Lokalsport
Zurück in die Zukunft auf der Bissinger Meile

Radsport Die Bissinger Meile wird überraschenderweise wieder in einem digital dominierten Modus durchgeführt. Das Zeitfenster für die Teilnahme ist noch bis 21. Mai geöffnet. Von Reimund Elbe

Der Klassiker kehrt zurück ins Sonderformat: Statt des eintägigen Sportevents am mit sportlicher und gesellschaftlicher Note, wird es die Bissinger Meile anno 2023, wie zu Haupt-Coronazeiten, in einer auf über zwei Wochen gestreckten Variante geben – zum dritten Mal binnen vier Jahren. Nix wird’s folglich mit der Bissinger Meile alter Schule, wie sie am Dachsbühl Akteure wie Applaudierende bis 2019 kannten.

War 2020 und 2021 die Pandemie ursächlich für das Ausweichen, gibt es dieses Mal eine andere wesentliche Ursache: die Häufung von Veranstaltungen in der 3500-Einwohner-Gemeinde am Fuße der Teck. „Zum einen bauen wir in diesem Jahr unsere Vereinsmeisterschaften im Mountainbike-Fahren stark aus, zum anderen feiern wir im Klub ein großes Jubiläum“, begründet Falk Meyer aus der Vorstandschaft des TV Bissingen den etwas überraschend wirkenden Schritt, auf das Eintages-Spektakel mit Festzelt, guter Laune und reichlich Small Talk am Streckenrand wegen personellen Kapazitätsengpässen zu verzichten. „Drei Events hätten wir in diesem ereignisreichen Jahr nicht stemmen können, deshalb haben wir uns nach reiflicher Überlegung entschieden, wieder zurück auf die digitale Variante zu gehen“, betont Meyer. Zurück in die Zukunft sozusagen. Am 1. Juli steigt das 125-jährige Jubiläum des TV Bissingen, rund zwei Wochen später die Klubmeisterschaft der Alpin- und Radsportabteilung. „Im Moment trainieren jeden Freitag über 70 Kinder in sechs Gruppen“, berichtet der langjährige Meile-Mitorganisator Andreas Henssler.

Wie bei der damaligen Corona-Notlösung, spielt die Strava-App erneut eine maßgebliche Rolle. Interessierte können sich die Tracking-App herunterladen, sich registrieren, damit die Basis fürs Mitfahren schaffen. Grundprinzip: Die Starterin oder der Starter absolviert in Eigenregie die rund 1600 Meter lange, mit rund 100 Höhenmetern versehene Radstrecke. Per GPS-Signal werden die Zeiten jeweils erfasst, auf einer von den Bissingern betreuten digitalen Liste online abgelegt. Seit Samstag ist das Zeitfenster geöffnet, das am 21. Mai schließt. „In diesem Zeitkorridor kann man die Meile in Angriff zu nehmen und in die Wertung zu kommen“, sagt Meyer, „egal ob tags oder nachts“.

Ansonsten bleibe Weiteres wie gehabt: Es gibt verschiedene Wertungen, unter anderem eine E-Bike-Kategorie, dazu Pokale für die jeweils Klassenschnellsten. 2.27 Minuten lautet der Streckenrekord im Strava-Modus, 2.31 Minuten in der früher gängigen Variante. Beide Marken hält Weilheims Radprofi Jannik Steimle. 

Die schnelleren Zeiten der Strava-Variante erklären sich insbesondere durch eine Besonderheit: Statt aus dem Stand, wie ansonsten bei der Bissinger Meile vorgeschrieben, gilt bei der Eigenregie-Fahrt der fliegende Start als legitime Option - was laut Insidern einen Zeitvorteil von mindestens zwei bis drei Sekunden bringen kann. Befürchtungen, der Schritt zurück in die digitale dominierte Meile könnte schleichend das Ende des Radsport-Lokalevents in der traditionellen Form sein, zerstreut Falk Meyer zumindest teilweise: „Wir werden künftig immer im Winter festlegen, wie wird die Bissinger Meile im Frühjahr durchführen werden – ob als Eintagesveranstaltung oder in der diesjährigen Form“. 

Den Strava-Club „Bissinger Meile“ erreicht man im Netz unter
www.strava.com