Kirchheim. Die Liga schafft Platz. Für mehr öffentliches Interesse, für mehr Zuschauer. Die Rockets aus Gotha ziehen von der „Blauen Hölle“ in die Erfurter Messehalle um, die Kölner Rheinstars machen die Lanxess-Arena mit ihren 18 000 Plätzen endgültig zum festen Heimspielort und rechnen dort immerhin mit 4 000 Zuschauern. Spielstätten für deutlich weniger als 2 000 Besucher gibt es außer in Kirchheim fortan nur noch in Baunach, Hanau, Ehingen und Heidelberg. Wobei am Neckar inzwischen feststeht, dass gebaut wird. In zwei Jahren, so die Pläne der Stadt, soll die neue Arena mit 5 000 Plätzen bezugsfertig sein.
Die Zweiklassengesellschaft in der Pro A besteht also fort. Einziger Unterschied: Die strukturschwachen Standorte werden weniger. Was das sportlich bedeutet, war selten schwerer zu beurteilen, als vor dieser Saison. Mit den beiden BBL-Absteigern MBC und Crailsheim, die dank eines nach wie vor erstligatauglichen Etats den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen, gibt es naturgemäß zwei Topfavoriten. Ein einsames Rennen ist dennoch kaum zu erwarten, denn dafür ist die Konkurrenz in diesem Jahr eindeutig zu stark.
Der Wartesaal auf den Zug in Richtung erste Liga wird voller. Immer mehr Klubs haben in den vergangenen Jahren hartnäckig an den Voraussetzungen für den Aufstieg gearbeitet und bekennen sich auch offen zu diesem Ziel. In Gotha war man bereits im vergangenen Jahr bereit zum Sprung. In Köln und beim Traditionsklub in Trier, wo 2015 ein Vierteljahrhundert Erstliga-Geschichte ein vorläufiges Ende fand, übt man zumindest fleißig. Auch das Hamburger Modell, von den einen mit Spannung verfolgt, von den anderen zum Retorten-Projekt gestempelt, soll über kurz oder lang in der Erstklassigkeit münden. Dazu passt der jüngste Coup der Hanseaten: Am Wochenende wechselte Forward Marc Liyanage vom achtmaligen deutschen Meister Alba Berlin an die Elbe.
Vereine wie Chemnitz oder der letztjährige Aufsteiger aus Hanau verbindet das Unberechenbare. In anderen Worten: zwei Mannschaften, denen alles zuzutrauen ist. Vor allem die White Wings gehen personell gestärkt in ihr zweites Jahr in der Pro A. Namen wie Julian Albus, der aus Tübingen kam, oder der Ex-Würzburger Ruben Spoden lassen auf ein neues Selbstverständnis bei den Hessen schließen, die mit Jordan Wild inzwischen auch ein bekanntes Kirchheimer Gesicht in ihren Reihen haben. Wenn Trainerfuchs Simon Cote den Klassenerhalt als Saisonziel ausgibt, klingt das in den Ohren der meisten Experten gewaltig nach Tiefstapelei.
Bleiben jene Teams, denen man die Sorge abnimmt, ohne dass sie damit leichter auszurechnen wären. Frenkie Ignjatovic und seine Heidelberger sind wohl das, was sie in der Vergangenheit so häufig waren: ein Kandidat fürs Mittelfeld. Auffallend ist, dass selbst ein Aufsteiger wie Dresden oder der Viertletzte des Vorjahres aus Paderborn unverhohlen von den Play-offs reden. Zumindest in Paderborn klingt das wie das Pfeifen im Walde. Schließlich gehen die Westfalen nicht nur ohne gravierenden Personalumbau, sondern auch ohne ihren bisherigen Hauptsponsor in die neue Saison. Baunach dagegen hat schon im vergangenen Jahr gezeigt, dass die Finalrunde in Reichweite liegt. Das Bamberger Farmteam bleibt ein unberechenbarer Gegner, auch wenn mit Obst, Thiemann, Schmidt und Sanders das Grundgerüst des Vorjahres weggebrochen ist. Die beiden Sorgenkinder aus wirtschaftlicher Sicht erwartet ein Jahr der Konsolidierung: Essen und Nürnberg bleibt nur, die Not zur Tugend zu erheben. Sprich: auf den Nachwuchs zu setzen. In Ehingen ist das ohnehin seit jeher Programm.