Kirchheim. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Wegen einer Zerrung in der Wade verzichtet Kirchheims Sprint-Ass Tobias Unger vorsorglich auf einen Start bei den bayrischen Hallenmeisterschaften am kommenden Wochenende in München. „Lieber gehe ich auf Nummer sicher, als dass daraus eine richtig ernste Sache wird“, betont er.
Kein Wunder: Schließlich soll die Rückkehr zur alten Liebe in diesem Jahr nicht gefährdet werden - Tobias Unger will nach dem letzten 200-Meter-Wettkampf vor knapp zwei Jahren in Sindelfingen endlich wieder auf seiner Paradestrecke angreifen, hat darum mit seinem langjährigen Trainer Micky Corucle sämtliche Lauf- und Kraftübungen entsprechend umgestellt.
Angst, dass die mehrfach operierten Achillesfersen, die in den vergangenen Jahren immer wieder ein Comeback auf der halben Stadionrunde verhindert hatten, sich erneut bemerkbar machen könnten, hat Unger nicht. „Die Vorfreude auf die Rückkehr ist ehrlich gesagt größer als das Bangen wegen des Risikos“, lacht er und betont gleichzeitig, dass die aktuell im Training in Kirchheim erlittene Zerrung nicht auf das veränderte Übungsprogramm zurückzuführen sei. „Ich vermute, dass es wegen der Kälte war.“
Statt am Wochenende also wie ursprünglich geplant seinen 60-Meter-Titel bei den bayrischen Meisterschaften zu verteidigen, tritt das Aushängeschild der LG Stadtwerke München im Training ein bisschen kürzer. „Sprünge und lockere Läufe konnte ich unter der Woche schon wieder machen“, freut er sich.
Den Hallenaufgalopp soll‘s dann am 27. Januar beim Meeting in Chemnitz über 60 Meter geben. Dort bekommt es Unger unter anderem mit dem französischen Hallen-Rekordhalter Ronald Pognon sowie dem Briten Craig Pickering und US-Boy Rae Edwards zu tun - um da mitzuhalten, müsste Unger schon in den Bereich der DLV-Norm für die Hallen-EM von 6,66 Sekunden laufen. Seine persönliche Bestzeit steht bei 6,60, datiert aus dem Jahr 2005.
Ein Ticket für die Kontinentaltitelkämpfe zu ergattern, die vom 4. bis 6. März in Paris stattfinden, ist allerdings nicht Ungers vorrangiges Ziel in der anstehenden Hallensaison. Der Fokus liegt klar auf der gezielten 200-Meter-Vorbereitung für die Freiluftwettkämpfe. Einen ersten Belastungstest diesbezüglich gibt‘s am 5. Februar beim Sparkassen-Cup in der Stuttgarter Schleyerhalle, wo der „Schwabenpfeil“ einen Doppelstart über 60 und 200 Meter anpeilt. Eine Woche später (13. Februar) geht‘s zum Meeting nach Karlsruhe, ehe am 26./27. Februar in Leipzig der 60-Meter-Titel bei den deutschen Meisterschaften verteidigt werden will.
Zwischen all diesen Terminen spult Unger übrigens auch fleißig sein Studienpensum ab, Montag und Donnerstag sind mittlerweile fest fürs Büffeln reserviert. Aus gutem Grund: „Bis Weihnachten will ich meinen Abschluss in der Tasche haben.“
Auf dem Weg zum Bachelor für Sport- und Gesundheitsförderung steht demnächst auch eine Lehrprobe an: Unger soll hüftleidenden Krankenhauspatienten in Tübingen richtiges Dehnen beibringen - ein erster Schritt mit dem zweiten Standbein, das Unger womöglich bereits nächstes Jahr brauchen wird. „Gut möglich, dass nach der Olympiade in London Schluss ist“, sagt er, der zum sogenannten Topteam für die Spiele 2012 zählt.
Bleibt er bis dahin verletzungsfrei und schafft die entsprechenden Normen, wäre es für ihn die dritte Olympia-Teilnahme in Folge - Grund genug, um motiviert ins neue Jahr zu gehen. „Solange ich spüre, dass ich fit genug für Endläufe bin, bin ich natürlich auch motiviert“, sagt er.