein gefragter Mann. Autogramme, Interviews, Shakehands sowie Umarmungen mit Bekannten, Verwandten sowie den ehemaligen Wegbegleitern auf Sportplätzen Europas. Ganz werde er die Kickerei nicht sein lassen, verdeutlichte der Verabschiedete. Zum einen wolle er dem TV Unterboihingen auch in Zukunft beratend zur Verfügung stehen, zum anderen vielleicht noch die ein oder andere Trainingseinheit absolvieren. „Ich hoffe, dass ich auch drei- bis viermal pro Jahr für die Leverkusener Traditionsmannschaft gegen den Ball treten kann“, so Sebescen.

Sein Schlusswort: „Wenn ich mir hätte wünschen dürfen, wie mein Abschiedsspiel aussehen soll, dann genau so: familiär, mit Freunden, Weggefährten aus der alten Zeit, mit den TVU-Fußballjungs.“